Kommentar
08:39 Uhr, 22.03.2005

Negative Wochenbilanz an den Aktienmärkten

Leicht negative Wochenbilanz an den internationalen Aktienmärkten. Die Gewinnwarnungen von General Motors drückte spürbar auf die Stimmung der Anleger. Hinzu kam das unerwartet große US-Leistungsbilanzdefizit und das neue Rekordhoch beim Ölpreis, was erneut Sorgen über die amerikanische Konjunktur aufkommen ließ.

Die Aktienkurse an den amerikanischen Börsen mussten in den vergangenen Tagen Einbußen hinnehmen. Neben mehreren unerfreulichen Unternehmensnachrichten waren es uneinheitliche Signale von der Konjunktur sowie der Ölmarktbericht, die die Aktienmärkte deutlicher belasteten. Der Ölpreis erreichte mit einem Stand von 57,50 USD je Barrel (WTI) ein neues Rekordhoch. Auslöser war der Rückgang bei den amerikanischen Benzin- und Heizölvorräten, der die vorherige Fördererhöhung der OPEC in den Hintergrund drängte. Gleichzeitig enttäuschte der Rekordstand beim Leistungsbilanzdefizit, das in 2004 auf 665,9 Mrd. USD gestiegen ist und damit 5,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes betrug. Der Anstieg der Frühindikatoren von 0,1 Prozent und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe blieben ohne nennenswerten Einfluss. Am Freitag führte schließlich der schwächer als erwartete Konsumentenvertrauensindex aus Michigan zu neuerlichen Kurseinbußen.

Die Aktie von General Motors gab im Wochenvergleich über 16 Prozent nach und fiel zeitweise auf ein seit rund zehn Jahren nicht mehr erreichtes Niveau. Der weltgrößte Autobauer prognostizierte für das laufende Quartal rund 1,50 Dollar Verlust je Aktie vor Sonderposten, nachdem er bisher von einem ausgeglichenen oder besseren Ergebnis als zuvor ausgegangen war. Als Grund für die Korrektur wurden rückläufige Absatz- und Produktionszahlen in Nordamerika und ein noch härterer Preiskampf genannt. Konkurrent Ford musste trotz bekräftigter Quartalsprognose ebenfalls einen Kursrückgang hinnehmen. Unter Abgabedruck stand auch die Aktie von AIG. Der Vorstandschef des Versicherungskonzerns war letzten Montag nach mehr als 35 Jahren Amtszeit überraschend zurückgetreten. Er und der Finanzvorstand zogen damit die Konsequenz aus kürzlich aufgetauchten Bilanzunregelmäßigkeiten. Gute Unternehmenszahlen lieferten die Investmentbanken wie Morgan Stanley, allerdings wirkte sich dies wegen des insgesamt schwachen Umfelds nur bedingt auf die Kurse aus. Im Softwarebereich ging der Übernahmepoker um Retek in eine neue Runde. SAP überbot mit 11 USD je Anteilsschein die Offerte des Konkurrenten Oracle, der wiederum mit 11,25 USD je Aktie konterte und bereits rund 10 Prozent der umlaufenden Titel erworben hat.

Die negativen Nachrichten aus den USA drückten auch auf den Aktienmarkt in Tokio. Insbesondere exportabhängige Branchen wie der Technologie- und Automobilsektor tendierten leichter. Gegen diesen Trend behauptete sich jedoch die Aktie von Fuji TV. Die Mediengesellschaft kündigte eine kräftige Anhebung der Dividende an, woraufhin der Aktienkurs um mehr als 20 Prozent zulegte. Andere Gesellschaften aus dem Sektor konnten hiervon ebenfalls profitieren. Am heutigen Montag blieb die japanische Börse wegen eines Feiertags geschlossen.

An den europäischen Börsenplätzen ging es mit den Indizes per saldo leicht nach unten. Die Vorgaben aus den USA sowie der steigende Ölpreis dämpften auch hier die Stimmung der Marktteilnehmer. Gute Unternehmenszahlen wie von Veolia Environnement und Unicredito Italiano traten in den Hintergrund. Der DAX rutschte zur Wochenmitte sogar kurzzeitig unter die Marke von 4.300 Punkten, konnte sich bis zum Freitag aber wieder etwas erholen. Hierzulande legte unter anderem der Allfinanzkonzern Allianz sein Ergebnis für das vergangene Geschäftsjahr vor, wobei die Markterwartungen erfüllt wurden. Der Ausblick für das laufende Jahr schürten jedoch keine Euphorie. Wenig Auswirkung hatte bei SAP das Bietergefecht mit Oracle um Retek. Die Unternehmensführung von Retek unterstützt weiterhin den Zusammenschluss mit SAP. Deutliche Kursgewinne verbuchte der Pharmakonzern Schering. Marktspekulationen, wonach das Unternehmen sich in Kürze positiv zur Wirksamkeit des gemeinsam mit Novartis entwickelten Krebswirkstoffs PTK/ZK äußern könnte, beflügelten den Kursverlauf. Heute Morgen wurden diese Hoffnungen jedoch enttäuscht. Konkurrent Altana tendierte nach Vorlage der Bilanz ebenfalls deutlich fester. Zu den Wochenverlierern zählten hingegen Infineon und Hypovereinsbank. Erfolgreich verlief der Börsengang von Conergy. Der erste Kurs des Solaranlagenanbieters wurde bei 71 Euro festgestellt, während der Ausgabepreis bei 54 Euro gelegen hatte.

Ausblick: In den nächsten Tagen richten sich die Blicke der Anleger erneut auf die amerikanische Notenbank. Der Offenmarktausschuss der FED berät über die Geldpolitik und allgemein wird mit einem weiteren Leitzinsschritt von 25 Basispunkten gerechnet. Zur Konjunkturentwicklung kommen aus den USA Angaben zu den Hausverkäufen, der Chicago-Fed-Index und der Auftragseingang bei langlebigen Wirtschaftsgütern. In Deutschland steht am Mittwoch wieder der Ifo-Geschäftsklimaindex auf dem Programm. Am Freitag bleiben die Börsen in den USA und Europa wegen Karfreitag geschlossen.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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