Kommentar
15:42 Uhr, 07.03.2006

Neuaufträge füllen Auftragsbücher zum Jahresbeginn

1. Die deutsche Industrie präsentiert sich in einer glänzenden Verfassung. Die Auftragseingänge nahmen im Januar um 1,4 % mom zu. Das entsprach nahezu den Prognosen (Bloomberg: 1,3 % mom, DekaBank: 1,5 % mom). Doch nicht nur der Januar zeigte sich stark, auch der Dezember ist nach einer spürbaren Aufwärtsrevision auf -0,3 % mom robuster gewesen als ursprünglich vermeldet (-1,6 % mom). Das Vorjahresniveau wird daher kalender- und saisonbereinigt um stattliche 10,6 % übertroffen.

2. Schon die Stimmungsindikatoren kündeten von einer starken Grundtendenz bei den Auftragseingängen. Hinzu kamen wieder einmal überdurchschnittliche Großaufträge. So hatte schon der VDMA für die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer solche „Big Tickets“ gemeldet. Die entsprechenden Auftragseingänge nahmen um 7,5 % mom zu. Doch auch die Automobilindustrie freute sich über stattliche Großaufträge (11,7 % mom). Beide Branchen zählen in der Abgrenzung der amtlichen Statistik zu den Investitionsgüterproduzenten, deren Auftragseingänge um 4,3 % mom zulegten. Diese Großaufträge sind überwiegend aus dem Ausland gekommen, denn die Inlandsnachfrage stagnierte, während die Exportorders um 7,3 % mom zulegten. Die Produzenten von Vorleistungsgütern mussten Einbußen bei den Auftragseingängen um 2,4 % mom hinnehmen, wobei nach den guten Vormonaten die Nachfrage aus dem In- wie auch aus dem Ausland schwach war. Die Konsumgüterproduzenten schließlich verzeichneten ein Orderplus von 0,6 % mom.

3. Alles zusammen genommen expandierten die Auslandsaufträge der Industrie um 3,3 % mom. Seit diesem Monat unterteilt das statistische Bundesamt die Auslandsaufträge in die Regionen Europäische Währungsunion (EWU) und Nicht-EWU, die Unterscheidung in Ost- und Westdeutschland entfällt dafür. Es zeigte sich, dass die Nachfrage aus der EWU im Januar nach einem starken Vormonat um 1,8 % mom zurückging, während aus dem Nicht-EWU-Raum 8,2 % mom mehr Aufträge kamen.

4. Die heute ebenfalls veröffentlichten Industrieumsätze stagnierten im Januar. Das bestätigt uns – trotz der starken Auftragseingänge – in unserer im Vergleich zum Bloomberg-Konsensus etwas defensiveren Prognose für die Produktionstätigkeit in Deutschland (+0,9 % mom). Die Umsatzdaten sind weniger schwankungsanfällig als die Auftragseingänge und geben daher wertvolle Hinweise.

5. Nichtsdestotrotz zeigt sich die deutsche Industrie in einer hervorragenden Verfassung. Die ohnehin schon sehr gut beurteilten Auftragsbestände haben sich durch die Neuaufträge weiter erhöht und sichern die Produktion in den kommenden Monaten gut ab. Das erste Halbjahr 2006 sollte daher ein erfreuliches werden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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