Kommentar
18:06 Uhr, 17.08.2023

Mit dem Relative Rotation Graph die richtigen Märkte schneller finden und den Markt outperformen! Auf einem Blick!

Die Bewegungen der Märkte folgen Zyklen, die sie von attraktiven zu weniger attraktiven Marktphasen rotieren lassen. Der Einsatz des Relative Rotation Graph (RRG) ermöglicht eine unkomplizierte Identifikation vielversprechender Märkte.

Mit dem Relative Rotation Graph die richtigen Märkte schneller finden und den Markt outperformen! Auf einem Blick!

Die Bewegungen der Märkte folgen Zyklen, die sie von attraktiven zu weniger attraktiven Marktphasen rotieren lassen. Der Einsatz des Relative Rotation Graph (RRG) ermöglicht eine unkomplizierte Identifikation vielversprechender Märkte.

Der Relative Rotation Graph (RRG) ist eine neue Art der Chartdarstellung. Es ist ein quantitatives Instrument zur Analyse von Branchen und Märkten.

Diese Konzeption geht auf Julius de Kempenaer zurück, und die Bezeichnungen "Relative Rotation Graphs®" und "RRG®" sind geschützte Marken von RRG Research.

Charttechniker nutzen RRGs, um die relative Stärke mehrerer Märkte im Verhältnis zu einer gemeinsamen Benchmark zu evaluieren. Hierbei visualisiert der Graph die relative Performance mehrerer Märkte in einer Grafik. Wechselnde Zyklen, die Märkte in Stärke- und Schwächephasen versetzen, werden mittels des RRGs durch die Bewegung in dem Vier-Quadranten-System leicht verdeutlicht. So sind Geldflüsse schnell erkennbar.

Die Herausforderung, attraktive Anlagen zu finden, liegt in der Frage, welche Aktien oder Märkte zurzeit investitionsfähig sind. Diese Fragestellung gestaltet sich aufgrund der zyklischen Bewegungen als knifflig. Aus diesem Problem entstand ein System, das zügig zwischen erfolgversprechenden und weniger erfolgversprechenden Optionen selektieren kann.

Dabei stellte de Kempenaer in Backtests fest, dass die relative Stärke einen maßgeblichen Einfluss auf die Aktienauswahl hat. Zum Beispiel bewirkt die relative Stärke einer Aktie, dass diese in Phasen rückläufiger Aktienmärkte in den darauf folgenden Aufwärtsphasen eine überdurchschnittliche Performance zeigt. Bei der Portfolioanalyse ist es folglich essenziell, die korrekte Fragestellung für die Aktienauswahl zu formulieren. Nur so lässt sich eine deutliche Differenz in der Wertentwicklung erzielen. Ob man nun eine reltive Outperformance erreichen will oder vielleicht aus dem Markt für eine gewisse Zeit aussteigt.

Denn wer kennt es nicht. Für Trader ist es frustrierend, wenn sie aufwendig die Aktienmärkte durchforsten und die ausgewählten Aktien letztendlich unterdurchschnittlich abschneiden. Das Problem tritt später auf: Trader tendieren dazu, den Aktien, in die sie Zeit, Energie und Geld investiert haben, einen höheren Wert beizumessen. Dies kann dazu führen, dass Trader ihren favorisierten Aktien mehr Gewicht geben als angemessen. Die emotionale Bindung an diese Aktien gestaltet sich schwierig. Daher kommt es oft vor, dass Trader Verlustpositionen halten oder sogar versuchen, Verluste langfristig auszusitzen. Vernünftiges Denken tritt in den Hintergrund, Kapital wird blockiert oder verbrannt.

