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13:45 Uhr, 19.11.2025

Marktstimmung: "Eiskalte Dusche"

Der gut fünfprozentige Kursverlust des DAX während der abgelaufenen Sentiment-Woche hat Spuren hinterlassen – allerdings weniger bei den Optimisten.

Zusammenfassung

Die Stimmung hat sich angesichts des deutlichen Kursverlustes des DAX seit der vergangenen Stimmungserhebung verschlechtert. Allerdings haben sich dabei ausgerechnet die Optimisten praktisch nicht bewegt. Stattdessen halten sie – trotz der wieder aufgeflammten Warnungen vor einem Platzen der KI-Blase – stoisch an ihren Engagements fest. Und das bereits seit Wochen und mit einem Anteil von mehr als der Hälfte aller Befragten. Für Joachim Goldberg ist die Stimmung insgesamt noch zu gut und somit die Gemengelage für den DAX gegenüber der Vorwoche nur geringfügig verbessert. Allerdings sieht die Situation bei den insgesamt sich disziplinierter zeigenden Privatanlegern etwas günstiger aus.

19. November 2025. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Viele haben es kommen sehen. Und auch bei unserer vergangenen Sentimenterhebung hatte es sich bereits angedeutet: Der DAX würde im Falle eines Abverkaufs nur auf geringe Nachfrage stoßen. Allein langfristiges Kaufinteresse hätte den im Wochenvergleich fünfprozentigen Sturz des DAX möglicherweise etwas abfedern können. Aber wie die jüngste Umfrage unter internationalen Fondsmanagern der Bank of America ergab, waren die Vermögensverwalter zwar global in Aktien immer noch deutlich übergewichtet, aber das Interesse an Papieren der Eurozone hat gemäß der November-Umfrage nachgelassen. Nur noch netto 9 Prozent der Fondsmanager (Vormonat 18 Prozent) gaben an, in Aktien der Eurozone übergewichtet zu sein. Zum Vergleich: Noch im Juli lag dieser Wert bei 41 Prozent.

Mit den fallenden Kursen stieg naturgemäß auch die Zahl der Warner, dass die Tech-Blase zum Platzen reif sei. Allerdings wollte der noch vor Wochenfrist vielfach geäußerte, teils deutliche Optimismus – möglicherweise eine Reaktion auf das Ende des US-Shutdowns – unter den von uns befragten Investoren überhaupt nicht zu diesen Kassandra-Rufen passen. Bemerkenswerterweise befand sich unser Deutsche Börse Sentiment-Index während des vierten Quartals bislang sogar immer im positiven Bereich.

Gelähmte Bullen

Die jüngste Kursentwicklung des DAX ist allerdings auch an den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont nicht spurlos vorbeigegangen. Denn unser Deutsche Börse Sentiment-Index ist um 15 Punkte auf einen neuen Stand von +20 gefallen. Jedoch nicht, weil sich die Zahl der Optimisten verringert hätte. Die ist nämlich stabil geblieben, womit der Zuwachs im Bärenlager von 15 Prozentpunkten fast ausschließlich auf vormalige Mitglieder aus der Gruppe der neutral gestimmten Akteure zurückgeht. Interessanterweise handelt es sich dabei um Investoren, die vor zwei Wochen schon einmal bearish eingestellt waren, aber zwischenzeitlich an die Seitenlinie gewandert waren. Der Anteil der Optimisten in diesem Panel liegt abermals fast unverändert bei 53 Prozent.

Eine Entwicklung in die gleiche Richtung stellen wir bei den Privatanlegern fest. In diesem Panel fällt der Deutsche Börse Sentiment-Index um 26 Punkte auf einen neuen Stand von +9. Dieser massive Rückgang verdankt sich vor allem denjenigen, die wir über Social Media befragt haben. Die übrigen Anlegenden haben sich nicht so stark bewegt. Dort ist das Bärenlager um 14 Prozentpunkte gestiegen, wobei im Gegensatz zu den institutionellen Investoren auch einige ehemalige Bullen die Notbremse gezogen haben. 70 Prozent der neuen Bären kommen übrigens von vormals neutral gestimmten Anlegern.

Nur kleiner Hoffnungsschimmer

Mit der heutigen Umfrage hat sich wieder eine Stimmungskluft zwischen institutionellen Investoren und privaten Anlegern aufgetan. Letztere sind interessanterweise deutlich pessimistischer als ihre professionellen Pendants eingestellt. Bei diesen fällt ins Gewicht, dass der Anteil der Optimisten nun zum dritten Mal hintereinander mit 53 Prozent aller Befragten fast unverändert geblieben ist. Mit anderen Worten: Die Optimisten haben an ihren Engagements festgehalten und per Saldo nicht einmal auf einen Verlust des DAX von zwischenzeitlich über 5 Prozent reagiert. Dies ist auch insofern bemerkenswert, als der DAX vor seinem Kurseinbruch am vergangenen Mittwoch mit in der Spitze rund 24.440 Zählern den Einstandspreis zumindest eines Teils der Optimisten erreicht haben dürfte.

Insgesamt hat sich die Situation für den DAX gegenüber der Vorwoche etwas gebessert, zumal mit den neuen bearishen Engagements potentielle Nachfrager bereitstehen, die im Falle eines neuerlichen Rückgangs des Börsenbarometers ihre Gewinne durch Eindeckungen realisieren und dem DAX eine Stütze sein könnten. Ob diese ohne Hilfe langfristiger Kapitalzuflüsse ausreicht, darf allerdings bezweifelt werden. Zumal auf der anderen Seite eine immer noch bullishe Mehrheit steht, deren Engagements sich unter Wasser befinden dürften und die irgendwie – und sei es auch nur im Rahmen einer etwaigen Erholung (im Bereich von 23.750/800 DAX-Zählern?) – ihre Verluste minimieren möchte.

von Joachim Goldberg

19. November 2025, © Goldberg & Goldberg für Deutsche Börse

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Sentiment-Index institutioneller Anleger*innen

Bullish Bearish Neutral
Total 53% 33% 14%
ggü. letzter Erhebung + 0% +15% -15%

DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 23.140 Punkte (-1.210 Punkte zur letzten Erhebung)
Deutsche Börse Sentiment-Index institutionell Anlegende: 20 Punkte (-15 Punkte zur letzten Erhebung)

Sentiment-Index privater Anleger*innen

Bullish Bearish Neutral
Total 48% 39% 13%
ggü. letzter Erhebung -10% +16% -6%

DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 23.140 Punkte (-1.210 Punkte zur letzten Erhebung)
Deutsche Börse Sentiment-Index privat Anlegende: 9 Punkte (-26 Punkte zur letzten Erhebung)

Über den Deutsche Börse Sentiment-Index

Der Deutsche Börse Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.