Kommentar
11:53 Uhr, 03.03.2009

Milliardenverlust in den USA

6, 16, 25, 27, 31, 60 - das sind nicht etwa die Lottozahlen von Samstag, nein das sind die Milliardenverluste mit denen vor allem
Banken in der vergangenen Woche die Aktienmärkte schockten. Insbesondere US-Werte türmten riesige Verluste auf. Trauriger
Spitzenreiter ist vermutlich der Versicherungskonzern AIG, dessen gigantisches Minus auf etwa 60 Mrd. geschätzt wird. In dieser
Woche werden Details erwartet. Erst Mitte September hatte die US-Regierung AIG in letzter Minute vor dem Zusammenbruch bewahrt.
Dazu erhielt der Staat rund 80 Prozent der Anteile. Insgesamt summieren sich die bereits gewährten Finanzhilfen auf ca. 150 Mrd.
US-Dollar. Die weltweiten Verflechtungen sind derart groß, dass eine Pleite vermutlich schwerwiegende Folgen für die Finanzwelt
hätte. Washington bleibt daher keine andere Wahl, als erneut zur Hilfe zu eilen. Derzeit kursieren Gerüchte um weitere 30 Mrd.
US-Dollar. Angesichts dieses Ausmaßes, denkt die Regierung über eine Zerschlagung des Konzerns nach.

Eine Aufspaltung bleibt auch das bestimmende Thema bei General Motors. Wie bekannt wurde, hat der Autobauer einen Jahresverlust
von fast 31 Mrd. US-Dollar eingefahren. Offiziell fordert Konzern-Chef Wagoner Staatshilfen in Höhe von 16 Mrd. US-Dollar.
Marktteilnehmer vermuten indes, dass bis zu 100 Mrd. US-Dollar nötig sein könnten. Die Zukunft der deutschen Tochter Opel bleibt
vorerst unklar.

Schwindelerregend hoch fiel auch der Verlust bei Fannie Mae aus. Allein im Schlussquartal verlor der Hypothekenfinanzierer 25
Mrd. US-Dollar. Auf Jahressicht sind es sogar 60 Mrd. US-Dollar. Längs hat der Staat die Kontrolle über das Haus übernommen, denn
Fannie Mae steht zusammen mit dem Rivalen Freddie Mac hinter etwa 50 Prozent der US-Hausfinanzierungen. Das zweite Rettungspaket der Obama-Administration sieht Hilfen von 200 Mrd. US-Dollar für beide Unternehmen vor, um ca. neun Millionen Hausbesitzer vor der Zwangsversteigerung zu retten.

Zum Wochenende kamen Finanzwerte erneut unter Druck, als mit der Citigroup auch die ehemals größte Bank der Welt weitere
Unterstützung anforderte. Der Staat erhöhte letztlich seine Beteiligung von unter 10 Prozent auf nun knapp 40 Prozent. Ebenso
hoch fiel nach der Verwässerung der Struktur für Altaktionäre auch der Tagesverlust aus.

Von der Konjunkturseite gab es ebenfalls keine Unterstützung. Das BIP im vierten Quartal wurde noch einmal deutlich nach unten
revidiert. Der Dow Jones Industrial Average verlor daher auf Wochensicht 4,1 Prozent und steht somit seit Jahresanfang bereits 20
Prozent im Minus.
Allianz / Dresdner - ein Ende mit Schrecken

Rote Zahlen gab es auch in Deutschland. Europas größter Versicherer musste 2008 einen Fehlbetrag von 2,4 Mrd. Euro verbuchen. Der
zweite Verlust in der 119-jährigen Firmengeschichte ist vor allem auf die seit Januar zur Commerzbank gehörenden ehemaligen
Tochter - Dresdner Bank - zurückzuführen. In den Büchern der grünen Bank schlummern nach wie vor problembehaftete Papiere, die zu
hohen Abschreibungen führten. Ohne das Institut hätte Allianz einen Gewinn von 4 Mrd. Euro ausweisen können. Am Ende der
siebenjährigen Ehe zwischen beiden Häusern fällt die Bilanz ernüchternd aus. Die Übernahme der Großbank kostete die Allianz
insgesamt etwa 14 Mrd. Euro. Der Befreiungsschlag wurde von der Börse positiv aufgenommen. So gewann die Aktie von Allianz nach
Bekanntgabe der Zahlen zwischenzeitlich zweistellig an Wert. Die Dresdner Bank hat zum Schluss eine Kernkapitalquote von
lediglich vier Prozent und würde ohne die Commerzbank und staatlicher Hilfe vor der Schließung durch die Finanzaufsicht stehen.

Bei all den Negativnachrichten sei auch Positives erwähnt. Die Deutsche Telekom konnte im vergangenen Jahr den Gewinn verdoppeln.
Vor allem die Mobilfunksparte konnte deutlich zum Unternehmenserfolg beitragen. Die Dividende bleibt mit 78 Cent je Aktie auf
Vorjahresniveau, sodass die Aktie am Freitag dann auch der einzige Gewinner im Dax war.
Schwacher Yen hilft Japan

Zu Wochenbeginn waren im Land des Lächelns nur traurige und skeptische Minen an der Börse zu beobachten. Die Insolvenz eines
Kreditfinanzierers und die Kapitalerhöhung des größten japanischen Wertpapierhauses ließen die Notierungen in Tokio bis unter die
Marke von 7.200 Punkten im Nikkei sinken. Das am Mittwoch veröffentlichte Handelsbilanzdefizit war zwar ein schlechtes Signal für
die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung, führte allerdings zu einer Abschwächung des Yen, wovon vor allem exportabhängige
Unternehmen mit großem US-Marktanteil profitierten. Somit gewann der Nikkei bis zum Freitag wieder an Wert und konnte die
Handelswoche sogar mit einem Plus von 2,1 Prozent beenden.

Ausblick

Die Quartalsberichtssaison ist weitestgehend beendet und so sind es vor allem wieder Konjunkturdaten, die den Markt bewegen
könnten. So wird am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht. Nachdem zuletzt die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf
ein Rekordhoch gestiegen sind, sollten in der US-Wirtschaft daher erneut Hunderttausende von Stellen gestrichen worden sein. Wie
bereits in den vergangenen Monaten ist nach der Bekanntgabe mit einer erhöhten Volatilität an den Aktienmärkten zu rechnen.

Am Donnerstag steht zudem die nächste Sitzung der EZB auf der Agenda. Hier haben die Währungshüter die Marktteilnehmer auf eine
Zinssenkung um 50 Basispunkte vorbereitet. Alles andere wäre eine Überraschung.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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