Analyse
14:16 Uhr, 20.04.2024

NASDAQ 100 - Nach dem Einbruch

Der Nasdaq 100 musste in der letzten Woche einen deutlichen Rückschlag hinnehmen. Welche Auswirkungen könnte dieser Rückschlag haben?

Erwähnte Instrumente

  • Ten-Year U.S. Treasury Notes Futures - WKN: 969019 - ISIN: XC0009690196 - Kurs: 107,89 $ (ARIVA Indikation)
  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 17.037,65 Pkt (Nasdaq)

Der Nasdaq 100 musste in der letzten Woche deutliche Abgaben hinnehmen. Der Index verlor vom Hoch zum Tief 6,49%. Damit entstand die längste schwarze Wochenkerze in der Rally seit Oktober 2022. Startet damit eine große Abwärtsbewegung oder konsolidiert der Index nur?

Einordnung der aktuellen Konsolidierung:

Um die aktuelle Konsolidierung einzuordnen, nehme ich den ZigZag-Indikator in seiner Standardeinstellung. Dieser misst Bewegungen aber nur auf Schlusskursbasis. Danach verlor der Index seit dem höchsten Schlusskurs 7,10%. Im Rahmen der Rally seit Oktober 2022 ist das bisher noch die kleinste Konsolidierung. Die Konsolidierung im Februar 2023 führte zu einem Verlust von 7,60 %. Die Konsolidierung im Sommer und Herbst 2023 brachte zwei Abwärtsschübe in Höhe von 7,24 % und 9,02 % mit sich. In normalen Konsolidierungen sind Verluste von über 7-8 % alles andere als ungewöhnlich. Auch Verluste über 10% kommen immer wieder vor.

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Saisonale Muster:

Das saisonale Muster über 38 Jahre zeigt im Nasdaq 100 einen lokalen Tiefpunkt Mitte April. Danach folgt für gewöhnlich eine starke Rally, die bis Anfang Mai andauert.

Sollte es in diesem Jahr noch zu einem lokalen Tiefpunkt im April kommen, wäre er zeitlich verzögert. Aber die Möglichkeit zu einer etwa drei Woche andauernden Rally ist damit noch nicht ad acta gelegt. Aber lange sollte der Rallystart nicht mehr auf sich warten lassen.

Die Muster über 10 Jahre oder die Muster der Wahljahre passen nicht zum bisherigen Jahresverlauf und geben daher keinen Aufschluss.

NASDAQ-100-Nach-dem-Einbruch-Chartanalyse-Alexander-Paulus-stock3.com-1

Stimmung an den Märkten:

Der Fear & Greed Index von CNN befindet sich seit einigen Tagen im Sturzflug. Noch am 8. April notierte er bei 62 Punkten. Aktuell notiert er bei 31 Punkten. Damit zeigt der Index Angst, aber noch keine Panik an. Im Oktober 2022 notierte der Index über mehrere Wochen über immer wieder unter 25 Punkten.

NASDAQ-100-Nach-dem-Einbruch-Chartanalyse-Alexander-Paulus-stock3.com-2

Die wichtige Unterkomponente Put/Call-Ratio zog in den letzten Tagen steil an. Das Ratio notiert bei 0,99 Punkten und zeigt damit inzwischen extreme Angst an. Der Höchstwert aus dem September 2023 lag bei 1,08. Damals kam es nach diesem Hoch zwar zu einer mehrtägigen Rally, die aber wieder abverkauft wurde. Der eigentliche Rallystart erfolgte erst einen Monat später, nachdem das PCR zweimal in die Nähe dieses Höchstwertes anstieg.

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Zinsumfeld:

Die Hoffnung auf fallende Zinsen war neben der KI-Euphorie der Haupttreiber für die Rally seit Oktober 2023. Im Oktober 2023 war die Hoffnung noch groß, dass es bis zu sechs Zinssenkungen in diesem Jahr geben könnte. Inzwischen besteht eine Wahrscheinlichkeit von 15,8 %, dass es dieses Jahr keine Zinssenkung kommen wird. Eine Zinssenkung wird mit 36,3 % und zwei Senkungen mit 31,8 % bewertet. Drei Zinssenkungen haben mit 13,2 % inzwischen eine niedrigere Wahrscheinlichkeit als keine Zinssenkung.

Ten-Year U.S. Notes Futures:

Das US-Gegenstück zum Bund Future fiel im Oktober 2023 auf ein Tief bei 105,36 Punkten zurück. Danach startete eine starke Rally, die zu einem Hoch bei 113,36 Punkte Ende Dezember 2023 führte. Nach einer mehrwöchigen Seitwärtsbewegung ging der Future in eine Abwärtsbewegung über. Inzwischen hat er wichtige Unterstützungen bei 109,37 Punkten, 108,81 Punkten und das log. 61,8 %-Retracement der Rally ab Oktober 2023 bei 108,34 Punkte unterboten.

Das Chartbild des Futures macht einen bärischen Eindruck. Er könnte in den nächsten Wochen in Richtung 106,68 Punkte oder sogar 105,36 Punkte abfallen. Ein Kaufsignal ergäbe sich erst mit einem Ausbruch über den Widerstandsbereich um 109,21-109,37 Punkte. Dann könnte sich der Future zumindest in Richtung 110,82-111,06 Punkte erholen.

