Kommentar
10:30 Uhr, 06.10.2016

Massive Übertreibungen: Zurück ins Jahr 1999?

Wenn es ein Symbol für Übertreibung gibt, dann sicherlich die Jahrtausendwende. Diese scheint sich gerade zu wiederholen.

Erwähnte Instrumente

Ein Sektor, der schon 1999 heiß begehrt war, ist auch derzeit wieder gefragt. Während sich der Markt seitwärts schiebt, gibt es hier nur eine Richtung. Es geht steil nach oben. In den letzten 6 Monaten performten die meisten Aktien hervorragend. Gemessen an den bisherigen Jahrestiefs stehen die meisten Kurse nun doppelt oder sogar dreimal so hoch.

Der Chart zeigt die Wertentwicklung der bekanntesten Repräsentanten des Sektors. Es handelt sich um Unternehmen, die sich auf Netzwerkausrüstung, Glasfaser und teilweise Server spezialisiert haben. Schon zur Jahrtausendwende war der Sektor nachgefragt wie kaum ein anderer. Das Potential schien schier unendlich. Wie sich herausstellte, war letztlich nur eines unbegrenzt: die Kursverluste.

Applied Optoelectronics Inc
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Selbst nach der Vervielfachung vieler Kurse stehen die Aktien heute noch immer an die 90 % unter ihren Allzeithochs. Wer viel Sitzfleisch bewiesen hat, ist immer noch nicht glücklich. Die Kurse müssten sich noch einmal vervielfachen, um die Höchstkurse wieder zu erreichen.

Es stellt sich derzeit die Frage, wie nachhaltig die Bewegung sein kann. Es ist schließlich ungewöhnlich, dass sich die Perspektiven für ein Unternehmen innerhalb von wenigen Monaten so deutlich verändern. Es ist nun auch nicht gerade so, dass ein technologischer Durchbruch das Kursfeuerwerk rechtfertigen würde.

Die Rallye ist nicht ganz unbegründet. Die meisten Unternehmen wachsen aktuell im zweistelligen Bereich - pro Quartal. Wurden vor kurzem noch Verluste geschrieben, steht nun ein Gewinn unterm Strich. Das kam für viele Anleger dann doch überraschend. Jetzt wird kräftig zugegriffen. Einige Kurse konsolidierten zuletzt und scheinen die Rallye nun fortzusetzen.

Persönlich freue ich mich über die Rally. Mit Applied Optoelectronics (gekauft im März) liegt einer der Wert in meinem Depot. Das Timing war nicht optimal. Der Einstieg kam zwei Monate zu früh. Nun ist die Position sehr gut im Plus und wie sich die Sachlage gestaltet, kann das Plus noch deutlich größer werden.

Die Rally hat ihr Fundament in überraschend guten Zahlen. Ob das langfristig reicht, darf man bezweifeln. Die im Chart abgebildeten Unternehmen bringen es auf eine Marktkapitalisierung von 15,5 Mrd. Dollar. Demgegenüber steht ein annualisierter Gewinn von 300 Mio. basierend auf dem letzten Quartal. Das KGV liegt also bei über 50. Geht das derzeitige Wachstum weiter, lässt sich das rechtfertigen. Die Historie zeigt aber, dass das Wachstum extrem zyklisch ist. Es kann bereits 2017 schon wieder vorbei sein und die Unternehmen auf Schrumpfkurs gehen.

Ganz so schlimm wie 1999 wird es nicht. Die kurzfristigen Perspektiven für die Kurse sind nach wie vor gut. Für Anleger wird das Timing des Ausstiegs jedoch von großer Bedeutung sein. Der ganze Sektor kann innerhalb kurzer Zeit heftig korrigieren oder in einen neuerlichen Bärenmarkt übergehen. 50 % sind dann schnell verloren.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Was genau ist daran "irre"?

    13:24 Uhr, 06.10. 2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    KGV bei ueber 50!!!! Mehr ist dazu nicht zu sagen. Irre ist das.

    10:41 Uhr, 06.10. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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