Merrill Lynch - Wochenrückblick
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- Konjunkturstärke und Zweifel an US-Wachstumsaussichten im Widerstreit
- Exportsorgen bremsen Anstieg am japanischen Aktienmarkt
- DAX bleibt zurück, während andere große europäische Märkte zulegen
- Asien-Pazifik bekommt Auswirkungen der Zinserhöhungen in China zu spüren
- US- und europäische Rentenmärkte deutlich im Plus, während US-Dollar fällt
- Öl- und Goldpreise steigen
In der letzten Woche tendierten die US-Aktienmärkte uneinheitlich, denn dem Vertrauen in die aktuelle Stärke der Wirtschaft standen Zweifel an den künftigen Wachstumsaussichten entgegen. Starke Zahlen zu Einzelhandelsumsätzen, Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung deuten darauf hin, dass sich die Wirtschaft in guter Verfassung befindet. Die Aussicht auf höhere Ölpreise und steigende Kreditaufnahmekosten ließ Anleger aber bevorzugt defensive Titel nachfragen. Konjunkturempfindliche Unternehmen wie der Elektronikbauer Jabil senkten ihre Gewinnprognosen und traten damit eine Verkaufswelle bei Technologiewerten los. Anleger griffen stattdessen vermehrt zu Rohstoffwerten. Im Mai kletterten die Verbraucherpreise um 0,6% nach oben (3,1% im Jahresvergleich) und damit etwas mehr als von Analysten prognostiziert, aber gleichwohl weniger, als einige befürchtet hatten. Den Erwartungen entsprach die Umfrage von Empire Manufacturing, während der Geschäftsklimaindex der Notenbank von Philadelphia sowie die Umfrage der Universität von Michigan zum Verbrauchervertrauen positiver ausfielen als erwartet.
Auch die japanischen Aktienmärkte präsentierten sich in der letzten Woche uneinheitlich. So gab der Nikkei nach, weil Anleger befürchten, dass die weltweiten Zinserhöhungen die Nachfrage nach japanischen Exporten dämpfen könnten. Die stärker auf den Binnenmarkt ausgerichteten Nebenwerte im Topix Second Section Index hingegen kletterten um 5% nach oben. Zudem wurde in der letzten Woche zwischenzeitlich der im April erreichte 13-Jahreshöchststand geknackt. Im Mai lagen zudem die Firmenzusammenbrüche um 25% unter dem Vorjahresniveau, im April waren es lediglich 17% weniger gewesen.
Die letzte Woche konnten die meisten europäischen Aktienmärkte mit positiven Vorzeichen beenden, einzige Ausnahme war der deutsche DAX mit einem Minus von 0,4%. Befürchtungen über weltweit steigende Zinsen und deren negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum ließen Anleger zu Aktien greifen, die weniger stark von zyklischer Nachfrage abhängen. Angeführt wurde die Liste der Gewinner von Royal Dutch mit einem satten Plus von 4% sowie von anderen Energiewerten, während ASML mit einem Minus von 5% sowie die gesamte Technologiebranche das Schlusslicht bildeten. Im Mai stiegen die Verbraucherpreise in der Eurozone um 0,3% und in Großbritannien um 0,4% und bestätigten damit die Erwartungen der Analysten. In Großbritannien legten die Einzelhandelsumsätze jedoch stärker zu als erwartet. Völlig überraschend hob die Schweizer Notenbank die Obergrenze ihrer Zinsbandbreite um einen Viertelprozentpunkt auf 1% an und verwies als Begründung auf die an Fahrt gewinnende Erholung.
In der asiatisch-pazifischen Region hielt die Angst vor einer Zinserhöhung in China die Märkte in Bann. Aus chinesischen Regierungskreisen verlautete, dass die Beschränkungen bei der Kreditaufnahme ihre Wirkung entfalten: Autoverkäufe beispielsweise brachen im Mai um 19% ein. Derweil versucht die Regierung auch weiter, das Wachstum zu bremsen, das offiziellen Angaben zufolge 2003 bei 9,1% lag, inoffiziell aber deutlich höher ausgefallen sein dürfte. Die Märkte in Hongkong und Taiwan gaben 4% bzw. 3% ab. Südkorea musste einen Anstieg der Arbeitslosigkeit vermelden und der Aktienmarkt verlor 1% seines Werts.
In Lateinamerika konnte Argentinien 7% zulegen, nachdem die Regierung das dritte Quartal in Folge ein Wirtschaftswachstum mit einer Jahresrate von mehr als 10% vermeldete.
In der Region der europäischen Emerging Markets machte der russische Markt in der letzten Woche einen Sprung um 6% nach oben. Auslöser waren positive Äußerungen von Präsident Putin zum Ölgiganten Yukos (+25%) sowie Gerüchte über Pläne von ConocoPhillips, bei Lukoil (+6%) einzusteigen.
Gestützt durch die aktuellen Zahlen zum US-Verbraucherpreisindex, die geringer ausfielen als erwartet und damit eine Zinserhöhung weniger wahrscheinlich machen, kam es an den Staatsanleihemärkten zu einer Kursrallye bei Treasuries und europäischen Staatsanleihen. Vermehrte Anzeichen auf eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums ließen auf der anderen Seite die Kurse japanischer Staatsanleihen weiter einbrechen.
An den Devisenmärkten schwächte sich der US-Dollar als Reaktion auf das sich ausweitende US-Leistungsbilanzdefizit ab, während der Yen die zweite Woche in Folge gegenüber dem US-Dollar und dem Euro zulegte. Grund waren Spekulationen, Anleger würden wegen des Wiederanstiegs der Konjunktur in Japan nun verstärkt in auf Yen lautende Papiere investieren.
Der Ölpreis kletterte an den Rohstoffmärkten um 1% nach oben und reagierte damit auf die zunehmende Gewalt im Mittleren Osten sowie die Streiks norwegischer Ölarbeiter. Gold verteuerte sich wegen der US-Dollar-Schwäche um 3%.
Gefahr drastisch höherer Renditen bei US-Anleihen lässt nach
Anhand der massiven Rallye am US-Rentenmarkt, in deren Verlauf die Rendite zweijähriger US-Treasuries am Dienstag von über 2,9% auf unter 2,75% einbrach, wird deutlich, dass die am kurzen Ende der Kurve eingepreisten Inflationserwartungen übertrieben pessimistisch waren. Sicher ist eine Gesamtinflationsrate von 3,1% kein Pappenstil, einige Short-Positionen wurden hiervon jedoch richtiggehend überrascht.
Inzwischen hat sich der Markt auf eine 0,25%-Zinserhöhung durch die US-Notenbank in der kommenden Woche eingeschossen. In den Bewertungen am kurzen Ende werden aber nach wie vor erhebliche Zinserhöhungen in den kommenden 12 bis 24 Monaten eingepreist. Dies lässt vermuten, dass die Gefahr erheblicher Renditesteigerungen weiter in den Hintergrund treten könnte. Da die Renditen im zehnjährigen Bereich inzwischen bei unter 4,75% liegen, bleibt das lange Ende angesichts der bevorstehenden Zinserhöhungen wenig attraktiv.
Quelle: Merrill Lynch
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