Fallende Notierungen im Future deuten auf steigende Zinsen hin. Die weitere Anspannung im Nahen Osten nach dem Angriff des Irans auf Israel am letzten Wochenende und eines möglichen Gegenschlags Israels in der Nacht zum Freitag führte zu keiner Flucht in Sicherheit. Das spricht nicht gerade dafür, dass eine Bodenbildung im Future nahe ist.

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Langfristiges Chartbild:

Der Nasdaq 100 befindet sich quasi seit seiner ersten Berechnung in einer langfristigen Aufwärtsbewegung. Diese Aufwärtsbewegung führte im März 2000 zu einem ersten sehr markanten Hoch. Es liegt bei 4.816 Punkten. Danach platzte die Dot.com-Blase. Der Index brach innerhalb von rund 2 ½ Jahren auf 795 Punkte ein. Diese Phasen werden als die großen Wellen 1 und 2 eingeordnet.

Das Tief aus dem Oktober 2002 ist damit Ausgangspunkt der Welle 3. Diese lässt sich bisher in drei Unterwellen einordnen. Die erste Welle (i) dauert bis Oktober 2007. Die Finanzkrise wird als Welle ii eingeordnet. Seitdem läuft die Welle iii. Sie ist die Hauptantriebswelle eines Impulses. Die logischen Projektionsziele für diese Welle sind lange erreicht. Das oberste logische Ziel lag bei 15.311 Punkten. Ein solcher Impuls kann sich aber sehr weit ausdehnen. Eine deutliche Ausdehnung über das log. 216,8%-Retracement kommt aber nur in 8% der Fälle vor. Inzwischen befindet sich der Nasdaq 100 lange in diesem 8%-Bereich. Sinnvolle Kursziele für diese Welle lassen sich daher kaum noch benennen.

Allerdings kann man die Korrektur ab November 2021 bis Oktober 2022 als bullische Flagge einordnen. Der Ausbruch aus dieser Flagge erfolgte im Februar 2023. Aus dieser Flagge lässt sich ein längerfristiges Kursziel bei 25.847 Punkten ableiten. Diese bullische Flagge gehört zur Aufwärtsbewegung ab dem Tief im März 2020.

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Mittelfristiges Chartbild:

Im mittelfristigen Bild betrachten wir die Rally seit Oktober 2022. Der Nasdaq 100 startete nach einem Tief bei 10.440 Punkten im Oktober 2022 zu einer Rally. Diese Rally läuft als großer Impuls ab. Mit dem Tief von Ende Dezember 2022 startete die große Hauptantriebswelle dieses Impulses. Mit dem Tief aus dem Oktober 2023 startete die 5 dieser Hauptantriebswelle. Für diesen Hauptantriebswelle ergibt sich ein logisches Kursziel bei 18.559 Punkten. In Impulsen sind die Wellen 1 und 5 oft gleich lang. Daraus ergäbe sich Ziel bei 18.334 Punkten. Am 21. März erreichte der Index ein Hoch bei 18.464 Punkten. Das aktuelle Allzeithoch liegt also im Mittelbereich dieser beiden möglichen Ziele.

Für den Gesamtimpuls seit Oktober 2022 ergibt sich ein Ziel bei 19.058 Punkten. Interessant dabei ist, dass die Korrektur ab Juli 2023 als bullische Flagge und Pullback an den Abwärtstrend ab der Allzeithoch eingeordnet werden kann. Aus dieser Flagge ergibt sich ein Ziel bei 19.064 Punkten. Ein mögliches Ausdehnungsziel für diesen Impuls liegt bei 20.780 Punkten.

Es lässt sich noch ein anderer Zielbereich über die sog. Trendliniendifferenzmethode ermitteln. Dazu misst man den Abstand der Extrempunkte zur Trendlinie und trägt diesen Abstand am Ausbruchspunkt an. In diesem Fall ergibt sich ein mögliches Ziel und ein breiter Zielbereich. Das mögliche Ziel liegt bei gut 18.000 Punkten und wurde inzwischen übertroffen. Der breite Zielbereich beginnt bei ca. 20.400 Punkten und reicht bis knapp über 21.000 Punkte.

Nach den Verlusten in der letzten Woche ist davon auszugehen, dass die Hauptantriebswelle der Rally seit Oktober 2022 zu Ende ist. Der Index befindet sich damit in der Welle 4 des Gesamtimpulses seit Oktober 2022. Die Welle 2 war eine kurze, aber scharfe Konsolidierung. Da sich die Konsolidierungsmuster in den Wellen 2 und 4 oft abwechseln, ist jetzt eine Seitwärtskonsolidierung oder ein komplexes Konsolidierungsmuster zu erwarten.

