Nasdaq: Marktanalyse und Stimmen

Einen klaren Sieg konnten die Bären am Dienstag auf dem Tech-Parkett landen, nach dem sie von den Telekommunikationsgiganten Nokia und Lucent Technologies eine Steilvorlage im Form einer Umsatzwarnung erhalten hatten. So eröffnete die Nasdaq Composite bereits sehr schwach bei rund 1885 Punkten und dümpelte den Tag auf diesem Niveau vor sich her.

Auch die Nachricht, daß nun auch die Unternehmen WorldCom und Qwest von der Börsenaufsicht SEC auf Bilanzierungs- und Rechnungslegungspraktiken untersucht würden, konnten die noch unter dem Enron-Schock stehenden Marktteilnehmer nicht sonderlich beruhigen, ganz im Gegenteil. Die Angst vor einem weiteren Desaster war förmlich zu spüren.

Am Ende schloß der Composite bei 1897 Punkten (-1,68%) und die Nasdaq 100 bei 1520 Punkten (-2,14%). Die größten Kursgewinne verzeichneten hier die Aktien von Human Genome Sciences (+4,96%), Andrx (+3,73%), Protein Design Labs (+3,16%) und Imclone Systems (+2,95%), also vornehmlich Aktien aus dem Biotechsektor. Die größten Kursverluste konnten hingegen bei den Aktien von Sanmina (-8,04%), Tellabs (-8,33%), JDS Uniphase (-9.94%) und WorldCom (-11,99%) beobachtet werden.

Mit Abstand meist gehandelte Aktie an der Nasdaq war die von Worldcom mit 124 Mio. Dann folgten die Papiere von Sun Microsystems (-1,99%, 60 Mio), Cisco Systems (-3,73%, 58,6 Mio), Intel (-1,29%, 37,7 Mio) und JDS Uniphase (-9,94%, 37 Mio).

Bei den einzelnen Sektoren gab es keine Gewinner, lediglich der Biotechsektor erreichte mit einem Minus von 0,30% eine deutliche Outperformance des Gesamtmarktes. Die gestrigen Tagesgewinner Internet und Software büßten heute 3,08% und 2,13% ein. Nicht besser erging es dem Halbleitersegment (-2,73%), dem Telkosektor (-3,41%) und dem Computerbereich (-2,28%). Die größten Verluste mußte aber der Netzwerksektor einstecken (-5,88%).

Das Handelsvolumen war wie gestern eher mittelprächtig, 1,749 Milliarden Aktien wurden an der Nasdaq gehandelt. 38% aller Nasdaq-Aktien verbuchten Kursgewinne, 53% notierten am Ende leichter. 114 Aktien erreichten neue Höchststände, 23 Aktien bildeten neue Tiefs aus.

"Die Umsatzwarnungen von Nokia und Lucent erinnern die Investoren daran, daß eine Erholung der Technologiebereiche zeitlich verzögert zur allgemeinen Wirtschaftserholung statt findet weil die Unternehmensausgaben derzeit noch auf sehr schwachen Beinen stehen", erklärte John Forelli, Portfolio Manager von Independence Investment LLC.

"Offensichtlich haben wir es hier mit einer weiteren Landmine zu tun", meinte James Park, stellv. Leiter des Aktienhandels bei Brean Murray und Co, im Hinblick auf die Untersuchungen bei WorldCom und Qwest.

"Der Telekomsektor bleibt klar ein Bereich, den es zu meiden gilt", gab sich der Portfolio Manager Erik Gustafson von Stein, Roe & Farnham bearish.

Andere bemühten sich, die Verluste als technische Reaktion zu sehen: "Der Markt war in den letzten Tagen sehr gut gelaufen und hatte einfach eine Pause nötig. Das ist völlig unabhängig von der Nachrichtenlage zu sehen", verkündete der oberste Marktstratege von AG Edwards, Alfred Goldman.

"Der Markt ist von einem unterbewerteten Zustand im Februar in einen überbewerteten hineingelaufen, daher tut er sich schwer augenblicklich", sagte Hugh Johnson, Investmentstratege von der First Albany.