Kommentar
17:22 Uhr, 06.02.2025

MegaETH sorgt mit NFT-Sale für Furore

MegaETH verspricht eine revolutionäre Skalierung für Ethereum. Kritiker sehen im ungewöhnlichen Token-Sale jedoch das nächste Krypto-Fiasko.

Erwähnte Instrumente

Das mit Spannung erwartete Layer-2-Netzwerk MegaETH hat den Start seines Token-Sales für den 12. Februar angekündigt. Dieser soll als NFT-Verkauf stattfinden und ist als Abwandlung eines ICOs (Initial Coin Offering) konzipiert.

Bereits vor der aktuellen Verkaufsrunde schlug das Projekt Wellen, vor allem wegen der Beteiligung von prominenten Krypto-Vertretern. Zu den Investoren zählen beispielsweise die beiden Ethereum-Gründer Vitalik Buterin und Joe Lubin (heute Leiter von Consensys) sowie der Venturefonds Dragonfly Capital und Krypto-Influencer Cobie. Rund 30 Millionen US-Dollar konnte MegaETH mit ihrer Hilfe einsammeln.

Die neuartige Skalierungslösung wirbt zudem damit, dem Ethereum-Ökosystem mit Hochleistungstechnologie zu alter Stärke verhelfen zu wollen und “Next-Gen-Blockchains” wie Solana und Sui die Stirn zu bieten. So erreicht das Netzwerk angeblich 100.000 Transaktionen pro Sekunde, bei Blockzeiten unter 10 Millisekunden.

Während die Ethereum-Community daher grundsätzlich euphorisch auf den baldigen Start schaut, sorgt der NFT-Sale auch für Stirnrunzeln und Kritik. Einige Skeptiker reden gar von einem “MegaSCAM“.

Die guten alten Zeiten

Da sich klassische ICOs seit 2018 mit regulatorischen Hürden konfrontiert sehen, hat sich der Standardablauf eines Token-Generation-Events (TGE) über die Jahre verändert. Statt eines Direktverkaufs an die Öffentlichkeit, sammeln die meisten Krypto-Projekte heute in mehreren privaten Finanzierungsrunden Gelder von Venturefonds, die die zukünftig freigegebenen Token oft extrem günstig erwerben.

Durch die Ausgabe einer geringen Umlaufmenge und der Schaffung von viel Hype zum Launch starten die Projekte jedoch oft mit einer hohen Bewertung am Markt. Frühinvestoren sitzen zu diesem Zeitpunkt bereits auf satten Gewinnen, die sie nach und nach auf Kleinanleger abladen können.

MegaETH behauptet nun, einen anderen Weg einzuschlagen. So begrenzte sich der private Verkauf von Netzwerk-Beteiligungen bisher auf ein Seed Investment und einen Verkauf über die Token-Sale-Plattform “ECHO“, auf der registrierte Teilnehmer Anteile zum gleichen Kurs erwerben konnten (ähnlich eines ICOs). Laut MegaETH erhielten 3.200 Investoren jeder Art somit einen fairen Zugang zu den Anteilen.

“Wir haben bewusst darauf verzichtet, eine Preisfindung in privaten Märkten zu ermöglichen (d. h. zusätzliche Finanzierungsrunden von VCs zu höheren Bewertungen einzuwerben), da wir glauben, dass dies zu einer Fehlanreizsetzung gegenüber den Endnutzern führen kann”, schrieb das Projekt auf X.

“The Fluffle”

Tatsächlich liegt MegaETH mit seiner Methode deutlich unter den extrem großen Finanzierungsrunden seiner Konkurrenten Monad (200 Millionen US-Dollar) und Berachain (100 Millionen US-Dollar).

Um weitere Anteile an die breitere Community zu bringen, entschied sich das Projekt darüber hinaus für einen innovativen NFT-Sale. Der soll wie folgt ablaufen:

Nutzer können am 12. Februar 10.000 nicht übertragbare (“Soulbound”) NFTs minten, die mindestens 5 Prozent des MegaETH-Token-Angebots repräsentieren. Das Recht zu Minten haben zunächst 5.000 Whitelist-Plätze, die basierend auf verschiedenen Kriterien an 80.000 berechtigte Wallets vergeben wurden. Die Token-Zuteilung ist dynamisch und soll sich Berichten zufolge mit der Weiterentwicklung der NFT-Kollektion erhöhen.

Der erste Mint erstreckt sich über zwei Tage. Am ersten Tag können eine kleine Auswahl von Nutzern mit garantierten Whitelist-Plätzen und/oder kostenlosen Mints teilnehmen, gefolgt vom Großteil der Whitelist am zweiten Tag. Die zweite Runde mit 5.000 NFTs soll “einige Monate nach der ersten” für ausgewählte Teams starten, die zur Mission von MegaETH beitragen – die sogenannte “MegaETH-Mafia”.

