Monsanto - Brot für die Welt
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Brot für die Welt
Auf den Esstisch oder in den Tank? Diese Frage stellt sich derzeit nicht nur beim Mais, sondern auch beim Zucker und anderen Lebensmitteln. Weil der Preis für Benzin und Diesel in schwindelnde Höhen klettert, lohnt es sich, Mais und andere Pflanzenprodukte in Sprit umzuwandeln.
Dadurch entsteht aber für die Welt ein Problem. Da die Zahl der Menschen in den Entwicklungsländern weiterhin kräftig steigt, wächst der Bedarf an Lebensmitteln. Die weltweit steigenden Einkommen steigern die Nachfrage zusätzlich. Das Dilemma wird noch verschärft, weil sich die Städte laufend ausdehnen und daher weniger Platz für die Landwirtschaft zu Verfügung steht.
Die Antwort heißt mehr Produktivität. Die Landwirte brauchen Pflanzen, die produktiver sind, also auf der vorhandenen Ackerfläche mehr Ernten abwerfen. Dazu trägt die Gentechnik bei. Saatgut, das genetisch verändert wurde, ermöglicht den Landwirten, bessere Ernteerträge zu erzielen (Kasten: Die Neuerschaffung der Welt).
Weltmarktführer beim genetisch veränderten Saatgut
Dabei leistet Monsanto (WKN: 578919 ISIN: US61166W1018) einen wichtigen Beitrag. Monsanto ist der Weltmarktführer für genetisch verändertes Saatgut. Der Konzern entwickelt und verkauft Saaten für Mais, Sojabohnen, Baumwolle und Raps. Außerdem für verschiedene Obst und Gemüsearten. Dabei stützt sich Monsanto neben der konventionellen Pflanzenzüchtung zunehmend auf die Gentechnik.
Das zweite Standbein des Agrarkonzerns sind Pflanzenschutzmittel. Auch sie steigern die Leistung der Landwirtschaft, weil sie den Ernteverluste durch Schädlinge verringern.
Durch Unternehmenszukäufe und eigene Forschung & Entwicklung baut der Hightech- Landwirtschaftskonzern sein Angebot laufend aus (Kasten: Unternehmensgeschichte). Monsanto gibt pro Tag mehr als eine Million Dollar für die Entwicklung innovativer Technologie aus.
Der Hauptsitz des globalen Konzerns ist in St. Louis. Die Aktie wird an der Heimatbörse New York Stock Exchange notiert (Marktkapitalisierung: 33 Milliarden Dollar. Umsatz 2006: 7,3 Milliarden Dollar).
Biotechnologie - die Computerindustrie des 21. Jahrhunderts
Das Management des Saatzuchtriesens hat kürzlich auf einer Investorenkonferenz verkündet, die Biotechnologie - und damit auch Monsanto - stecke in einer Frühphase eines langfristigen technologischen Zyklus.
Die heutige Situation sei vergleichbar mit dem Stand der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Damals entstanden Computer, Fotokopierer, Farb-TV und ähnliche Technologien, die heute selbstverständlich sind.
Derzeit sei etwa 10% des in den USA verwendeten Saatguts genetisch verändert. Der Bedarf wachse rasch, beschleunigt durch die zunehmende Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte in Sprit und andere Energieträger.
Nach einer Schätzung der United Nations steigt die globale Nachfrage nach Energie bis zum Jahr 2030 um 60%. Heute stammen rund 14% der Energie bereits aus landwirtschaftlichen Produkten. Deren Anteil an der Energiegewinnung soll nach Schätzungen der UN im nächsten Jahrhundert auf 50% steigen.
Da die Produkte von Monsanto dazu einen wesentlichen Teil beisteuern, dürfte der Saatzuchtkonzern eine Pole-Position in der Formel Eins der landwirtschaftlichen Revolution einnehmen. „Monsanto ist der unangefochtene Führer in der Welt der Argar-Biotechnologie," sagt Analyst Robert Koort von Goldman Sachs. Kunden sind nicht nur die Farmer weltweit, sondern auch große Lebensmittelkonzerne. Kellogg etwa verwendet ein Monsanto Produkt um den Anteil gesättigter Fette in einigen seiner Erzeugnissen zu verringern.
Monsanto ist also eine Wette darauf, dass die Landwirtschaft ihre Renaissance fortsetzt - und das mit einem Hebel, weil sie immer mehr Genetik einsetzt.
