Kommentar
09:19 Uhr, 07.12.2015

Nach China: Ist Indien die nächste große Story?

Indien ist eines der wenigen Schwellenländer, die in diesem Jahr schneller wachsen werden als im vergangenen Jahr. Zeit für Anleger, sich neu zu orientieren.

China war lange Zeit die Wachstumstory schlechthin. Spätestens seit diesem Jahr ist das nicht mehr der Fall. Das Wirtschaftswachstum ist durchaus noch anständig, doch für Anleger ist das kein Argument in diesen Markt zu investieren. Trotz des hohen Wachstums konnten Anleger bereits in der Vergangenheit nur bedingt davon profitieren.

In den chinesischen Aktienmarkt zu investieren ist nicht nur schwierig, sondern auch ein wenig wie Roulette. Der Markt schwankt zwischen übermäßiger Euphorie und jahrelanger Stagnation. Zudem hilft den Unternehmen das Wachstum kaum. In diesem Jahr wird davon ausgegangen, dass chinesische Unternehmen 4% weniger Gewinn erwirtschaften.

7% Wachstum reichen offenbar nicht, um Unternehmensgewinne steigen zu lassen. Was passiert dann erst, wenn sich das Wachstum bei 5% normalisiert? Das mit dem Wachstum ist ohnehin so eine Sache. Jeder weiß, dass die Behörden die Wachstumszahlen glätten. Grafik 1 zeigt die jährlichen Wachstumsraten von China und Taiwan im Vergleich. Bis 1990 war das chinesische Wachstum so volatil wie jenes von Taiwan. Seit 1990 ist das anders. Das Wachstum ist geglättet.

Der Vergleich zu Taiwan ist deswegen so interessant, weil Taiwan wirtschaftlich gesehen so eng mit Festlandchina verknüpft ist, dass man Taiwan an Teil Chinas betrachten kann. Politisch ist das natürlich eine andere Sache...

Taiwans Wirtschaft droht gerade in die Rezession abzugleiten. Das Wirtschaftswachstum war im 3. Quartal negativ. Die Aussichten für das 4. Quartal sind nicht besser. Das Wachstum ist in Taiwan regelrecht eingebrochen. Das liegt zu einem großen Teil an den rückläufigen Exporten nach China und an einem schwächeren Binnenkonsum. Beides gilt auch für China. Die Exporte geben nach und der Konsum scheint sich tendenziell abzukühlen.

Die offiziellen Zahlen zur chinesischen Wirtschaft dürften stark geschönt sein. Wie stark, das weiß niemand, doch wenn Taiwan in der Rezession ist, dann dürfte das chinesische Wachstum kaum über 4% liegen.

Das lahmende Wachstum ist nicht nur in China und Taiwan ein Problem. Die ganze Welt zeigt eine Abkühlung. In den USA ist das Wachstum einigermaßen robust, doch über eine Jahresrate von 2 bis 2,5% wird das Land kaum noch hinauskommen. In Europa sind Spanien und Irland Zugpferde, doch das exportorientierte Deutschland leidet unter der weltweiten Flaute. Das Wachstum schwächt sich ab.

Das, was in vielen Ländern eine Abkühlung ist, ist in anderen eine regelrechte Krise. Brasilien befindet sich in der Rezession. Viele afrikanische und andere südamerikanische Länder werden folgen. Unter diesen Umständen ist es umso bemerkenswerter, wenn Schwellenländer entgegen des allgemeinen Trends eine Wachstumsbeschleunigung zeigen.

Grafik 2 zeigt eine Auswahl an Schwellenländern und ihre Jahreswachstumsraten, inklusive der aktuellsten Schätzungen für das laufende Jahr. Chinas Wachstum schwächt sich seit Jahren ab. Jenseits der offiziellen Zahlen dürfte es inzwischen näher bei 0% als bei 10% liegen. Zusammen mit China driften immer mehr Schwellenländer in eine Wachstumskrise. Dazu gehören Rohstoffexporteure wie Chile und Brasilien.

Es gibt nun aber auch solche Länder, die von der allgemeinen Krise der Entwicklungs- und Schwellenländer gar nicht betroffen sind. Zu diesen Ländern gehören Indien, die Philippinen, Mexiko und Vietnam. Diese Länder treten aus dem Schatten Chinas und lösen die bisherigen Zugpferde China und die Rohstoffexporteure ab.

Im Gegensatz zum chinesischen Aktienmarkt sind diese Märkte vorhersehbarer und weniger ein Glücksspiel. Sie orientieren sich stärker an fundamentalen Gegebenheiten und werden im Ernstfall auch nicht von staatlicher Seite gesteuert.

Derzeit befinden sich auch die Aktienmärkte in Indien, den Philippinen und Vietnam im Korrekturmodus. Das ermöglicht in den kommenden Wochen und Monaten interessante Einstiegschancen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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