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Kommentar
10:28 Uhr, 13.10.2025

Nach Golde drängt doch alles

Fondsmanager Christoph Frank setzt sich mit der Wechselwirkung Gold und US-Dollar auseinander – inklusive seiner eigenen langfristigen Einstellung zum Edelmetall im Depot.

13. Oktober 2025. FRANKFURT (pfp Advisory). "Nach Golde drängt, am Golde hängt, doch alles." Wer wären die Investoren, würden sie einem Johann Wolfgang von Goethe widersprechen oder gar zuwiderhandeln! Und so drängen sie fürwahr, wie Gretchen in „Faust“, anno 2025 zum Golde, und das mit aller Macht.

Zu Jahresbeginn 2024 noch bei rund 2.000 US-Dollar je Feinunze notierend, kletterte der Goldpreis bis März 2025 auf 3.000 Dollar. Nur gut ein halbes Jahr später, im Oktober 2025, hat er bereits die nächste Tausendermarke bei 4.000 Dollar geknackt. Mit einer year-to-date-Rendite von über 50 Prozent könnte 2025 den glänzendsten Goldrand seit dem Jahr 1980 bekommen.

Parallel dazu erreichen mich immer mehr Anfragen über meine persönliche Meinung zu Gold. Diese ist, für manche wohl enttäuschend, seit einem Vierteljahrhundert unverändert: Gold ist für mich eine Absicherung, die in einer Welt mit unsolider Schuldenpolitik leider nötig ist, und die ich im Depot je nach individueller Risikoneigung mit 5 bis 15 Prozent gewichten würde. An dieser Uralteinschätzung ändert auch die rasante Rally der vergangenen zwei Jahre nichts.

Überraschend finde ich persönlich, dass Gold erst jetzt wiederentdeckt wird. Denn eigentlich strebt das goldene Metall schon seit 1999/2001 aufwärts, als sein Preis bei etwa 255 US-Dollar einen Doppelboden ausbildete. Danach folgten etwa zehn wahrlich goldene Jahre. Langfristinvestoren hatten ihren Einsatz bereits vervielfacht und konnten die darauf folgenden rund zehn Jahre volatile Seitwärtsbewegung bequem „aussitzen“, oder, wenn sie bessere Market-Timer als ich sind, auch pausieren. So oder so hatte sich am Markt zwischenzeitlich offenbar ein so gewaltiger Kaufdruck aufgestaut, dass der Goldpreis 2024 nach mehreren vergeblichen Versuchen dynamisch ausbrach und binnen zwei Jahren von 2.000 auf 4.000 US-Dollar „explodierte“.

Doch offenbar fand diese Goldrally zumindest bis vor dieser Versteilung weitgehend unter Ausschluss größerer Anlegergruppen statt. Und das hat sich meiner Meinung nach jüngst tatsächlich geändert, wie wichtige Investorengruppen (dazu zähle ich auch Notenbanken) Gold wahrnehmen: als Hafen, der unter Umständen sicherer ist als der US-Dollar.

Träfe diese Vermutung zu, wäre das wirklich eine Revolution. Denn bisher galt in Krisenzeiten stets: Rein in den US-Dollar! Knallte es irgendwo auf der Welt, sei es wegen eines Kriegs oder einer schweren Finanzkrise, flüchteten Investoren in diesen „Safe Haven“.

2025 scheint dagegen zu gelten: Raus aus dem US-Dollar! Oder weniger salopp: Das Vertrauen in die finanzielle Stabilität der USA und damit des US-Dollars nimmt ab. Offenbar finden es mehr und mehr Investoren reizvoll, „zinsloses“ Gold statt rund 4 Prozent verzinste zehnjährige US-Staatsanleihen zu kaufen. Sie schätzen Gold als Krisenversicherung und strategischen Vermögenswert ein, der im Gegensatz zu Dollarscheinen nicht willkürlich vermehrt werden kann und weitgehend unabhängig von den Launen einer Regierung ist.

Für mich ist der steigende Goldpreis, ebenso wie der steigende Bitcoin-Preis, ein Misstrauensvotum bezüglich Papierwährungen, denn Gold steigt z. B. auch relativ zum Euro, zum Yen, zum Schweizer Franken und zum Singapur-Dollar. Interessant ist, dass nun auch die Weltleitwährung US-Dollar zunehmend argwöhnisch beäugt wird. Indizien, die für diese Einschätzung sprechen, gab es in der jüngeren Vergangenheit, z. B. während des Ausverkaufs am Aktienmarkt im April, während dem der US-Dollar kaum noch als sicherer Hafen angesteuert wurde, Gold aber sehr wohl.

Wer will es den Investoren verdenken?

In den USA steigt die Staatsverschuldung von einem sehr hohen Niveau aus weiter, während die Gegenmaßnahmen der politisch Verantwortlichen auf mich bestenfalls halbherzig wirken. Statt Schulden zu reduzieren, setzt die Trump-Regierung nun offenbar darauf, die Zinslast durch niedrigere Leitzinsen zu drücken, und attackiert deshalb die Unabhängigkeit der US-Notenbank. Das zerstört ebenso Vertrauen wie Trumps erratische Wirtschaftspolitik, die mehr auf Zwang und Zölle statt auf Kooperation und Vertrauen setzt.

Verstetigt sich dieser Trend, könnte er sich durchaus zu einer „Zeitenwende“ ausweiten. Die Gretchenfrage ist, ob die Zukunft dem „Drehbuch“ der Schuldenkrise in den siebziger Jahren folgen wird, als Richard Nixon die Goldbindung des US-Dollars aufhob, die Unabhängigkeit der Notenbank attackierte und schließlich niedrigere Zinsen durchsetzte, wodurch die Inflation außer Kontrolle geriet.

Seinerzeit drängte schon einmal alles „nach Golde“: Sein Preis legte binnen weniger Jahre um mehr als das Zwanzigfache zu, vom Fixpreis bei 35 auf 850 US-Dollar. Eine Wiederholung dieser Rally sollten sich indes auch die enthusiastischsten Gold-Fans nicht wünschen. Denn sie dürfte, wie in den Siebzigern, wohl mit einer größeren Krise einhergehen.

Von Christoph Frank, 13. Oktober 2025, © pfp Advisory

Über den Autor

Christoph Frank ist geschäftsführender Gesellschafter der pfp Advisory GmbH. Gemeinsam mit seinem Partner Roger Peeters steuert der seit über 25 Jahren am deutschen Aktienmarkt aktive Experte den DWS Concept Platow (WKN DWSK62), einen 2006 aufgelegten und mehrfach ausgezeichneten Stock-Picking-Fonds, sowie den im August 2021 gestarteten pfp Advisory Aktien Mittelstand Premium (WKN A3CM1J). Weitere Infos unter www.pfp-advisory.de. Frank schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.