Kommentar
12:00 Uhr, 11.11.2006

Mergers and Acquisitions in Indien – Spezialfonds auf dem Vormarsch

Im vergangenen Mai erlebten die in Indien engagierten Hedgefonds eine schwere Zeit. Die plötzliche Korrektur erwischte die Mehrheit der Fonds, die sich aufgrund der bullishen Stimmung für Indien mit Long-Positionen eingedeckt hatten, auf dem falschen Fuß. Nach diesen Verlusten und Erfahrungen im indischen Markt hielten sich die Fonds in den folgenden Monaten eher zurück und der Markt schien wenig attraktiv für Investitionen zu sein.

Doch die indische Börse feierte schnell ein Comeback, die Kurse zogen wieder an und die bullishe Stimmung kehrte zurück in den Markt. Der Sensex konnte am 13. Oktober sogar ein neues Rekord-Hoch erreichen. Trotzdem ist das Umfeld nicht mehr so einfach - die Volatilität im Markt ist deutlich gestiegen.

Doch auch wenn das Risiko heute höher ausfällt - die Story stimmt. Indien hat mit einem erwarteten Wirtschaftswachstum 2006 von 8,3% einiges zu bieten. Die Regierung denkt über Lockerungen der Regulierungen des heimischen Aktienmarktes nach. Indische Unternehmen sind zunehmend überall auf der Welt aktiv – nicht nur im Heimatmarkt. Und auch der Ölpreis steht nicht mehr auf historischen Höchstständen – ein Faktor, der für Indien als zunehmend wichtig werdender Öl-Importeur von großer Bedeutung ist.

Doch wie sieht die Zukunft der Hedgefonds in Indien aus? Reichen Long-Only-Strategien aus, um an den Möglichkeiten des Subkontinents partizipieren zu können? Ganz sicherlich nicht. Eine sehr interessante Alternative zu den reinen Long-Only-Strategien eröffnet sich im Sektor „Merger and Acquisitions“. Diese Kategorie dürfte sich in Zukunft zu einem der spannendsten Themen in Indien entwickeln. Denn nicht nur ausländische Firmen gehen in Indien auf Einkaufstour, sondern auch indische Firmen nehmen vermehrt ausländische Unternehmen ins Visier.

Mit den prall gefüllten Kassen des indischen Wirtschaftswunders, treten indische Unternehmen mittlerweile ebenso selbstbewusst als Käufer auf, wie es früher die ausländischen Investoren taten. Ranbaxy, ein indischer Produzent für Generika, kaufte vor einigen Monaten Tochterfirmen von GlaxoSmithKline. Wipro, Indiens größte IT-Firma, ging in Kalifornien, Finnland und Portugal auf Einkaufstour. Von dieser Seite aus werden die Karten vollkommen neu gemischt im globalen Wirtschaftsleben – zum Vorteil der in Indien tätigen Merger and Acquisition-Spezialisten.

Diese werden aber auch im eigentlichen indischen Markt zukünftig einiges zu tun haben: Expandieren indische Unternehmen mit starkem Wachstum natürlich zusätzlich innerhalb des eigenes Landes. Das macht Fonds mit Ausrichtung Merger und Special Situations aus vielen Perspektiven äußert attraktiv.

Natürlich handelt es sich um einen jungen Sektor in Indien – zumal der Aktien- und Unternehmensmarkt in Indien stark staatlich reguliert wird. Trotzdem: Dieser Bereich wird unter dem Eindruck eines modernen Indiens zu den attraktivsten Wachstumssektoren der asiatischen Hedgefonds-Industrie gehören. Einziger Wehrmutstropfen: Aufgrund des hochspezialisierten Themas und den hohen Mindestinvestitionen stehen diese Hedgefonds vorerst nur institutionellen und High Networth-Klienten offen. Privat-Anleger können nur über Dachfonds in den Genuss dieser Anlageform kommen – wenn diese bereit sind, sich diesem hochspezialisierten Thema zu widmen und entsprechende Anbieter ins Portfolio zu nehmen. Von daher lohnt sich für private Anleger in Zukunft ein Blick auf die genauere Portfolio-Zusammenstellung entsprechender Dachfonds-Anbieter – indische Merger and Acquisitions-Spezialisten sind eine attraktive Aufwertung entsprechender Produkte.

Fazit: Indiens Zukunft liegt heute nicht mehr nur in der reinen Long Only-Story, sondern auch zunehmend in Speziallösungen und Strategie-Ansätzen, die vorher eher in entwickelten Regionen wie Nordamerika und Nordeuropa attraktiv waren. Damit zeigt sich, dass sich hier eine überraschend schnelle Reife in der Entwicklung des Landes vollzogen hat, die Indien auch in den nächsten Jahren als vielfältiger Finanzschauplatz attraktiv erscheinen lässt. Privat-Anleger werden es vorerst noch schwer haben davon zu profitieren – aber die Weichen sind gestellt. Mit wachsendem Bedarf und guten Erfahrungen von Seiten der institutionellen Anleger, werden entsprechende Angebote sicherlich bald auch an private Investoren weitergeben. Private Anleger sollten diesen Sektor zumindest nicht aus den Augen verlieren.

Artikelquelle: http://www.fonds-reporter.de/hedgefonds.php

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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