Kommentar
13:17 Uhr, 02.07.2007

Mexiko – Strukturelle Faktoren können positiv überraschen

Nachdem Präsident Felipe Calderon am Anfang des Jahres erfolgreich die Rentenreform durch den parlamentarischen Prozess gebracht hat, obwohl er über keine Mehrheit im Kongress verfügt, richtet sich nun der politische Fokus auf die Steuerreform. Das Ziel ist die Verringerung der Abhängigkeit der Staatseinnahmen von den Einnahmen der staatlichen Ölgesellschaft Pemex. Einerseits birgt die Abhängigkeit Risiken, wenn der Ölpreis nachgibt. Andererseits ist einem Rückgang der Einnahmen aufgrund von Kapazitätsengpässen bei der Ölförderung zu rechnen. Das Ölunternehnen benötigt demnach einen größeren finanziellen Spielraum, um verstärkt investieren zu können. Vor dem Hintergrund dieser erkennbaren Risiken scheint zu diesem Zeitpunkt, d.h. in der Anfangphase der sechsjährigen Amtszeit des Präsidenten, die Bereitschaft zur Kompromissfindung zwischen den Parteien etwas größer zu sein als in den letzten Jahren. Die Chancen, dass ein steuerpolitischer Kompromiss, die Einnahmensituation des Staates in den kommenden Monaten etwas verbessert, sind demnach vorsichtig positiv zu bewerten. Die nächste Herausforderung für den Präsidenten ist hingegen bereits erkennbar. Investitionen ausländischer Unternehmern im Ölsektor müssten erleichtert werden, um den Kapazitätsausbau zu beschleunigen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die von Präsident Calderon verbesserten politischen Beziehungen insbesondere zur drittstärksten politischen Partei PRI tragfähig genug sind, um auch diese kontroversen Themen vornazubringen.

Konjunkturell sind erfreuliche Preis- und Lohndaten hervorzuheben, die die Stimmung an den mexikanischen Finanzmärkten in der vergangenen Wochen aufgehellt haben. Die Inflationsrate fiel im Mai überraschend auf 3,95% zurück, und der Lohnzuwachs im privaten Sektor blieb mit 4,3% ggü Vorjahr unter den Erwartungen und dem Anstieg des Vormonats. Dies bekräftigt die Erwartung, dass der erhöhte Preisauftrieb voraussichtlich keine Zweitrundeneffekte nach sich ziehen wird. Dies gibt der Notenbank wieder einen größeren geldpolitischen Spielraum. Gleichwohl erscheint nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Korrektur der US-Zinserwartungen eine Zinssenkung vor Jahresende wenig wahrscheinlich. Damit wird die Dynamik an den Finanzmärkten vor allem durch die Konjunktur bestimmt. Positiv ist in diesem Zusammenhang zu verzeichnen, dass das Verbrauchervertrauen im Mai einen Anstieg erkennen ließ. Sollte diese Verbesserung in den kommenden Monaten bestätigt werden, könnte dies als Zeichen für eine Erholung der binnenwirtschaft-lichen Dynamik gewertet werden. Mit anderen Worten, Mexiko und Brasilien bleiben attraktive Ziele für Investoren.

Quelle: cominvest

Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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