Nagel: Zu früh für EZB-Zinssenkungen
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
FRANKFURT (Dow Jones) - EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel sieht die Zeit für Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) noch nicht gekommen. "Noch sind die Preisaussichten aus meiner Sicht nicht eindeutig genug. Deshalb ist es für Zinssenkungen jetzt zu früh", sagte Nagel der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Er fügte hinzu: "Derzeit scheinen wir die richtige Dosis an Zinserhöhungen zu verabreichen. Aber wie in der Medizin ist es auch in der Geldpolitik wichtig, dass wir den Patienten genau im Auge behalten. Dabei dürfen wir die Dosis nicht zu früh reduzieren und das Erreichte aufs Spiel setzen. Das ist eine Herausforderung."
Der Bundesbankpräsident äußerte sich aber zufrieden über den bisherigen Rückgang der Inflation: "Wir sind im Rat der Europäischen Zentralbank zuversichtlich, dass unsere Geldpolitik wirkt und die Inflation wieder zu ihrem Zielwert von 2 Prozent zurückbringt", sagte er. Dass die Inflation deutlich zurückgehe, sei ein gutes Signal. "Es sieht auch so aus, als wäre eine sogenannte sanfte Landung im Euroraum möglich", so Nagel weiter.
In dem Interview mit der Sonntagszeitung sprach sich Nagel auch für die Vollendung der Bankenunion stark: "Ich weiß, dass die Begeisterung hierzulande nicht groß ist", sagt er. Trotzdem fände er diese Diskussion wichtig und habe sie bewusst angestoßen. "Wir brauchen die Banken- und Kapitalmarktunion. Genau das hat auch Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Haushaltsrede gefordert. Das Ganze steht aus meiner Sicht in einem größeren Zusammenhang: Europa muss enger zusammenrücken und eine größere Robustheit aufbauen - das gilt auch für unseren Finanzsektor", erläuterte der Bundesbankpräsident.
Er sei überzeugt, dass es hier Kompromisslinien gebe, bei denen die Sparkassen und Volksbanken Teil der Lösung sind. Diese lehnen eine Bankenunion, die auch mit einer gemeinsamen europäischen Einlagensicherung einhergeht, bisher ab.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/jhe
Copyright (c) 2024 Dow Jones & Company, Inc.