Aufbau des Relative Rotation Graphs

Vor der Erläuterung des Aufbaus relativer Rotationsgraphen betrachten wir die zwei wesentlichen Parameter: JdK RS-Verhältnis und JdK RS-Momentum (JdK = benannt nach seinem Erfinder Julius de Kampenear). Wichtig ist, dass beide Eingangsindikatoren standardisiert wurden, sodass sie in gleichen Einheiten ausgedrückt werden. Diese Standardisierung ist grundlegend, um verschiedene Märkte miteinander vergleichbar zu machen, solange derselbe Vergleichsindex verwendet wird. Was genau bedeutet "Relative Stärke"? Diese sollte nicht mit dem Relative Strength Index (RSI) nach Welles Wilder verwechselt werden. Die mathematische Beschreibung von de Kempenaers Konzept der relativen Stärke lautet: Der Kurswert eines Instruments (beispielsweise XLV) wird durch den Wert eines anderen Vergleichsmarktes (SPY) geteilt. Relative Stärke Quotient = Kurs von XLV / Kurs von SPY. Diese Quote kann täglich berechnet und die Datenpunkte in einem Diagramm aufgetragen werden. So ergibt sich eine Relative Stärke Linie (RS-Linie). Ein Beispiel dazu finden Sie in Abbildung 1. Die Interpretation gestaltet sich simpel: Steigt die RS-Linie, übertrifft das Instrument XLV. Sinkt sie, zeigt XLV eine unterdurchschnittliche Performance. Anders ausgedrückt, während einer steigenden RS-Linie bevorzuge ich als Trader Investitionen in XLV oder zumindest eine höhere Gewichtung im Portfolio. Dieses Grundprinzip lässt sich auf vielerlei Märkte anwenden. Obgleich die einzelnen Märkte sehr unterschiedlich sind, erlaubt das Anwendungsprinzip eine Vergleichbarkeit der Resultate.

Ein weiterer Parameter im RRG ist das relative Momentum der Kursbewegungen. Hierbei wird ebenfalls eine Quote der einzelnen Märkte im Vergleich zum Referenzindex gebildet. Durch die Kombination der beiden Parameter entsteht ein Diagramm mit der x-Achse (Relative Stärke) und der y-Achse (Relatives Momentum). Ein entsprechendes Beispiel finden Sie in Abbildung 2.

Aktienauswahl

Da der Trader nun jeden Markt in Relation zueinander setzen kann, gelingt die Unterscheidung zwischen starken und schwachen Märkten. Identifiziert man zum Beispiel eine solide Aktienbranche, ist es möglich, tiefer zu gehen und geeignete Aktien aus dieser Branche auszuwählen. In der Regel bieten die Marktführer auch die besten Chancen für Outperformance. Einen Großteil der Aktienperformance macht der übergeordnete Sektor und Branche aus. Dann kommt es auf individuelle Leistungen an. Es lohnt sich häufig, die ersten drei Unternehmen genauer zu betrachten. Mithilfe der Rotation der Märkte im RRG lassen sich mühelos die besten Märkte identifizieren (siehe Abbildung 3).

Eine neuartige Form der Branchenanalyse
Betrachten wir den RRG, befinden sich die Märkte im rechten oberen Quadranten mit hohen positiven Werten sowohl auf der x- als auch auf der y-Achse. Im Gegensatz dazu repräsentieren Märkte im linken unteren Quadranten eher schwächere Märkte.
Bevor Interpretationen vorgenommen werden, gilt es zu bedenken, dass ein Relative Rotation Graph kein eigenständiges Handelssystem ist. Es existieren keine vordefinierten Handelsregeln oder Ein- und Ausstiegssignale. RRGs sollten als eine Charting-Methode betrachtet werden, die für diverse Interpretationen offen ist. Wie bei Candlestick-Charts. Unterschiedliche Personen, die denselben RRG betrachten, könnten zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen gelangen. Ein „Trendfolger“ setzt vielleicht auf neue Hochs oder Tiefs. Während ein anderer Trader dies als Counter-Trade Zonen sieht.

Im Folgenden finden Sie einige Faustregeln für die Interpretation:

⦁ Relative Stärke hat Vorrang vor relativem Momentum.

⦁ Die Rotationsmuster sind nicht zwingend perfekt kreisförmig und durchlaufen nicht und drehen sich nicht immer im Uhrzeigersinn durch alle vier Quadranten.

