Netzagentur will Regionen mit hohem Solar- und Windausbau entlasten
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
BERLIN (Dow Jones) - Die Bundesnetzagentur hat vorgeschlagen, Stromkunden in Regionen mit hoher Solar- und Windenergieenergieerzeugung bei den Netzentgelten zu entlasten. Ein entsprechendes Eckpunktepapier zur Verteilung der Mehrkosten ab frühestens 2025 hat die Behörde am Freitag veröffentlicht. Diese Entlastung in einigen Regionen soll gegenfinanziert werden durch eine Kostenverteilung auf alle Stromkunden in Deutschland. Besonders Brandenburg und Schleswig-Holstein sollen von den Entlastungen profitieren.
Aktuell entstehen Netzbetreibern in Regionen mit viel erneuerbarer Stromerzeugung besonders hohe Kosten, die diese über Netzentgelte an Stromkunden weiterreichen. Sie sollen nun entlastet werden, indem die Mehrkosten durch den Ausbau bundesweit und nicht wie aktuell regional verteilt werden.
"In Regionen, die deutlich mehr Strom erzeugen sie als verbrauchen, entstehen für den Umbau der Netze erhebliche Kosten. Gleichzeitig versorgt der Strom nicht nur die Region, sondern ganz Deutschland. Die Netzentgelte in diesen Regionen sollen sinken. Dies führt auf der anderen Seite zu überschaubaren zusätzlichen Kosten für alle Stromverbraucher in Deutschland", erklärte die Behörde.
Die Entlastung beträgt dem Vorschlag zufolge bezogen auf 2023 brutto rund 608 Millionen Euro. Entlastet werden vor allem Netzbetreiber in Brandenburg mit 217 Millionen Euro, Schleswig-Holstein mit 184 Millionen Euro, Sachsen-Anhalt mit 88 Millionen Euro, Mecklenburg-Vorpommern mit 44 Millionen Euro, Bayern mit 40 Millionen Euro und Niedersachsen mit 26 Millionen Euro.
Laut Bundesnetzagentur wären aktuell 17 Netzbetreiber berechtigt, ihre Mehrkosten auf die Stromkunden zu wälzen. Diese Netzbetreiber versorgen rund 10,5 Millionen Netznutzer. Bei den betroffenen Netzbetreibern würden die Netzentgelte um bis zu 25 Prozent sinken. Sie lägen damit meist unter und nur zum Teil noch leicht über dem Bundesdurchschnitt. Ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden im Jahr würde in den begünstigten Netzgebieten dadurch um bis zu 120 Euro im Jahr entlastet.
Im Gegenzug würden diese deutlichen Entlastungen der betroffenen Regionen mit kaum spürbaren zusätzlichen Kosten für alle Stromverbraucher gegenfinanziert werden. Ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr würde 8,40 Euro pro Jahr mehr zahlen.
Die Bundesnetzagentur will nach Beratungen über ihren Vorschlag im dritten Quartal 2024 die Verteilung der Mehrkosten erlassen. Die Regelungen über die Netzentgelte sollen dann frühestens zum 1. Januar 2025 in Kraft treten.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/mgo
Copyright (c) 2023 Dow Jones & Company, Inc.