MÄRKTE USA/Aufwärts mit Verzögerung nach Fed-Zinsperspektiven
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Von Steffen Gosenheimer
NEW YORK (Dow Jones) - Mit etwas Verspätung hat die Wall Street am Donnerstag doch noch positiv auf die jüngsten Aussagen und Zinsperspektiven der US-Notenbank (Fed) reagiert. Am Vortag war ein erster Erholungsansatz noch in sich zusammengefallen, nachdem die Fed es als unwahrscheinlich bezeichnet hatte, dass der nächste Zinsschritt nach oben gehen werde. Fed-Chef Powell hatte aber hinterhergeschoben, dass es nicht sicher sei, dass es 2024 zu Zinssenkungen kommen werde. Nun setzte sich doch die Interpretation durch, dass die Aussagen insgesamt eher taubenhaft waren.
Der Dow-Jones-Index gewann 0,9 Prozent auf 38.226 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Indizes legten um 0,9 bzw. bis zu 1,5 Prozent zu. Nach vorläufigen Angaben gab es an der Nyse 2.122 (Mittwoch 1.930) Kursgewinner und 673 (890) -verlierer. Unverändert schlossen 63 (47) Aktien.
Am Anleihemarkt sanken die Renditen erneut deutlich. Dass die US-Lohnstückkosten im ersten Quartal um einiges stärker gestiegen sind als erwartet, brachte die Akteure nur einen Tag nach den Fed-Verlautbarungen nicht aus der Ruhe.
Die Fed habe zwar in ihrer Erklärung den Mangel an weiteren Fortschritten bei der Inflation in diesem Jahr eingeräumt, Notenbankchef Powell habe in der Pressekonferenz aber eine taubenhafte Botschaft vermittelt, befanden die Analysten von Goldman Sachs. "Wir haben unsere Prognose unverändert gelassen und erwarten weiterhin zwei Zinssenkungen in diesem Jahr im Juli und November".
Marktstratege Quincy Krosby von LPL Financial betonte, dass es keinen Hinweis auf eine mögliche Zinserhöhung gegeben habe, sondern nur die Mutmaßung, dass die Zinsen vielleicht länger hoch bleiben könnten, als ein ungeduldiger Markt es gerne hätte.
Der Dollar konnte sich nach seinem Rücksetzer am Vortag angesichts der weiter sinkenden US-Marktzinsen nicht erholen. Zum Euro tendierte er seitwärts, zum Yen gab er aber deutlich nach, der Dollarindex büßte 0,4 Prozent ein. Hinter der neuerlichen starken Aufwertung des Yen vermuteten Marktteilnehmer wiederholte Interventionen Japans. Von der Spitze bis zum Tiefpunkt der ersten Yen-Bewegung habe das Ausmaß etwa 5 Yen betragen, was im Einklang mit früheren vermuteten und bestätigten Interventionen stehe, sagten die Analysten von Maybank-Analysten. Nach knapp 158 Yen am Vorabend kostete der Dollar zuletzt nur noch 153,30 Yen.
Bei den Ölpreisen tat sich fast nichts, der Goldpreis (-0,7%) kam mit den unerwartet hohen Lohnstückkosten etwas unter Druck. Diese dürften die Inflation befeuern und damit auch die Spekulation, dass die Zinsen länger hoch bleiben, hieß es im Handel.
Qualcomm sehr fest - Linde unter Druck
Am Aktienmarkt verteuerten sich Qualcomm um 9,8 Prozent an. Der Halbleiterkonzern hatte gute Geschäftszahlen für sein zweites Quartal vorgelegt. Ebenfalls im Halbleitersektor sackten Qorvo nach einer schwachen Prognose um 14,5 Prozent ab.
Größter Gewinner im Dow waren mit plus 4,3 Prozent Boeing. Hier sorgte weiter für Käufe, dass sich der Luft- und Raumfahrtkonzern mit einer Anleihenplatzierung am Mittwoch über 10 Milliarden Dollar finanziell Luft verschafft hatte. Für Apple ging es um 2,3 Prozent nach oben im unmittelbaren Vorfeld der mit Spannung erwarteten Quartalszahlen nach Handelsende.
Ebay gaben nach soliden Zahlen um 3,3 Prozent nach, weil die Prognose für das Gesamtjahr unter den Erwartungen blieb. Das Biotechnologieunternehmen Moderna schnitt trotz eines Umsatzeinbruchs besser ab als gedacht, zudem kündigte Moderna für Herbst einen neuen Impfstoff an. Der Kurs schnellte um 12,7 Prozent nach oben.
Linde fielen um 5,2 Prozent. Der Industriegasekonzern profitierte im Berichtsquartal von steigenden Preisen und einer höheren Produktivität und rechnet auch mit weiterem Gewinnwachstum. Allerdings plant Linde auch Investitionen von 4,0 bis 4,5 Milliarden Dollar.
Übernahmefantasie bei Paramount Global
Für Paramount Global ging es um 13,1 Prozent nach oben. Kreisen zufolge sollen Sony Pictures und das Finanzbeteiligungsunternehmen Apollo ein 26-Milliarden-Dollar-Angebot abgegeben haben.
Conocophillips übertraf mit Produktionszahlen zwar die Prognosen der Wall Street, nicht aber mit dem bereinigten Gewinn. Der Kurs gab um 1,7 Prozent nach.
Doordash verbilligten sich um gut 10 Prozent. Der Lebensmittellieferant hatte unerwartet hohe Verluste gemeldet. Carvana machten einen Satz um 33,6 Prozent. Der Gebrauchtwagenhändler hatte überraschend schwarze Zahlen geschrieben. Fastly brachen dagegen um 32 Prozent ein, der Anbieter von Sicherheitssoftware hatte mit einem schwachen Ausblick verschreckt.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 38.225,66 +0,9% 322,37 +1,4% S&P-500 5.064,20 +0,9% 45,81 +6,2% Nasdaq-Comp. 15.840,96 +1,5% 235,48 +5,5% Nasdaq-100 17.541,54 +1,3% 222,99 +4,3% US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 4,89 -7,4 4,96 46,6 5 Jahre 4,58 -7,3 4,65 57,8 7 Jahre 4,58 -6,3 4,64 61,0 10 Jahre 4,58 -5,1 4,63 70,3 30 Jahre 4,73 -2,6 4,75 75,6 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:08 Mi, 17:30 % YTD EUR/USD 1,0727 +0,2% 1,0716 1,0683 -2,9% EUR/JPY 164,41 -0,7% 166,65 168,38 +5,7% EUR/CHF 0,9765 -0,5% 0,9813 0,9822 +5,2% EUR/GBP 0,8557 +0,1% 0,8549 0,8554 -1,4% USD/JPY 153,26 -0,8% 155,55 157,61 +8,8% GBP/USD 1,2536 +0,1% 1,2534 1,2489 -1,5% USD/CNH (Offshore) 7,2050 -0,4% 7,2342 7,2421 +1,1% Bitcoin BTC/USD 59.239,28 +2,4% 57.539,53 56.984,03 +36,0% ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 78,95 79,00 -0,1% -0,05 +8,9% Brent/ICE 83,65 83,44 +0,3% +0,21 +9,4% GAS VT-Settlem. +/- EUR Dutch TTF 30,9 28,91 +6,9% +1,99 -11,5% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 2.302,37 2.319,22 -0,7% -16,85 +11,6% Silber (Spot) 26,64 26,66 -0,1% -0,02 +12,0% Platin (Spot) 954,25 954,70 -0,0% -0,45 -3,8% Kupfer-Future 4,50 4,55 -1,2% -0,06 +15,0% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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