Teures Versprechen

Viele reiben sich bei dem Verkauf jedoch an den hohen Kursen der NFTs auf. Berechtigte Käufer können ein NFT für 1 ETH (aktuell rund 2.700 US-Dollar) erwerben, was als deutlich zu hoch empfunden wird. Auch, da MegaETH bisher nur Versprechen von einer überlegenen Technologie vorweisen kann.

Bei 10.000 NFTs würde das Projekt theoretisch 27,5 Millionen US-Dollar mit dem Verkauf einsammeln. Das entspricht 5 Prozent des Gesamtangebots, womit MegaETHs Token zum Launch mit 550 Millionen US-Dollar bewertet sein könnte. Viele sehen darin das oben beschriebene Überbewertungsproblem, das man ja eigentlich vermeiden will.

Lediglich eine handvoll etablierter L2s wie Mantle, Arbitrum oder Optimism sind höher bewertet als MegaETH, können im Gegensatz zum Neuling jedoch handfeste Adoptionszahlen vorweisen.

Außerdem wird der Mint nur auf der Ethereum Mainchain stattfinden, die bei hoher Netzwerkauslastung enorm hohe Transaktionsgebühren (Gas Fees) vorweist. Der Tag des Mints dürfte also ähnlich turbulent verlaufen, wie der des Bored Ape Yacht Club (BAYC). “80K Whitelist-Plätze, nur 5K Mints? Nein danke, ich zahle keine 3.000 Dollar Gasgebühren für ein weiteren fehlgeschlagene Mint”, monierte ein Nutzer auf X.

Abgesehen davon befürchten Kritiker einen Cash Grab aufgrund der Beteiligung bekannter Key Opinion Leaders (KOLs) und Krypto-Influencern. Glaubt man ihnen, ist MegaETH auf dem Weg, ein weiterer von vielen Airdrop Flops zu werden – nur mit mehr Zwischenschritten.

Von Ethereum, für Ethereum

Verteidigende Stimmen sehen in der Darstellung des Sales hingegen lediglich ein Kommunikationsproblem. “Wir haben zweifellos einige zentrale Punkte bei der Vermittlung unserer Botschaft verfehlt”, gesteht einer der MegaETH-Gründer auf X ein.

Zum einen wirkt der NFT-Verkauf auf Durchschnittsnutzer unnötig komplex. Zum anderen scheint viel Frust unter jenen zu herrschen, die keinen Platz auf der Whitelist bekommen haben. Auch hier entsteht der Eindruck, eine exklusive Investorengruppe werde bevorzugt, während gewöhnliche Nutzer leer ausgehen.

Die erste Allokation richtete sich nämlich vor allem an Entwickler-Teams, dApps und “Power User” im Ethereum-Ökosystem. Selbst für jene, die es auf die Liste schafften, stellt das 1-ETH-Preisschild der NFTs eine ziemlich große Hürde dar.

Zukünftige Interessenten könnten sich immerhin durch ihre aktive Beteiligung im MegaETH-Ökosystem und am Testnetzwerk einen Platz für die zweite Allokation von 5.000 NFTs sichern. Es soll laut Aussagen des Gründers binnen 30 Tagen starten.

Der “König der Rollups”?

Die Statistik dieses merkwürdigen Krypto-Zyklus zeigt, dass ein neuer L2-Token es schwer haben könnte, massives Kapital anzuziehen. MegaETH sieht sich jedoch nicht einfach als ein weiteres L2-Projekt und versucht bereits mit dem neuartigen NFT-Token-Sale ein Statement zu setzen, was mehr oder minder gelungen ist.

Lobenswert hervorzuheben ist die Tatsache, dass das Projekt offenbar versucht, schon vor Launch eine eingeschworene Community auf die Beine zu stellen. “Anstatt Fördermittel breit zu streuen, hat MegaETH eine kleine, hochwertige Gruppe von Entwicklern durch persönliche Sessions aufgebaut. Dieser Ansatz hat zu einer starken Pipeline von Projekten geführt. Die Builder im ‘Mega-Mafia-Netzwerk’ haben gemeinsam mehr Kapital aufgenommen als MegaETH selbst – ein starkes Signal für das Marktvertrauen in potenzielle Anwendungsfälle”, schreibt das Analysehaus Delphi Digital.

Anders als andere Projekte, die mit intransparenten Airdrop-Punktesystemen On-Chain-Touristen anlocken, fordert MegaETH mit dem Verkauf der NFTs ein gewisses Commitment von seinen Nutzern. Wie Berechnungen einiger X-Nutzer zeigen, könnte sich dieses aber auch sehr bezahlt machen.

Sofern das Projekt seine Versprechen halten kann, wäre eine ähnliche Bewertung zu Arbitrum und Co. nämlich nicht abwegig. In diesem Fall hätte das NFT seinen Wert relativ schnell vervierfacht. Stellt sich MegaETH tatsächlich als “König der Rollups” heraus, wie Delphi Digital vermutet, wäre sicher noch mehr möglich.

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