Kommentar
14:45 Uhr, 30.03.2020

Millionengewinne mit Schutzmasken: Unmoralische Spekulation?

Spekulation erfüllt einen wichtigen gesellschaftlichen Zweck, das gilt sogar für die Spekulation mit Schutzmasken: Der stark gestiegene Preis von Schutzmasken ist der beste Anreiz dafür, dass mehr Masken produziert werden.

Erwähnte Instrumente

  • Drägerwerk AG & Co. KGaA - WKN: 555060 - ISIN: DE0005550602 - Kurs: 67,300 € (XETRA)

Deutschland hat ein Schutzmasken-Problem. Weil auch in der Politik niemand für eine Krise wie aktuell vorgesorgt hat, gibt es zu wenige Schutzmasken für medizinisches Personal und für den Gebrauch im Alltag.

In Krisen ist es eine beliebte Strategie von Politikern, auf Spekulanten zu schimpfen. Das ist auch in dieser Krise so. Mit einem wichtigen Unterschied: Dieses Mal stehen nicht Währungs- oder Rohstoffspekulanten am Pranger, sondern Schutzmasken-Spekulanten. Es gab nämlich einige findige Unternehmer, die sich vor Beginn der Krise mit Schutzmasken eingedeckt haben und sie jetzt mit deutlichem Gewinn verkaufen.

Der 24-jährige Timo Klingler aus dem baden-württembergischen Sandhausen etwa soll Medienberichten zufolge mehrere Millionen mit Schutzmasken verdient haben (siehe hier). Der Online-Unternehmer kaufte die Masken in großen Mengen ein, als die Krise noch nicht in Deutschland angekommen war. Jetzt kann er die Masken mit einem kräftigen Aufschlag verkaufen.

Es ist leicht, das Geschäft von Timo Klingler und anderen ähnlichen Spekulanten als unmoralisch zu verurteilen. Es ist auch nicht verwunderlich, dass aus der Politik die Forderung erhoben wird, die Schutzmasken von staatlicher Seite zu beschlagnahmen. Eine solche Forderung stellte etwa die Chefin der Linksfraktion im Bundestag, Amira Mohamed Ali, in einem Tweet auf.

Aber wäre es tatsächlich klug, die Masken zu beschlagnahmen? Kurzfristig würde sich die Verfügbarkeit von Masken damit sicherlich verbessern. Mittel- bis langfristig wäre eine Beschlagnahmung aber stark kontraproduktiv. Denn ein gestiegener Preis erhöht ja gerade den Anreiz dafür, dass auch mehr Masken produziert werden. Genau das ist aktuell auch zu beobachten: Die Produktion von Masken wird deutlich gesteigert. Aus humanitären Gründen, aber ganz sicher auch, weil man mit Masken aktuell mehr Geld verdienen kann.

Spekulation erfüllt in der Marktwirtschaft eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Spekulation sorgt dafür, über steigende Preise die Knappheit von Gütern zu signalisieren. Wenn sich Spekulanten auf Schutmasken stürzen, steigen dadurch die Preise von Schutzmasken und die Produzenten haben deshalb einen großen Anreiz, ihre Produktion auszuweiten. Neue Produzenten werden auf den Markt gelockt und stellen künftig Schutzmasken anstelle anderer Textilwaren her, einfach weil sich mit Schutzmasken mehr Geld verdienen lässt. Weil sich die Spekulanten vor den Konsumenten auf die Schutzmasken stürzen, beschleunigen und verstärken sie diese Entwicklung.

Ganz ähnlich funktioniert das auch bei Immobilien: Steigen die Immobilienpreise, dann wird auch der Anreiz größer, mehr Immobilien zu errichten. Auch das war in den vergangenen Jahren zu beobachten.

Problematisch ist nicht die Spekulation, sondern wenn der Staat Hürden aufbaut, die den Ausgleich von Angebot und Nachfrage behindern. Müssen Schutzmasken etwa erst aufwändig zugelassen werden, dann sinkt der Anreiz für neue Produzenten, auf diesem Markt tätig zu werden. Mehr Markt und nicht weniger Markt würde die Situation auf dem Markt für Schutzmasken aktuell deutlich entspannen.

