Kommentar
13:45 Uhr, 10.06.2009

Navigieren Sie sicher um die spitzen Klippen und Untiefen der Finanzmärkte

Erwähnte Instrumente

  • Portfolio Navigator
    Aktueller Kursstand:  
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So ähnlich könnte man im übertragenen Sinne das Ziel des neuen noch bis zum 2. Juli zeichenbaren Portfolio Navigator Garantie-Zertifikates der österreichischen Raiffeisen Centrobank (RCB) auf den Euro STOXX 50 umschreiben, das vom Emittenten als ein „hochinnovatives“ Investment angepriesen wird. Wer den Zertifikatemarkt verfolgt, wird allerdings schnell feststellen, dass die zugrundeliegende Idee des risikoadjustierten Anlegens nicht gerade neu ist und sich bereits in zum Teil weitaus komplexeren Ansätzen anderer Anbieter wiederfindet, wie z.B. den MaX-Indices der DWS GO bzw. dem Managed Risk Konzept der Schweizer Privatbank Vontobel, oder in einer etwas anderen Form schon vor Jahren bei dem IRIS Strategie-Zertifikat der Deutschen Bank für mehr oder weniger Furore sorgte.

Doch was heißt eigentlich Risiko bzw. wie kann man es überhaupt messen? Die Antwort dürfte gerade Derivate-Anlegern nicht besonders schwer fallen, für die die mathematische Kennziffer Volatilität, die für die Schwankung eines Basiswertes steht, längst zum täglichen Handwerkszeug geworden ist. Stellt sie doch das wichtigste Risikomaß dar und bestimmt wesentlich die Ausstattung eines strukturierten Produktes. Kein Wunder, das die „Vola“ mittlerweile eine annähernd so wichtige Rolle spielt, wie die Rendite selbst. Wie vorteilhaft wäre es deshalb, die Schwankungen möglichst gering zu halten bzw. überhaupt erst einmal kontrollieren zu können.

Ein gangbarer Weg zu diesem „heiligen Gral“, den auch das RCB-Papier verfolgt, besteht darin, den Investitionsgrad von der Volatilität des Basiswertes abhängig zu machen. Fegt der Sturm wie im vergangenen Herbst orkanartig über das Parkett, wird der Aktienanteil ebenso stark zurückgefahren wie er erneut anwächst, wenn sich die Wogen wieder glätten. Doch leichter gesagt als getan. So vertraut man bei den Österreichern auf einen streng regelbasierten Ansatz, bei dem für insgesamt neun Volatilitätskorridore genau vorgegeben wird, welche Summe jeweils in Aktien bzw. auf Zinsbasis am Interbankenmarkt gemäß dem 3 Monats-EURIBOR angelegt wird. Das Spektrum reicht dabei von einem Vola-Niveau von unter 16 Prozent mit einer gleichzeitigen Investitionsquote von 100 Prozent bis zu einer Schwankungshäufigkeit von über 50 Prozent, bei der nur noch 10 Prozent Kapital in den Aktienanteil fließt. Durch dieses unbeirrbare aber auch relativ starre System, das ohne den prüfenden Blick eines Managers auskommt, werden bei dem Produkt zusätzlich die sonst üblichen periodischen Kosten eingespart. Um eine möglichst zeitnahe Allokation zu gewährleisten, überprüft der „Portfolio-Navigator“ jeden Freitag die aktuelle Gewichtung und nimmt bei einer Veränderung des Volatilitätsniveaus der jeweils letzten 20 Tage sofort eine entsprechende Anpassung vor. Trotz dieses engmaschigen Netzes an Beobachtungstagen liegt aber gerade in der Verwendung des historischen immer nur auf die Vergangenheit bezogenen und nicht des impliziten Volatilitätsbegriffs die Krux des Konzepts, das allerdings laut einer Rückrechnung des Emittenten über die letzten zehn Jahre einen herkömmlichen Euro STOXX 50 Garanter mit einem Zuwachs von durchschnittlich 13,21 gegenüber 10,18 Prozent outperformt hätte.

Wie bei anderen Garantie-Zertifikaten muss der Anleger auch bei dem vierjährigen RCB-Produkt auf einen vollständigen Kapitalschutz nicht verzichten, wobei das über den Preis des Zerobonds hinausgehende Geld in einen Call auf die Optimierungsstrategie wandert und dadurch eine Partizipationsrate von 100 Prozent ermöglicht wird.

Der BörseGo Tipp:
Das Zertifikat eignet sich für sicherheitsorientierte Anleger, die ihr Aktien-Engagement über den Kapitalschutz hinausgehend noch weiter optimieren möchten. Allerdings muss ein gewisser Time-Lag durch die vergangenheitsbezogene Vola-Betrachtung einkalkuliert werden. Außerdem relativiert der hohe Ausgabeaufschlag auf der Kostenseite die fehlende Managementgebühr wieder etwas.

Portfolio Navigator Garantie-Zertifikat
Emittent/WKN: RCB / RCB0XS
Laufzeit: 28.06.2013
Preis: (in Zeichnung bis 02.07.2009) Ausgabepreis: 1.000 € zzgl. 3 % Agio

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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