Münte bekommt ein bisschen Recht
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Oder warum der Doyen der deutschen Finanzszene Breuer und Sozi Müntefering plötzlich in einem Boot sitzen.
Die n-tv Finanzkorrespondentin berichtet ganz aufgescheucht morgens gegen 7 Uhr: Die Hedgefonds warn’s! Diesmal aber keine Spekulationen aus London heraus auf fallende Kurse, sondern ominöse Fondsmanager haben so viele Aktien der Deutschen Börse AG gekauft, dass sie Vorstand Seifert und Aufsichtsrat Breuer zur Tür geleiten können. Angelsächsische Spekulanten diktieren der Deutschland AG, wo die Reise hingehen soll. Die nächste News: Pfui-Teufel, die Münte-Sozi-Kapitalismusdebatte. Verständnislos blickt die Sprecherin in mein Gesicht: Sind denn die Sozis des Wahnsinns? Wir brauchen doch Geld aus dem Ausland für Investitionen!
Ja, was jetzt? Investitionen ja oder nein? Wahrscheinlich sind wir alle ein wenig zu blauäugig gewesen. Ende April 2005 hat die Deutsche Börse AG nur noch 7% Inländer als Aktionäre zählen können.
Als Fondssparer oder Aktionär sind Sie Teilhaber mit Rechten an einer Aktiengesellschaft. Haben Sie genug Anteile an einer AG, dann können Sie einen Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden, der wiederum Einfluss auf die Suche eines Vorstandes für die operative Führung hat. Nichts anderes ist bei der Deutschen Börse AG geschehen, die seit 2001 auf ihrem eigenen Kurszettel steht. In den letzten Jahren haben die deutschen Großbanken und die Regionalbörsen ihre Aktienpakete an der Deutschen Börse AG und damit ihre Mitbestimmung verkauft. Ein anderer Investor hat diese Situation genutzt, Positionen aufgebaut und spricht nun mit. Ich glaube nicht, dass Herr Müntefering damit ein Problem hat. So funktionieren Märkte, an denen Eigenkapital gehandelt wird. Problematisch wird die Sache nur, wenn der Eigentümer- und mögliche Strategiewechsel im Konzern zu Konsequenzen für Kunden, Mitarbeitern und Standort führt. Und davon ist auszugehen, weil die neuen Investoren ihren Einsatz steigern wollen – sonst hätten sie die Aktien nicht gekauft. Es geht nun um die künftige strategische Ausrichtung der Deutschen Börse als Unternehmen.
Die Deutsche Bank, Commerzbank, Hypo Vereinsbank und Dresdner Bank müssen sich die Frage gefallen lassen, warum sie ihre Beteiligung an der Deutschen Börse versilbert haben, wenn offensichtlich Gold gewunken hätte. Auch die Politik hätte im Vorfeld in einen Dialog mit den Banken treten müssen: Denn der Abbau des Einflusses der deutschen Banken auf die Deutsche Börse hat den Finanzplatz Deutschland geschwächt. Warum muß das Unternehmen Börse eigentlich an der Börse gelistet sein? In Frankreich hätten die politischen Verantwortlichen schon im Vorfeld - vor den Verkäufen der Beteiligungen durch die Banken - entschieden Non! gesagt. Das ist wesentlich effektiver als die Backen aufzublasen und eine abstrakte Debatte über den Kapitalismus anzufangen. Jetzt ist das Gejammer groß.
Warum müssen wir Deutsche eigentlich in Wirtschaftsfragen immer päpstlicher als der Papst sein? Weder in den USA noch anderswo gibt es einen Laissez-faire Turbokapitalismus. Jede US-Administration legt den Kapitalismus so aus, dass die nationalen wirtschaftlichen Interessen nicht zu kurz kommen. Ich fürchte, dass der Fall Deutsche Börse nicht der letzte bleiben wird. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Investoren an Linde und MAN schnuppern. Im Zuge des Abbaus der Überkreuzbeteiligungen haben Banken und Versicherer ihren Einfluss auf deutsche Aktiengesellschaften abgegeben. Die Politik sollte hinter den Kulissen Signale aussenden, dass der Standort Deutschland den Vortritt hat. Dies sollte aber nicht lauthals über die Medien geschehen.
Quelle: Morningstar Deutschland
Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de
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