Kommentar
15:22 Uhr, 23.02.2019

Buffett verbuchte 2018 Kursverluste im zweistelligen Milliardenbereich

Kein gutes Jahr für die von Warren Buffett geführte Investmentholding Berkshire Hathaway: Unrealisierte Kursverluste im Aktienportfolio haben sich im Jahr 2018 auf 20,6 Milliarden Dollar belaufen. Unter dem Strich reicht es, dank des starken operativen Geschäfts, trotzdem noch zu einem Milliardengewinn.

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Das miserable Börsenjahr 2018 hat auch bei US-Starinvestor Warren Buffett Spuren hinterlassen. Die von Buffett geführte Beteiligungsholding Berkshire Hathaway hat im vergangenen Jahr einen deutlichen Gewinnrückgang verbucht, wie aus dem am Samstag veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht. Unter dem Strich belief sich der den Aktionären zurechenbare Nettogewinn auf nur noch 4,0 Milliarden Dollar, nach einem Gewinn von noch 44,9 Milliarden Dollar im Vorjahr. Der Vorsteuergewinn ging von 23,8 Milliarden Dollar auf 4,3 Milliarden Dollar zurück.

Neben Effekten durch die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump, die im Vorjahr den Gewinn künstlich nach oben getrieben hatten, belasteten 2018 vor allem unrealisierte Kursverluste in Höhe von 20,6 Milliarden Dollar den Gewinn. Eine neue Regel in den US-Rechnungslegungsstandards GAAP erfordert erstmals für das Jahr 2018, dass auch unrealisierte Kursverluste im Nettogewinn berücksichtigt werden müssen. Buffett selbst hatte dies bereits vor einem Jahr kritisiert, weil seiner Ansicht nach der Nettogewinn dadurch jede Aussagekraft verliert. Die neue Regel führe zu "wilden und kapriziösen Schwankungen" beim Nettogewinn, so Buffett. Als langfristiger Investor setzt Buffett auf den Wertzuwachs seiner Beteiligungen oftmals über Jahrzehnte und hält kurz- bis mittelfristige Kursveränderungen für nicht prognostizierbar.

Im vierten Quartal, als an den US-Börsen die stärksten Kursverluste verzeichnet wurden, verbuchte Berkshire Hathaway unter dem Strich sogar einen Verlust von 25,4 Milliarden Dollar, während die Analysten ein Minus von 22,4 Milliarden erwartet hatten. Im dritten und zweiten Quartal hatte Berkshire hingegen Gewinne ebenfalls in zweistelliger Milliardenhöhe verbucht.

"Große Schwankungen bei den Quartalszahlen nach GAAP werden sich unvermeidlich fortsetzen. Das liegt daran, dass unser riesiges Aktienportfolio - das Ende 2018 einen Wert von fast 173 Milliarden US-Dollar hatte - häufig Eintagesschwankungen von 2 Milliarden Dollar oder mehr erleben wird, von denen sich alle laut der neuen Regel sofort auf unser Nettoergebnis auswirken müssen", schreibt Buffett im Brief an die Aktionäre. "Tatsächlich erlebten wir im vierten Quartal, einer Phase hoher Volatilität bei den Aktienkursen, mehrere Tage mit einem „Gewinn“ oder „Verlust“ von mehr als 4 Milliarden US-Dollar. Unser Rat? Konzentrieren Sie sich auf das operative Ergebnis und achten Sie dabei kaum auf [Wert-]Gewinne oder Verluste jeglicher Art. Meine Aussage mindert in keiner Weise die Bedeutung unserer Investitionen für Berkshire. Im Laufe der Zeit erwarten Charlie [Charles Munger] und ich, dass sie beträchtliche Gewinne abwerfen, wenn auch mit einem sehr unregelmäßigen Timing", so Buffett im Brief an die Aktionäre.

Im operativen Geschäft von Berkshire Hathaway, zu dem rund 80 Unternehmen aus den Bereichen Versicherung, Eisenbahn, Energie und vielen weiteren Sektoren gehören, lief es deutlich besser. So konnte der Umsatz von 239,9 Milliarden Dollar im Jahr 2017 auf 247,8 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr zulegen. Der Netto-Cashflow aus dem operativen Geschäft belief sich auf 37,4 Milliarden Dollar, nach 45,7 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor.

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Die schlechten Nachrichten häufen sich für Buffett: In dieser Woche hatte der Starinvestor einen milliardenschweren Kursverlust bei seiner Beteiligung am Ketchupkonzern Kraft-Heinz verbuchen müssen, nachdem der Aktienkurs des Unternehmens nach milliardenschweren Abschreibungen und einer Dividendenkürzung zeitweise um rund 25 Prozent abgestürzt war.

Die folgende Tabelle aus dem Jahresbericht von Berkshire Hathaway zeigt die größten Aktienpositionen von Berkshire Hathaway per Ende 2018. Trotz der Kursverluste im vierten Quartal 2018 befinden sich die meisten Aktienpositionen noch deutlich im Plus, wie die Tabelle zeigt. Die Position in Aktien von Kraft-Heinz ist nicht in der Tabelle enthalten, weil Berkshire Hathaway diese Aktien als Teil eines Konsortiums und nicht direkt hält.

Miserables-Börsenjahr-Starinvestor-Buffett-verbucht-Kursverluste-im-zweistelligen-Milliardenbereich-Kommentar-Oliver-Baron-GodmodeTrader.de-2

Der komplette Jahresbericht von Berkshire Hathaway mit dem Brief von Warren Buffett an die Aktionäre der Gesellschaft kann hier heruntergeladen werden. Wie jedes Jahr ist der Brief an die Aktionäre des inzwischen 88 Jahre alten "Orakels von Omaha" wieder eine unterhaltsame Lektüre für Value-Anleger und solche, die es werden wollen.