Allerdings gibt es ein Bremse: Der politische Widerstand gegen die Gentechnik ist sehr groß (Kasten: Hexenjagd der Gegenwart). Das führt zu ungünstigen Gesetzen, zahlreichen Gerichtsprozessen und sonstigen gesellschaftlichen Widerständen - vor allem in Europa.
Gewinnwachstum: Gut 20% pro Jahr
Trotz aller Widerstände kann der moderne Saatzuchtkonzern Gewinne und Umsätze rasant ausbauen. Im 1. Quartal dieses Jahres hat der Monsanto 98 Cent je Aktie verdient (Vorjahr: 80 Cent). Der Umsatz stieg um 19% auf 2,62 Milliarden Dollar. Sowohl Gewinn als auch Umsatz lagen über den Erwartungen der Analysten. Für das Gesamtjahr stellen die Analysten einen Gewinn von 1,69 Dollar je Aktie in Aussicht, für 2008 2,08 Dollar.
Besonders stark nahm der Umsatz beim Mais-Samen zu, nämlich um 47% auf 1,19 Milliarden Dollar. Motor war die enorme Nachfrage nach Mais als Ausgangsbasis für Bioethanol, dem Spritersatz. Monsanto erreichte im 1. Quartal beim Mais einen US-Marktanteil von etwa 26%. Bis zum September will die Gesellschaft ihren Anteil auf knapp 30% ausweiten.
Dafür ging allerdings der Verkauf von Sojasamen um 17% auf 373 Millionen Dollar zurück. Die US-Farmer haben einen Teil ihrer Äcker, die bislang mit Soja bepflanzt wurden, jetzt - wegen der steigenden Maispreise - mit Mais bestellt.
Aktie anfällig für Enttäuschungen
Der Kurs der Aktie hat sich allerdings seit 2003 etwa verneunfacht. Ein Teil der Fantasie - zumindest für die nahe Zukunft - ist also bereits schon eingepreist. Das macht den Hoffnungswert anfällig für Enttäuschungen.
Goldman Sachs-Analyst Robert Koort weist darauf hin, dass die Aktie derzeit etwa das 35-fache seiner Gewinnschätzung für 2007 kostet (1.70 Dollar je Aktie). Für 2008 stellt Koort 2.50 Dollar je Aktie in Aussicht. Der Analyst traut der Aktie zu, dass sie innerhalb von rund 18 Monaten auf 75 Dollar steigt.
Investition zur Altersvorsorge
Für langfristig-strategisch denkende Investoren dürfte Monsanto eine interessante Anlage über Jahrzehnte sein - etwa zur Altersvorsorge. Forschung & Entwicklung beschleunigen sich auch bei der Gentechnik genauso wie in den anderen Lebensbereichen. Anleger können also darauf vertrauen, dass die Wissenschaftler laufend innovative Methoden entwickeln, die dem Konzern neue Märkte erschließen.
Kasten:
Unternehmensgeschichte: Vom Geschmacksstoff zur Biotech-Vision
In seiner heutigen Form existiert Monsanto erst seit dem Jahr 2000. Die Wurzeln von Monsanto reichen bis in das Jahr 1901 zurück.Der damalige Chemiekonzern produzierte Süßstoff,Koffein und Vanille-Geschmacksstoff für Coca Cola. Später wurden unter anderem Plastik und Kunstfasern hergestellt. 1982 begann Monsanto mit genetisch veränderten Pflanzenzellen und mutierte allmählich in seine heutige Form als biotechnologischer Argrarzulieferer. 2000 fusionierte Monsanto mit dem Pharmakonzern Pharmiacia and Upjohn.Inzwischen ging der Pharmabereich aber an Pfizer (Viagra). Der Chemiebereich wurde ebenfalls ausgegliedert. 2001 bekam der Ex-Monsanto-Mitarbeiter William S. Knowles den Nobelpreis für Chemie. Laufend werden Firmen dazu gekauft, die zu der Agrar-Tech-Vision passen und die Angebotspalette erweitern. Kürzlich wurden etwa in Europa zwei Firma erworben, die sich mit Tomaten oder Melonen beschäftigen. In den USA wurde in den vergangenen Monaten ein Spezialist für Baumwollsamen übernommen. Heute steht die Agrar- und Biotechkonzern an der Spitze einer Industrie, der - neben dem Komplex Internet/Software und der Nanotechnologie - das 21. Jahrhundert gehören wird.
