Kommentar
09:25 Uhr, 19.10.2017

Megatrend - Profiteur mit KGV 8!

Ein Megatrend braucht Zeit, um sich zu manifestieren. Läuft der Trend aber erst einmal, ist er praktisch nicht zu stoppen. Was gibt es Schöneres für Anleger?

Erwähnte Instrumente

  • AerCap Holdings N.V. - WKN: A0LFB3 - ISIN: NL0000687663 - Kurs: 52,330 $ (NYSE)

The trend is your friend. Das weiß jeder, doch es ist gar nicht so einfach, von Trends zu profitieren, insbesondere, wenn es um Megatrends geht. Ein Beispiel für einen solchen Trend ist die Urbanisierung. In den letzten 60 Jahren sind Städte immer größer geworden und neue wurden geformt. Die städtische Bevölkerung hat sich fast vervierfacht, die ländliche ist lediglich um 50 % gewachsen.

Ein Großteil des Wachstums der Weltbevölkerung endet in Städten. Dieser Trend wird sich aller Voraussicht nach fortsetzen. Die UN geht davon aus, dass bis 2050 von insgesamt 10 Mrd. Menschen 70 % in Städten leben werden. Heute sind es gut 50 %.

Der Trend hat vor vielen Jahrzehnten begonnen und wird sich auch noch viele Jahrzehnte lang fortsetzen. Begonnen hat alles recht langsam und bis zum Jahr 2000 wuchs auch die Landbevölkerung noch. Inzwischen wächst nur noch die urbane Bevölkerung. Soweit, so gut, doch wie lässt sich davon profitieren?

Wie man vom Urbanisierungstrend profitieren kann, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich hatte eine Zeit lang Silver Spring Networks im Depot, welches Smart Grids, also intelligente Stromnetze, herstellt. Intelligente Netze sind nicht nur modern, sondern für immer größere und komplexere Städte ein Muss. Silver Springs wurde leider übernommen und so ist das Depot auf diesen Trend nicht mehr ausgerichtet.

Es gibt aber noch andere Trends, von denen man einfacher profitieren kann. Dazu gehört der Flugverkehr. Die Zahl an weltweit beförderten Passagieren nimmt rapide zu (siehe Grafik). Inzwischen werden fast 4 Mrd. Menschen pro Jahr befördert. Ein Ende des Trends ist nicht absehbar.

Dass der Trend weitergeht, steht praktisch außer Frage. Die Welt wächst weiter zusammen. Der Tourismus boomt und die Mittelschicht in Entwicklungsländern wächst rasant. Immer mehr Menschen können sich das Fliegen leisten.

Von alleine geht das nicht. Es braucht Flugzeuge, massenhaft Flugzeuge. Bis 2035 braucht es schätzungsweise 22.000 mehr Flugzeuge als heute. Zudem müssen alte Flugzeuge ersetzt werden. Das könnten noch einmal 17.000 Maschinen sein.

Rechnet man mit einem durchschnittlichen Preis pro Maschine von 100 Mio. Euro, müssen in den kommenden 18 Jahren 3,9 Billionen Euro investiert werden. Das ist eine gigantische Summe, die die Wirtschaftsleistung Deutschlands übersteigt.

Am Ende müssen natürlich die Passagiere für diese Investitionen aufkommen, doch dabei gibt es ein großes Problem für die Fluggesellschaften. Die Investitionen für den Kauf eines Flugzeugs sind hoch und die Investition braucht viele Jahre, um sich auszuzahlen. Eine Fluglinie muss also eine enorme Vorfinanzierung stemmen. Das geht nicht immer und bei jeder Fluggesellschaft. Sollen z.B. 100 neue Maschinen gekauft werden, müssen 10 Mrd. Euro in die Hand genommen werden. Das kann sich nicht jeder leisten.

Dafür gibt es einen Ausweg. Es gibt einige auf Leasing spezialisierte Firmen, z.B. AerCap Holdings Das Unternehmen kauft Flugzeuge und verleast sie. Damit müssen Fluggesellschaften nicht die hohen Anfangsinvestitionen stemmen. Ohne diese Leasing Gesellschaften wäre das derzeit vorhandene Wachstum kaum finanzierbar – nur durch sehr viel höhere Ticketpreise.

AerCap Holdings N.V.
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Das Geschäft lohnt sich. Rein technisch betrachtet ist es eine Art Zinsdifferenzgeschäft. Leasing Gesellschaften sind hoch verschuldet, haben dafür aber eine große Flotte, die sie vermieten. Die Zinsen der Schulden liegen bei AerCap bei 3,7 %. Durch die Vermietung nehmen sie allerdings über 10 % ein.

AerCap sieht recht interessant aus. Das Unternehmen ist mit einem KGV von 8 bewertet. Charttechnisch scheint der Ausbruch nach oben gerade stattzufinden. Die geringe Bewertung kann sich also bald relativieren. Eine Kursverdopplung darf man aber auch nicht erwarten. Da es sich um ein Geschäftsmodell handelt, bei dem eine Art Zinsdifferenz zählt, schrumpft die Marge, wenn die Zinsen global steigen. Es ist auch ein zyklisches Geschäft. 2008/09 fielen in diesem Sektor hohe Verluste an. Das erklärt bis zu einem gewissen Grad die Vorsicht der Anleger. Langfristig ist es ein Unternehmen, durch das man wohl am besten am Megatrend profitieren kann.

Clemens Schmale

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  • P_44
    P_44

    Vom Urbanisierungstrend profitieren? Möblierte Einzimmerwohnungen, gerne Mikroappartments.

    09:46 Uhr, 19.10.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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