Kommentar
21:34 Uhr, 10.09.2021

Nebenwirkungen von QE (Quantitative Easing): Ein Geschenk für Anleger?

Der Aktienmarkt läuft. Anleger haben das nicht zuletzt den Notenbanken zu verdanken. Ist das aber ein Geschenk ohne Haken?

Die US-Notenbank Fed zusammen mit der Regierung haben es global sicherlich auf die Spitze getrieben. Was für die USA gilt, gilt aber auch für Europa, Japan und andere Länder, die in dieser Krise QE und hohe Staatsausgaben eingesetzt haben. Das Hauptziel war, wie auch schon nach der Finanzkrise, eine Gesundung der Wirtschaft. Die EZB versteht darunter Preisstabilität, die Fed versteht darunter moderate Inflation und Vollbeschäftigung. Um beide Ziele zu erreichen, braucht es Wirtschaftswachstum. Wirtschaftswachstum fällt nicht vom Himmel, schon gar nicht in einer schweren Krise. Die Notenbank kann das Wachstum begünstigen, indem sie die Kosten von Geld (Zinsen) senkt. Das wurde über Zinssenkungen und Wertpapierkäufe getan. Die Rezession zu Beginn der Krise war jedoch wie keine andere. Es war größtenteils eine staatlich verordnete Rezession. Nicht zuletzt deswegen mussten Regierungen hohe Ausgaben genehmigen. Man kann die Wirtschaft nicht zusperren und dann dafür nicht die Verantwortung übernehmen. Man musste den Geschädigten beiseite stehen. Dafür brauchte es viel Geld...

Notenbanken finanzierten diese Ausgaben mehr oder weniger direkt. In den ersten drei Wochen der Krise fror der Finanzmarkt ein. Hunderte Milliarden mussten von Notenbanken zur Verfügung gestellt werden, damit der Finanzmarkt nicht kollabiert. Ab der vierten Woche (Ende März 2020) begann der Markt wieder selbstständig zu funktionieren. Notenbanken machten aber einfach weiter.

All dieses Geld, welches seit April 2020 gedruckt wurde, diente letztlich der Finanzierung von Defiziten. Dieses Vorgehen war fast einmalig, vor allem in diesem Ausmaß und global sehr koordiniert. Das Ergebnis der Anstrengungen ist ernüchternd. Zur Erinnerung: Es geht um Wirtschaftswachstum, damit es ausreichend Beschäftigung und stabile Preise gibt.

Die Wirtschaftsleistung stieg in den USA seit Beginn der Krise um nominal 1,1 Billionen Dollar. Wie wir alle wissen, ist die Inflation hoch. Nach Abzug der Inflation stieg die Wirtschaftsleistung um lediglich 160 Mrd. Dollar. Der Nominalwert klingt da deutlich besser.

Die US-Wirtschaft ist stark vom Konsum getrieben. Dieser stieg nominal um 1,2 Billionen Dollar. Andere Bereiche schrumpften demnach. Um diesen Anstieg von 1,1-1,2 Billionen zu erzwingen, weitete die Notenbank ihre Bilanz und der Staat sein Defizit um zusammen 9,4 Billionen aus. Es wurden 9,4 Billionen Dollar benötigt, um das Hauptziel (Wachstum) von 1,1 Billionen zu erreichen!

Das kann man fast als Fehlschlag klassifizieren. Ganz und gar nicht fehlgeschlagen ist etwas anderes. Die Nebenwirkungen der Hilfen sind weitaus erfolgreicher. Die Vermögenswerte der Haushalte stiegen um mehr als 20 Billionen an (siehe Grafik). Vermögenspreisinflation ist nicht das Hauptziel der Maßnahmen, sind dort aber am wirksamsten.

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Der Anstieg der Vermögenspreise ist eine Nebenwirkung. Das darf man nie vergessen, selbst wenn die Maßnahmen dort mehr Wirkung zeigen als dort, wo sie es eigentlich sollten. Vermögenspreise und Wirtschaftsleistung hängen jedoch zusammen. Gerade bei Aktien kommt es darauf an, wie viel Unternehmen verdienen. Wächst die Wirtschaft nicht, wachsen die Gewinne langfristig auch nicht.

Die Wirtschaftsleistung muss nachziehen, damit der Anstieg der Vermögenswerte untermauert wird. Aktuell ist er es größtenteils nicht und kann jederzeit in sich zusammenfallen. Es braucht Substanz.

Die Nebenwirkungen der Wirtschaftshilfen sind auf den ersten Blick ein Geschenk für Anleger. Da die Substanz dahinter noch fehlt, kann man es auch so betrachten: Der Preisanstieg wurde vorgezogen. Hoffentlich bemerkt das niemand…

Clemens Schmale


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