NETFLIX - Fällt nach den 300 USD nun auch die 200-USD-Marke?
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Erwähnte Instrumente
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- Netflix Inc. - WKN: 552484 - ISIN: US64110L1061 - Kurs: 303,460 $ (NASDAQ)
Dass auch das Shorten alles andere als einfach ist, zeigt das Beispiel Netflix. Nach einer bärischen 2-Kerzen-Umkehrformation im Monatschart gab ich bereits im Juli ein Korrekturziel von 276 USD aus. Dieses bestätigte ich noch einmal im August. Die Krux: Noch vor Erreichen des Ziels bei 276 USD bzw. der vorgeschalteten Unterstützungszone bei knapp 300 USD setzte eine Erholung ein, bei der die Aktie temporär sowohl den analytischen Stopp als auch einen Trigger bei 378,75 USD überschritt, um im Anschluss doch noch impulsiv zu fallen und die Abwärtsziele abzuarbeiten. Also prima Gedanke, den Weg dorthin hatte ich aber direkter gesehen, als er letztendlich eingeschlagen wurde.
Der Fokus liegt nun weiterhin im Big Picture auf dem Support bei 276 USD. Sollte dieser per Wochen-, besser noch per Monatsschlusskurs signifikant unterboten werden, droht eine Fortsetzung bzw. Verschärfung der Abwärtsbewegung. Die nahezu ohne Konsolidierung abgelaufene Aufwärtsbewegung im Monat Januar könnte den Bullen dann zum Verhängnis werden. Wird sie rückabgewickelt, dürfte der Titel zügig in den Bereich 204,40 USD bis 190,00 USD zurückfallen. Dort verläuft auch der EMA50 im Monatschart. Aus aktueller Sicht würde erst ein Konter auf die bärische Oktoberkerze mit Kursen über 386,80 USD dieses Szenario unwahrscheinlicher werden lassen. Für die Bullen spricht noch der seit dem Jahr 2016 intakte Aufwärtstrend. Die Gegenbewegung ausgehend von der Trendlinie fiel bislang aber recht überschaubar aus. Die Bewertung der Aktie ist auch nach dem Kursürckgang immer noch astronomisch hoch.
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Jahr | 2017 | 2018e* | 2019e* |
Umsatz in Mrd. USD | 11,69 | 15,81 | 19,87 |
Ergebnis je Aktie in USD | 1,25 | 2,62 | 4,20 |
KGV | 243 | 116 | 72 |
Dividende je Aktie in USD | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Dividendenrendite | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % |
*e = erwartet |
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Netflix ist einfach viel zu überbewertet.
Nicht nur die Bewertung ist astronomisch hoch, es gibt auch andere Risiken:
Die Gegner schließen sich zusammen
Wie ich bereits in der letzten Analyse und einem Artikel zu Disney ausgeführt hatte, bekommt Netflix langsam immer stärkere Konkurrenz. Amazon Prime Video ist hinlänglich bekannt.
Andere Vorgänge werden vielen Anlegern wohl entgangen sein. Gemeinsam mit einigen der größten Content-Eigentümern hat sich eine breite Front gegen Netflix gebildet. Disney, Comcast und AT&T haben gemeinsam einen direkten Konkurrenten aufgebaut. Der Umsatz von Hulu lag im Vorjahr bereits bei mehr als 2,0 Mrd. USD und die Zahl der Nutzer stieg um 40% auf 17 Millionen.
Disney war bisher der größte Contentpartner von Netflix und wird seine Inhalte zukünftig abziehen und nur noch selbst vertreiben.
Das sollte man nicht unterschätzen, denn Disney hat eine weitaus größere Bibliothek als Netflix und gibt auch mehr für Content aus.
Darüber hinaus hat man 21st Century Fox übernommen und die ebenfalls an Hulu beteiligte AT&T hat sich Time Warner gesichert. Immer mehr Content befindet sich im Feindeslager und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis auch Comcast und AT&T die Inhalte abziehen.
Dieser Bereich war für Netflix aber der einzig profitable und hat die Eigenproduktionen mitfinanziert, denn dieses Business ist einfach. Man erhält Material und hat keine Herstellungskosten. Die Angebote werden gestreamt und die Erlöse teilt man sich mit den Eigentümern.
Bei den Eigenproduktionen sieht es allerdings anders. Man muss Milliarden investieren, um mitzuhalten. Zuvor ist aber unklar, ob eine Serie oder ein Film die Ausgaben auch wieder einspielt oder nicht. Und vor allem kommen die Einnahmen erst über Jahre hinweg und nicht sofort.
Am Ende könnte Netlifx wenig außer Eigenproduktionen bleiben. Mit jedem Partner der sich verabschiedetet, wird die Streaming-Bibliothek kleiner und der Service für die zahlenden Kunden unattraktiver.
Die Comcast-Tochter NBC plant gar einen Streaming-Service, der die Zuschauer bezahlt. Es klingt auf den ersten Blick absurd, könnte sich aber durch die Werbeeinnahmen refinanzieren.
Es gibt also durchaus handfeste Gründe, die gegen Netflix sprechen, ebenso wie es handfeste Gründe für das Unternehmen gibt.
Fundamentale Bewertung
Eine Einschätzung ist gar nicht so einfach, denn wie bewertet man ein Unternehmen, dass keinen Gewinn erzielt?
Warum der ausgewiesene Gewinn keiner ist, habe ich in der letzten Analyse ausführlich erklärt. Es ist aber äußerst simpel: Gibt ein Unternehmen, so wie Netflix, in einem Jahr rund 14 Mrd. USD aus, nimmt aber nur 11,7 Mrd. USD ein, dann hat es keinen Gewinn gemacht. Buchhaltungstricks hin oder her.
Versucht man es mit dem Cashflow, sieht es nicht besser aus. Selbst der operative Cashflow ist negativ und dementsprechend natürlich auch der freie Cashflow.
Man muss die Lage nicht schwarzmalen, es sind die Aussagen und Prognosen des Vorstands selbst. Nachdem im Vorjahr fast 2 Mrd. USD mehr ausgegeben wurden, als eingenommen, sollen es in diesem Jahr rund 4 Mrd. USD werden.
Der erwartete Fehlbetrag oder Verlust wird in diesem Jahr also voraussichtlich bei 4,0 Mrd. USD liegen und der Umsatz bei rund 16 Mrd. USD.
Es fällt sofort auf, wie groß der Verlust auch im Verhältnis zu den Einnahmen ist.
Wie kann man das Unternehmen also bewerten? Da weder ein Gewinn noch ein positiver Cashflow anfällt, bleibt nur das KUV und das liegt aktuell bei 10 und im Hoch waren es 13.
Netflix gehört nach diesem Maßstab auch nach dem Kurssturz noch zu den 25 teuersten Unternehmen im S&P 500. Doch fast alle anderen Unternehmen in dieser Riege erwirtschaften enorme Gewinne und haben mit die höchsten Margen überhaupt. Oder sind ebenfalls gehypte Börsenstars.
Doch vielleicht ist Netflix schlichtweg nicht mit anderen Unternehmen vergleichbar und nur an sich selbst messbar? Versuchen wir auch das. In den Jahren 2008 bis 2012 lag das KUV fast durchweg unter 2 (!!!) und im Durchschnitt der letzten fünf Jahre lag der Wert bei 6,3. Trotz Kurssturz beträgt das KUV derzeit fast 10.
Es gibt also keinen Maßstab, wonach Netflix nicht teuer ist, nicht mal an sich selbst gemessen.