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13:56 Uhr, 26.02.2024

McCaul: EZB-Bankenaufsicht nutzt 14 KI-Anwendungen und -Plattformen

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) nutzt bei ihrer Arbeit nach den Worten von Elisabeth McCaul, Mitglied des Aufsichtsgremiums SSM (Single Supervisory Mechanism), zunehmend die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz. "In den vergangenen drei Jahren wurden 14 Anwendungen und Plattformen entwickelt, die von mehr als 3.500 Nutzern bei der EZB und den nationalen Aufsichtsbehörden verwendet werden", schrieb McCaul im Fachmagazin Revue Banque.

Die EZB und andere Aufseher nutzen die KI-Anwendungen demnach dazu, um Aufsichtsdaten abzufragen und Chatbot-Funktionen für Aufsichtsvorschriften und -methoden einzusetzen. Im Bereich der Textanalyse übersetzt und analysiert beispielsweise die Anwendung "Athena" Aufsichtsdokumente und kombiniert deren Inhalte mit Informationen aus anderen Quellen, wie öffentlichen Medien. So gewinnen die Aufseher neue Erkenntnisse über Banken und deren Risiken.

Im Bereich der Big-Data-Analytik generiert und optimiert "Gabi" Regressionsmodelle in größeren Mengen, so dass die Aufsichtsbehörden ihre Analysen auf eine viel größere Menge von Modellen stützen und aufschlussreichere Vergleiche anstellen können als in der Vergangenheit. "Natürlich werden diese Modelle immer noch von Menschen überprüft", versicherte McCaul.

Im Bereich der Netzwerkanalyse erstellt "Navi" Netzwerkdiagramme, um die Beziehungen in den Daten zu veranschaulichen. Dies ermöglicht es den Nutzern, die oft komplexen Eigentümerstrukturen der beaufsichtigten Banken zu visualisieren, und kombiniert Daten aus zahlreichen Quellen. So gewinnen die Aufseher einen umfassenden Überblick über die Eigentümer und die Abhängigkeiten der Banken untereinander.

Ein weiteres Aufsichtswerkzeug heißt "Heimdall". Es unterstützt Experten bei der Verarbeitung der großen Informationsmengen, die zur Beurteilung der Eignung und des Vermögens von Bankmanagern genutzt werden. "Medusa" erleichtert die Erstellung und Konsistenzprüfung von Berichten nach internen Modelluntersuchungen.

Auch Generative KI setzt die EZB nach McCauls Aussagen ein. Sie hilft Mitarbeitern Aufsichtsbehörden dabei, Abfragen in natürlicher Sprache automatisch in "Programmsprache" zu übersetzen. Sie brauchen nun keine Programmierkenntnisse mehr, um zu erfahren, wo in der Datensammlung "Agora" sie ganz bestimmte Datenpunkte finden können.

"Bei der Entwicklung und Implementierung von KI sind wir uns natürlich der damit verbundenen Risiken bewusst", versicherte McCaul. Vertrauenswürdig seien KI-Werkzeuge nur, wenn sie transparent seien und die EZB ihre Funktionsweise erklären könne, da es sich bei dieser Technologie möglicherweise um eine "Black Box" handele.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/jhe

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