Korrekturwellen sind ein komplexes Thema. Damit wie so oft die Wellen 1 und 5 gleich lang sein können und der Nasdaq 100 das logische Ziel bei 19.058 Punkten erreichen kann, müsste der Index in Richtung des 23,6 %-Retracements der Rallyphase ab Dezember 2023 bei 16.223 Punkten abfallen. Ein wichtiger Unterstützungsbereich liegt aber bereits bei 16.764 Punkten, dem alten Allzeithoch aus dem November 2021.

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Kurzfristiges Bild:

Der Nasdaq 100 bildete ab Anfang März 2024 ein expanding Triangle aus. Bei einem solchen Dreieck laufen die Begrenzungslinien auseinander. Am Dienstag bildete der Index eine Unsicherheitskerze an der unteren Begrenzung dieses Dreiecks aus. Diese Kerze gab dem Index eine sehr gute Chance auf eine Rally an die obere Begrenzung. Aber diese Chance wurde nicht genutzt. Der Index fiel am Mittwoch mit einer langen schwarzen Kerze unter dieses Dreieck zurück.

Am Donnerstag und Freitag kam es zu weiteren Abgaben. Der Index setzte am Freitag auf der Unterstützung bei 16.969 Punkten auf. Damit ist das Ziel aus dem Dreieck aber noch nicht erreicht. Denn dieses liegt beinahe exakt am alten Allzeithoch aus dem November 2021 bei 16.764 Punkten.

Der Nasdaq 100 hat an fünf der letzten sechs Tage Verluste hinnehmen müssen. Das ist keine völlig ungewöhnliche Serie in einer Abwärtsbewegung.

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Indikatoren:

Auf Monatsbasis sind die Bollinger Bänder aufgeweitet. Aber diese Aufweitung ist noch weit von Extremwerten weg. Im MACD liegt ein intaktes Kaufsignal vor. Der RSI (14) dreht an der oberen Extremzone leicht nach unten.

Auf Wochenbasis ziehen sich die Bollinger Bänder wieder zusammen. Aber der Abstand ist noch lange nicht so klein, dass bereits wieder der Start einer dynamischen Bewegung angezeigt wird. Der Index notiert erstmals seit November wieder unter dem mittleren Band. Im MACD gab es in der vorletzten Woche ein frisches Verkaufssignal. Der RSI (14) befindet sich in einer kleinen Abwärtsbewegung und hat den neutralen Bereich erreicht.

Auf Tagesbasis weiten sich die Bollinger Bänder auf. Die Kerze vom Freitag liegt beinahe komplett unterhalb des unteren Bandes. Der MACD weist ein intaktes Verkaufssignal aus. Der RSI (14) steht kurz vor dem Eindringen in den unteren Extrembereich.

Zusammenfassung:

  • Im langfristigen Bild liegt eine intakte Rally vor. Diese hat zwar die Hauptziele meilenweit hinter sich gelassen, hat aber immer noch Potenzial, möglicherweise sogar bis 25.847 Punkte.
  • Im mittelfristigen Bild befindet sich der Nasdaq 100 in einer impulsiven Aufwärtsbewegung. Allerdings hat dort die Welle 4 eines Impulses begonnen.
  • Im kurzfristigen Bereich zeigt sich nach den Verlusten der letzten Woche eine überverkaufte Situation und der Nasdaq 100 notiert auch an bzw. nahe an wichtigen Unterstützungen.
  • Die laufende Konsolidierung ist weder vom zeitlichen noch vom preislichen Umfang außergewöhnlich, sie ist bisher eine durchschnittliche Konsolidierung im Aufwärtstrend.
  • Das Zinsumfeld bleibt schwierig. Die Hoffnungen auf rasche und deutliche Zinssenkungen haben sich nicht bestätigt. Aber das ist gar kein so schlechtes Zeichen. Denn Notenbanken senken Zinsen nicht aus Freude an Zinssenkungen, sondern in der Regel, weil die Wirtschaft Unterstützung braucht. Ausbleibende Zinssenkungen ist also auch ein Signal dafür, dass sich die Wirtschaft weiter auf einem Wachstumspfad befindet. Zu berücksichtigen ist hier allerdings auch, dass die Inflation in den letzten Monaten nicht weiter zurückgegangen ist.
  • Die saisonalen Muster haben bis in den März hinein gute Aufschlüsse gegeben. Aktuell scheint der Verlauf aber immer mehr abzuweichen.
  • Die Stimmung an den Märkten ist von Angst, aber nicht von Panik geprägt.

Fazit: Der Nasdaq 100 sollte im Laufe der nächsten Woche zu einer Erholung starten. Im Idealfall fällt er vorher noch auf das alte Allzeithoch aus dem November 2021 bei 16.764 Punkten zurück. Es wäre kein Wunder, wenn die Erholung 650 Punkte oder gar 900 Punkte ausmachen würde. Ob aus dieser Erholung schon der Start einer neuen Rally wird, ist ungewiss, ja sogar fraglich. Es kann durchaus aus, dass es nach dieser Erholung noch zu einer zweiten Abwärtswelle in Richtung 16.223 Punkte kommt. Nach Abschluss der laufenden Konsolidierung steht aber eine weitere Rally gen 19.058 Punkte an. Dabei ist eine Ausdehnung in Richtung 20.780 Punkte möglich.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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