Biotechnologie: Der Neuerschaffung der Welt
Biotechnologie beschleunigt, das was die Natur schon immer gemacht hat - nämlich Pflanzen leistungsfähiger zu machen. Im Laufe der Evolution setzen sich über Millionen von Jahren hinweg die Organismen durch, die sich am besten an die veränderte Umwelt anpassten. Seit Jahrhunderten nutzen die Menschen die Gesetze der Biologie und kreuzen Pflanzen- oder Tierarten, um bestimmte Eigenschaften herauszuarbeiten. Der Weizen unterscheidet sich deutlich vom Gras-Samen aus dem er ursprünglich hervorging. Hochleistungs-Milchkühe sind eine Erfindung der Menschen. Mit Hilfe der modernen Biotechnologie können die Menschen jetzt wesentlich präziser und zielorientierter in die Natur eingreifen. Dazu nutzt Monsanto etwa die Genomforschung. In deren Rahmen versuchen die Forscher, die Position und Struktur der Pflanzen- oder Tiergene zu verstehen und zu lernen, wie die Gene die Funktionsweise der Agrarprodukte beeinflussen. Samen, der mit Hilfe der Gentechnik verändert wurde, gedeiht unter Bedingungen, in denen ursprünglich nicht leben konnte. Mais kann beispielsweise in Gegenden angebaut werden, die trockener sind als die bisherigen Anbaugebiete. Außerdem steigert die Gentechnik die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge.
Mit Hilfe der Gentechnik können die Pflanzen außerdem gewissermaßen in Fabriken verwandelt werden, die gezielt bestimmte Stoffe erzeugen und damit die Gesundheit fördern. Die Gentechnik steigert beispielsweise den Eiweißgehalt von Futtermitteln, erhöht den Anteil herzstärkender Omega-3-Fettsäuren in Sojabohnen oder reichert Reis mit Vitamin A an, an das Blindheit bekämpft. Das ist die Gegenwart.
Die Forscher arbeiten weltweit daran, erwünschte Erbinformationen bestimmte Pflanzen auf andere zu übertragen. Dabei entstehen etwa Erdbeeren, die Wirkstoffe gegen Herzinfarkt enthalten, oder Weintrauben, die Diabetes bekämpfen. Dass Geschmack, Haltbarkeit und Aussehen noch besser werden, versteht sich. Das gilt natürlich nicht nur für Pflanzen, sondern auch für Milch, Eier oder Fleisch. Warmwasserfische etwa können dann dank Biotechnologie auch im eisigen Nordmeer zu gedeihen.
Hexenjagd der Gegenwart
Das Leben war im Mittelalter gefährlich. Wer neue Ideen hatte, wurde von der Inquisition als Ketzer hingerichtet. Heilkundige Frauen, die Mittel und Wege kannten, anderen zu helfen, wurden als Hexen verbrannt. In unserer aufgeklärten Welt brennen keine Scheiterhaufen mehr. Dennoch gibt es auch heute Hexenjagden. Die Ketzer und Hexer der Gegenwart sind Konzerne, die die Erkenntnisse der Biotechnologie anwenden. Monsanto ist der Lieblingsfeind der Öko-Bewegung. Die Gentechnik erzeugt bei vielen heute Angst und Schrecken wie einst das unverständliche Treiben der „Hexen“. Die Angst vor der „Frankenstein-Nahrung“ („Frankenfood“) belastet natürlich auch die Geschäftsentwicklung. Eine Flut von Gerichtsprozessen und -urteilen kostet viel Geld, bindet Managementkapazitäten und bremst die Einführung und Vermarktung neuer Produkte. Vor allem die Europäische Union sträubt sich gegen die Einführung gentechnisch veränderter Pflanzen, erhält aber Druck von der dem Freihandel verschriebenen Welthandels-Organisation WTO, die eine Öffnung des europäischen Bollwerks erzwingen will. Streitigkeiten gibt es aber auch mit der „reinen Wissenschaft“. So zahlte Monsanto kürzlich 100 Million Dollar an die University of California. Dabei ging es um Patenrechte an einem Hormon, das die Milchproduktion von Kühen steigert.
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