⦁ Eine Rotation wird jedoch zu 80% vollzogen, haben Backtests ergeben

⦁ Ein historischer Verlauf kann auf der rechten Seite des RRG verbleiben, wenn es dem Markt gelingt, einen starken Aufwärtstrend zu etablieren. Er rotiert dann im rechten Feld ohne die Mittellinie zu kreuzen.

⦁ Umgekehrt kann ein historischer Verlauf auch auf der linken Seite verharren. Was ein Zeichen von Schwäche wäre.

⦁ Im Allgemeinen signalisiert das Überkreuzen der horizontalen 100er-Linie, von unten nach oben, auf der linken Seite, dass der Markt sich bullish bewegt. Für aggressive Trader könnte das ein erstes Kaufsignal sein.

⦁ Märkte, die sich im führenden Quadranten (Leading) bewegen, sollten auf der Kaufliste stehen, da sie sowohl relative Stärke als auch relativen Kursschwung zeigen. Märkte im schwächelnden Quadranten (Lagging) wären eventuell etwas für zukünftige Shortpositionen. Symbole im sich verbessernden Quadranten (Improving) stellen potenzielle Kaufobjekte da.

Fazit

In diesem Beitrag wurden die Grundlagen des Relative Rotation Graph (RRG) erläutert. Dieser Graph stellt eine alternative Methode zur Chartanalyse dar und dient als Instrument zur Identifizierung vielversprechender Märkte. Die Verwendung des RRG bietet eine selektive Herangehensweise, um die optimalen Märkte oder Branchen auszumachen – ein erster Schritt in Richtung Überrendite. Dennoch markiert dies nicht das Ende der Aufgabe für den Trader. Es ist essentiell, dass der Trader einen Plan für sowohl die Eröffnung als auch die Schließung von Positionen hat. Daher kann der RRG lediglich eine Komponente des Plans darstellen und nicht den gesamten Plan selbst.

Abbildung 1

Relative Stärke Quotient Im oberen Teil des Charts ist der Kursverlauf des Consumer Discretionary Sektor ETF (XLY) abgebildet. Der untere Teil zeigt den Quotienten aus XLY und SPX. Der SPX ist ein ETF, der den S&P 500 repräsentiert, mittlerer Chart. Steigt der Quotient an, dann bewegt sich XLY stärker als der SPX. Der S&P 500 dient also als Benchmark für den Health Care Sektor. Das Grundprinzip des relative Stärke-Quotients lässt sich auf beliebig viele Branchen oder Märkte anwenden.

Quelle: stockcharts.com

Abbildung 2

Hier sehen Sie die vier Quadranten mit eingezeichneten Punkten. Jeder Punkt entspricht einem speziellen Markt-ETF. Die Anordnung der Punkte erfolgt durch die relative Stärke und das relative Momentum zueinander und der Benchmark.

Quelle: stockcharts.com

Abbildung 3

Der RRG im historischen Verlauf der Märkte Der RRG zeigt für jeden ETF einen Schweif. Der Trader kann damit erkennen, wie sich die einzelnen Märkte im definierten Zeitraum bewegt haben. Im Idealfall ergibt sich eine klare Rotation der Märkte. Hier war früh (6. Februar 2023) eine aufbauende Relative-Stärke in den Märkten Technology (XLK) und Consumer Discretionary (XLY) und Communication Services (XLC) zu erkennen, die sich mehrere Monate fortgeführt hat. Und die relative Schwäche in anderen Märkten.

Quelle: stockcharts.com

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Murart Örs im Live-Stream am Freitag 18.08.2023 - Link

Oder einfach persönlich in Frankfurt vorbeikommen - Link

Die Teilnahme ist KOSTENLOS.

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Über den Experten

Roland Jegen
Roland Jegen
Trading Experte

Roland Jegen ist seit über 15 Jahren an der Börse aktiv. Seit 2016 arbeitet er als Trading-Experte bei WH SelfInvest. Neben der klassischen Chartanalyse gehören Auction Market Theory und Volume/ Market Profile sowie automatisierte Handelssysteme zu seinen Steckenpferden. Er veröffentlicht regelmäßig technische Analysen zu US-Aktien für den Neobroker Freestoxx.

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