Ein Unternehmen, das von der aktuellen Situation profitiert, ist der Medizin- und Sicherheitstechnikhersteller Drägerwerk, der unter anderem Atemschutzmasken und Beatmungsgeräte produziert. Die Aktien des Unternehmens konnten seit Beginn der Krise deutlich zulegen.

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Ist es unmoralisch, dass Drägerwerk Geld mit dringend benötigter Schutzausrüstung und Medizintechnik verdient? Das Gegenteil ist der Fall: Die Gesellschaft profitiert davon, dass bei Drägerwerk die Maschinen aktuell auf Hochtouren laufen und das Geschäft brummt.


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59 Kommentare

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  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    was wieder für eine verarsche

    16:31 Uhr, 31.03. 2020
  • Bären_Karle_
    Bären_Karle_

    Die Fed hat heute eine Repo-Fazilität für ausländische Notenbanken angekündigt, über welche sich Institute Dollars gegen US-Anleihen borgen können. Zusammen mit den bestehenden Swap-Lines soll damit der globalen Dollar-Knappheit begegnet werden.Quelle: Guidants News https://news.guidants.com

    15:33 Uhr, 31.03. 2020
  • hang10
    hang10

    Entweder hat man eine "freie" Wirtschaft oder eben nicht. Es scheint ja auch nicht unmoralisch zu sein Kriegsgüter zu produzieren und dann zuzusehen, wie sich in den Kriegsherden dieser Welt die Menschen gegenseitig umbringen. Und wegen Corona gibt es derzeit massiven Kapitalbedarf in einigen Sektoren, wie z.B. dem Gesundheitswesen. Nirgendwo habe ich bislang gelesen, dass irgendjemand - z.B. Politiker - Gelder vom Kriegsministerium abzwacken, um z.B. denjenigen die an der Gesundheitsfront ihr Leben riskieren ein zumindest auskömmliches Gehalt zu zahlen. Stattdessen wird Wasserkühlung an Gelddruckmaschienen montiert, damit die weiterhin noch viel viel mehr bedruckte Baumwolllappen produzieren können. Und zuletzt..... per Definition ist eine Pandemie ein weltweites Ereignis. Statt das global zu lösen, kocht weiter jeder Staat sein eigenes Süppchen, beharrt auf seinen Grenzen und holt Touristen heim ins Reich. Uns ist nicht zu helfen, wenn wir nicht endlich anfangen das Hirn auch zum Denken zu verwenden.

    05:21 Uhr, 31.03. 2020
  • wolp
    wolp

    Moral und Ethik sind für die Alternative für Dumme Anhänger genauso Fremdwörter wie Toleranz und Solidarität. Nichts Neues.. Merci

    21:44 Uhr, 30.03. 2020
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    im Dow und der Nasdaq feiern sie gerade den 142 000sten Infizierten

    Dow + 3,2

    Nasdaq + 4 Prozent

    Wenn sie die Million durchgeben, steigt er dann um 10 Prozent?

    Ich denke mal, selbst wenn man ne Maske für 8000 Prozent Aufschlag verkaufen würde wäre das nichts, was gerade in den Indizies abgeht

    21:42 Uhr, 30.03. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • rum0
    rum0

    Ich weiss nicht, langsam aber sicher sollten wir uns von der moralischen Entschuldigung verabschieden, dass die Gier der Spekulanten einen positiven Einfluss auf irgendwas hat. Es ist ein sehr schlechtes Signal für jeden Menschen, wenn Notlagen verwendet werden, um Profite zu, fast möchte ich sagen, "erpressen". Im Angesicht dieser Pandemie, die dank der doch eher niederen Lethalität noch "halbwegs glimpflich" abzulaufen scheint, wäre meines Erachtens ein Umdenken und ein sensiblerUmgang mit diesem Thema angebracht. Wir sollten eher an positiven Zukunftsvisionen für die gesamte Menschheit denken....

    Die Situation ist emotional sehr angespannt und unbedachte Worte und Taten können daher viel schneller als manch einer denken mag zu verheerenden Folgen führen.

    Spekulation in begrenztem Ausmass ist sicher ok, aber das Ausmass sollte im Spielbereich sein und nicht wie zur Zeit, die reale Weltwirtschaft um ein vielfaches übersteigen.......

    Well nur meine 5cent, ich weiss es denken viele anders, aber die hab ich trotzdem gern ;)

    Viel Glück liebe Leute und bleibt gesund.

    19:08 Uhr, 30.03. 2020

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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