Medien: EZB plant Anleihekäufe in unbegrenztem Umfang
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Brüssel (BoerseGo.de) – Die Europäische Zentralbank (EZB) will Gerüchten zufolge in unbegrenztem Umfang Staatsanleihen von angeschlagenen Euro-Staaten aufkaufen. Dabei sind lediglich Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten von bis zu drei Jahren zum Kauf vorgesehen. Außerdem plant die EZB ihre Maßnahmen im Kampf gegen die Euro-Krise so zu setzen, dass die Geldmenge in der Eurozone nicht verändert wird, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am heutigen Mittwoch unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute EZB-Vertreter berichtet. Wie es von einer weiteren Person gegenüber Bloomberg hieß, plant die EZB außerdem die Zinsschwellen nicht zu veröffentlichen. Das Kaufprogramm könnte den Namen „Monetary Outright Transactions“ tragen.
Der Kauf von Staatsanleihen der Eurokrisenländer durch die EZB ist heftig umstritten. Die EZB tätigte seit Mai 2010 entsprechende Anleihekäufe um finanzschwache Euroländer mit unter Druck stehender Bonität zu entlasten, setzte die Anleihekäufe später jedoch aus. Kritiker erkennen darin einen Bruch gegen den Geist des Maastricht-Vertrags und sehen die Glaubwürdigkeit der EZB belastet. Sie sehen allein den Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Hilfe für finanzschwache Staaten verantwortlich.
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hat die geplanten Staatsanleihekäufe der EZB am Vortag verteidigt. „Wenn Regierungsmitglieder die EZB kritisieren, müssen sie sich der Tatsache bewusst sein, dass sie damit implizit das Ende der Währungsunion in Kauf nehmen", sagte das Mitglied im Wirtschafts-Sachverständigenrat der Bundesregierung. „Die EZB ist die einzige funktionsfähige Instanz, die den Euro noch retten kann. Es war absehbar, dass die Rettungsschirme für Italien und Spanien nicht reichen würden, aber die Politik ist untätig geblieben. Nun liegt der Schwarze Peter bei der EZB", sagte Bofinger.
Commerzbank-Chef Martin Blessing hat die EZB unterdessen vor einem unbeschränkten Ankauf von Staatsanleihen verschuldeter Euroländer gewarnt. Das Mandat der Notenbank gebe ein derartiges Eingreifen nicht her, sagte Blessing am heutigen Mittwoch. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie durch einen Rechtsbruch langfristig Vertrauen und eine starke Währungsunion aufgebaut werden können“, betonte Blessing.
Die Notenbank konzeptiert derzeit ein neues Programm zum Kauf von Anleihen angeschlagener Euro-Länder. Details werden am morgigen Donnerstag (6. September 2012) erwartet.
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