Kommentar
12:59 Uhr, 17.06.2008

Mit Inline-Optionsscheinen in den Devisenmarkt investieren

Kaum ein Markt ist so spannend wie der internationale Devisenmarkt. Täglich wird dort ein Volumen von über 1,9 Billionen Dollar gehandelt. Das macht den Devisenmarkt zum liquidesten Markt der Welt. Hier treffen Akteure mit völlig unterschiedlichen Handelsmotiven zusammen. Sie reichen vom Automobilhersteller, der sich gegen einen Verfall des Dollars absichern will und somit keine primäre Gewinnerzielungsabsicht hat, über den institutionellen Investor, der sein Portfolio diversifizieren möchte, bis hin zum spekulativen Anleger. Und noch eine Besonderheit zeichnet den Devisenmarkt aus: Es gibt keine Ruhepausen, gehandelt wird rund um die Uhr.

Langfristig verändern sich Wechselkurse aufgrund von fundamentalen makroökonomischen Entwicklungen. Die wohl bekanntesten und wichtigsten Bestimmungsfaktoren des Wechselkurses sind die Kaufkraftparitätentheorie und die Zinsparitätentheorie. Vereinfacht ausgedrückt besagt die Kaufkraftparitätentheorie, dass die Kaufkraft des Geldes in zwei verschiedenen Ländern gleich sein muss. Der Preis eines IPods in Deutschland muss also nach Umrechnung über den Wechselkurs dem Preis eines IPods in den USA entsprechen. Andernfalls würden sich Arbitragegeschäfte lohnen. Die Zinsparitätentheorie besagt, dass die Ertragsraten inländischer und ausländischer Vermögenstitel einander entsprechen müssen. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, wären auch hier Arbitragegeschäfte möglich. Allerdings sind diese beiden Theorie nur bedingt praxistauglich. Während man mit ihnen langfristige Wechselkursveränderungen gut erklären und prognostizieren kann, sind sie für kurzfristige Kursvorhersagen völlig ungeeignet. Eine Studie des Journal of International Money and Finance aus dem Jahr 2001, die unter amerikanischen Währungshändlern durchgeführt wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass auf Tagesbasis vor allem die Markttechnik, das Markt-Momentum und spekulative Motive für die Kursentwicklung verantwortlich sind. Es gibt sogar Währungs-Analysten, die behaupten, dass die beste Schätzung des Wechselkurses von morgen der Wechselkurs von heute ist.

Genau an der Problematik der kurzfristigen Kursprognose setzt das Konzept der Inline-Währungs-Optionsscheine an. Denn während man mit klassischen Devisen-Optionsscheinen auf die Aufwärts- bzw. Abwärtsbewegung einer Währung gegen eine andere – beispielsweise des Dollars gegen den Euro – setzt, spekuliert man mit Inline-Währungs-Optionsscheinen darauf, dass eine Währung einen bei Emission definierten Korridor nicht verlässt. Die Anleger müssen sich also nicht mehr die Frage stellen: „Wo steht der Dollar in einem Monat?“, sondern sich nur darauf festlegen, dass es während der Laufzeit des Inline-Währungs-Optionsscheins zu keinem starken Dollar-Verfall bzw. Dollar-Anstieg kommt. Die Laufzeit liegt – je nach Ausgestaltung – zwischen vier und zwölf Wochen. Geht das Anlegerkalkül auf und die Währungen bleiben im festgelegten Korridor, erhalten die Anleger bei Inline-Optionsscheinen einen bei Emission festgelegten Geldbetrag. Sollte der Korridor allerdings verletzt werden, verfallen die Inline-Optionsscheine mit sofortiger Wirkung wertlos. Das unterscheidet sie von klassischen Währungs-Optionsscheinen, die nicht sofort wertlos verfallen, wenn sie während der Laufzeit aus dem Geld laufen. Daher sind die Inline-Währungs-Optionsscheine nur für hoch-spekulative Anleger geeignet.

Autor: Christopher Maaß, Zertifikateexperte des Bankhauses Sal. Oppenheim

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