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36 Kommentare

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  • wolp
    wolp

    Hat doch sicher jeder über die Zeit ein paar Anteilsscheine des mutual im Depot. Liegen lassen und schlafen.... Merci

    21:57 Uhr, 24.02.2019
  • Edka
    Edka

    Verstehe schon, allerdinga ist EW nicht mein Ding - ist mir persönlich zu ungenau. Ich habe ebenfalls an Rückgänge im Bereich 25-24 im Dow bzw. S&P 2600-2650. Kann es sein, dass im Beteich 24200/2620 eine inv. SKS möglich ist!? Ich meine mich zuerinnern, dass jemand geschrieben hat, dass das Sentiment im Dow derzeit im Extrembereich Gear angelangt sein sollte.

    19:20 Uhr, 24.02.2019
    1 Antwort anzeigen
  • new-agens
    new-agens

    Mal in Kürze zu den Statements unten: 1. Ich und Neid :-) - nein, das ist mir zu bourgeois. Soll jeder viel Geld haben, alles gut. Mit geht es auch gut, danke der Nachfrage. 2. Die Liga zu halten ist weit einfacher als aufzusteigen - Ende 3. Die ganzen PR-Geschichtchen um den Aufstieg des Orakels - forget it; die fundieren einen Mythos, nicht mehr, nicht weniger 4. Apple, tja, Grundsatzfrage. Ich erinnere gern nochmals ans Nokia-Schicksal 5. Man sollte sich auch einmal vergegenwärtigen, welche Rahmenbedingungen Buffet hatte - 1964: Fordismus, alles solide, alles gut für den Start; ab 1972: beginnende Finanzialisierung; ab 1980er: Neoliberalismus. Die aus Finanzialisierung und Neoliberlismus abzuleitenden Krisen hat Buffet, inzwischen gut gepolstert mit Cash, zu weiterer Vorteilsnahme genutzt. Unterm Strich: unter glücklichen Umständen einiges richtig gemacht - Apple weiter zuzukaufen war völliger Müll, Zukunft hat das B.´s Depot ebenfalls nicht.

    17:22 Uhr, 24.02.2019
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Buffett liegt in seinem Timing nicht immer richtig, der hatte 2008 in die wüstesten Verwerfungen bei Bankaktien hineingekauft, als alle in einer absoluten Panik diese Papiere auf den Markt geschmissen haben. Die Aktien sind nach seinen Käufen noch teilweise bis zu 60 Prozent gefallen. Heute kann man sehen hat er alles richtig gemacht und kann die Korken knallen lassen, die Gewinne sind mehr als ansehnlich.

    Bei Kraft Heinz wird es wohl auch wieder so kommen, in 10 Jahren sind die Aktien sicherlich mehr wert als das, was Buffett dafür bezahlt hat.

    Was ich bei ihm echt nicht verstehe ist, dass er Apple gekauft hat. Die wollte er früher nie haben.

    Und plötzlich doch. Warum der Sinneswandel? Oder haben die ihm im verborgenen Kämmerlein ihre neuesten Erfindungen gezeigt und die haben ihn überzeugt. :-D

    Auf alle Fälle ein Ausnahmetalent. Vor allem mit was für "Langweilern" der sein Vermögen gemacht hat ist unglaublich.

    An der Nasdaq rennen sie alle irgendwelchen kurzfristigen Überfliegern hinterher, die von 1 Dollar auf 100 Dollar steigen und anschließend auf 0,10 Dollar fallen, er kauft irgendwelche langweiligen Dickschiffe und lacht sie später alle aus.

    Seine Performance beruht einerseits auf einem guten Riecher, er kann die Firmen fundamental super analysieren und er investiert langfristig. Besonders Letzteres vermisst man bei den allermeisten Marktakteuren. Ich vermisse das bei mir oft auch, da wird von der Wand bis zur Tapete gedacht. Allein 2009 hatte ich so geniale Einstiege in Aktien, alle mittlerweile verkauft zu einem Bruchteil der Gewinne, die ich hätte machen können :-(

    Mit Trading kann man Geld verdienen, mit Investieren allerdings wird man reich.

    11:15 Uhr, 24.02.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Auch mit mehreren Millionen an Startkapital kann man das nicht schaffen, wenn man keine Ahnung hat. Man muss die Märkte/Wirtschaft verstehen und eine Strategie haben. Und natürlich Sitzfleisch. Nach mittlerweile 20 Jahren Börse weiß ich, wovon ich rede. Er weiß, was er tut. Wir sprechen uns in 10 Jahren noch mal, auch wenn er nicht mehr da sein sollte. Aber das Depot wird noch existieren und vom aktuellen Stand jenseits von Gut und Böse liegen, ob mit oder ohne Apple.

    20:01 Uhr, 23.02.2019
    2 Antworten anzeigen
  • new-agens
    new-agens

    Dieser Otto - is nur ´n Kind reicher Eltern und spielt sich auf, als hätte er den Markt neu erfunden. Mit Millionen Startkapital vom Herrn Papa kann ich auch die große Welle machen. Da hab ich dann übrigens auch genug Zeit. Zumal: Kauft Apple letztes Jahr nahe Höchstkurs, einen Handyhersteller - ich brüll mich weg, wie doof issen der eigentlich? Dem Portfolio gebe ich max. noch zwei, drei Jahre, dann sind Minimum 50 Prozent im Nirwana verschwunden - wenn´s gut läuft.

    17:12 Uhr, 23.02.2019
    3 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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