Kommentar
08:44 Uhr, 25.04.2016

Mit diesem Performance-Star hätte niemand gerechnet!

Nach einem schwierigen Jahresstart performen inzwischen fast alle Anlageklassen gut. Als Outperformer gelten Schwellenländer, Rohstoffe und ganz besonders Edelmetalle. Der wirkliche Star unter den Anlagen ist jedoch eine große Überraschung.

Edelmetalle konnten innerhalb kurzer Zeit 20 % zulegen. Schwellenländeraktien sind ebenfalls mit 10-20 % im Plus. Selbst diese stattlichen Zuwächse sind wenig im Vergleich zu japanischen Staatsanleihen. Die Grafik zeigt, wieso das so ist.

Japanische Anleihen können seit Jahren zulegen. Durch fallende Zinsen steigen die Kurse. Die Grafik zeigt den Future der 30-jährigen Anleihen. Der Future ist ähnlich zu interpretieren wie der deutsche Bund-Future, der die 10-jährigen Papiere abbildet.

Zwischen 2006 und Ende 2015 brachten die langlaufenden, japanischen Anleihen eine Jahresrendite von 5 % - allein über den Kurs. Inklusive Kupons liegt die Performance näher bei 7 %. Für eine Anlageklasse, die inzwischen eigentlich keine Rendite mehr bringen sollte, ist das stattlich. Mit vollkommen langweiligen Anleihen konnten Anleger hohe Renditen mit geringer Volatilität einfahren.
Als ob die gute Performance der Anleihen in den letzten 10 Jahren nicht schon absurd genug gewesen wäre, schossen die langlaufenden Papiere in diesem Jahr den Vogel ab. Innerhalb von nur drei Monaten konnten Anleger mit 30-jährigen Anleihen 35 % Kursgewinn erzielen. Bei Anleihen mit 40 Jahren Laufzeit lag das Plus noch einmal deutlich höher bei fast 50 %. Wer in Anleihen mit einer Laufzeit von 10 bis 20 Jahren investierte, konnte sich über 10-15 % Kursgewinn freuen.

Wenn diese Zahlen etwas verdeutlichen, dann sicherlich, dass in Japan blanke Panik herrscht. Die Grafik zeigt diese Panik sehr gut. Der Kurs der Anleihen geht seit Jahresbeginn senkrecht nach oben. Selbst frühere Panikkäufe, wie etwa zur Zeit der Finanzkrise, sind dagegen kaum wahrnehmbar.

Der Run auf Staatsanleihen führte am 22.4. dazu, dass es keine japanischen Anleihen mehr mit einer Rendite von mehr als 0,3 % gab. Das muss man sich wirklich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Investoren leihen dem Staat auf Sicht von 40 Jahren Geld zu einem Zinssatz, der kaum noch wahrnehmbar ist. Selbst mit Zinseszinseffekt erreichen Anleger über die gesamte Laufzeit nur eine magere Rendite von 12,73 %.

Wer zu den aktuellen Kursen Anleihen kauft, der kann innerhalb weniger Tage die gesamte Rendite verlieren, denn bereits ein kleiner Renditeanstieg lässt die Kurse um 10-15 % fallen. Anlegern ist das derzeit vollkommen egal, denn sie haben schlichtweg keine Alternativen. Dazu gehören insbesondere institutionelle Anleger wie Pensionsfonds und Versicherungen. Sie haben langfristige Verbindlichkeiten und müssen für ihre Kunden eine bestimmte Rendite erwirtschaften.

Durch die Zinssenkung im Januar 2016 in den negativen Bereich wurde die Kaufpanik ausgelöst. Jeder, der Geld auf der Seite hatte, beeilte sich Anleihen zu kaufen, solange diese überhaupt noch eine positive Rendite abwarfen. Im Januar waren mit 40-jährigen Anleihen immer noch 1,25 % pro Jahr zu verdienen. Über Zinseszinsen macht das eine Gesamtrendite von 55 % bis Laufzeitende aus. Im Vergleich zu dem, was aktuell zu haben ist, war das traumhaft.
Der Grund, weshalb die Anleihen aufgeschnappt wurden, ist nachvollziehbar. Das kleine bisschen an Rendite, welches noch zu haben war, sollte eingeloggt werden. Das ist nun geschehen und weitere Kursgewinne sind kaum vorstellbar. Doch bereits der zurückliegende Kursanstieg war so jenseits jeglicher Vorstellungskraft, dass man mit diesen Aussagen vorsichtig sein muss.

Die japanische Notenbank wird die Zinsen früher oder später weiter senken. Daran zweifelt inzwischen kaum noch jemand. Trotzdem: wenn ein Kurs so sprunghaft ansteigt, dann kann es sich nur um eine Kurzschlussreaktion handeln. So etwas ist selten gut.

Japanische Großanleger müssen sich inzwischen nach Alternativen zu heimischen Anleihen umsehen. Sie liebäugeln dabei immer mehr mit Investitionen im Ausland, sei es über den Zukauf von Unternehmen oder die Bindung von Kapital in Infrastrukturinvestments.

Die japanische Notenbank wird mit ihrer expansiven Geldpolitik fortfahren. Notwendig macht dies der Wechselkurs. Ohne einen schwachen Yen kann man die Wirtschaft gleich begraben. Doch lockert die Notenbank weiter, dann wird eine großangelegte Kapitalflucht stattfinden. Das dürfte den Yen nicht nur ein wenig schwächen, sondern an den Rand des Kollapses bringen. Früher oder später wird dies geschehen. Die Notenbank muss weiter lockern, jedoch im Idealfall nicht so weit, dass die ganz große Kapitalflucht einsetzt. Ich bin skeptisch, dass diese Gratwanderung gelingt.

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

1 Kommentar

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Chronos
    Chronos

    Hinterher bringt das nur niemand was. Erinnert etwas an die Katze die vor dem Aquarium TV glotzt.

    Wie wär´s mit ´nem short auf Sony. So-nie, GMT Darwin Award?? ;-)

    14:19 Uhr, 25.04.2016

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten