Kommentar
11:22 Uhr, 14.09.2021

Löst China die nächste Weltfinanzkrise aus?

Ähnlich wie bei der Finanzkrise 2008 könnte erneut eine Immobilienblase für Verwerfungen auf den Finanzmärkten sorgen. Allerdings ist die chinesische Immobilienblase weitaus größer, als es die US-Blase jemals war.

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Akut droht in China der Zusammenbruch des zweitgrößten Immobilienentwicklers Evergrande, der einen gigantischen Schuldenberg von 300 Milliarden US-Dollar angehäuft hat und kurz davor steht, seine Zahlungen an Gläubigerbanken sowie für Vermögensverwaltungsprodukte, mit denen auch Kleinanleger am Immobilienboom in China partizipieren konnten, einzustellen.

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Am Dienstag warnte Evergrande erneut vor Liquiditätsrisiken durch sinkende Immobilienverkäufe. Bereits im Juni war Evergrande bei der Bedienung von Anleihen in Verzug geraten. Am Montag hatten chinesische Kleinanleger die Zentrale von Evergrande in Shenzhen gestürmt, um gegen den Verlust ihrer Ersparnisse zu protestieren, wie unter anderem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete.

Jahrelang ging es in China immer nur aufwärts, und zwar im übertragenen wie im wörtlichen Sinne. Zuletzt wurden in China fünf Mal so viele Häuser pro Jahr gebaut wie in den USA und Europa zusammen, wie der "Economist" Anfang 2021 berichtete.

In den vergangenen Jahren hat sich durch immer höhere, schuldenfinanzierte Investitionen eine gigantische Spekulationsblase auf dem chinesischen Immobilienmarkt entwickelt. Bereits 2019 bezifferte die Investmentbank Goldman Sachs den Wert aller chinesischen Immobilien und Immobilienprojekte auf atemberaubende 52 Billionen US-Dollar (52 trillion dollars nach US-Schreibweise), wie das "Wall Street Journal" berichtete . Dies entspricht 64 Prozent des Welt-BIPs, also des Wertes aller Waren und Dienstleistungen, die weltweit innerhalb eines Jahres hergestellt werden! Die chinesische Immobilienblase könnte damit die größte Spekulationsblase aller Zeiten sein und würde auch die 2008 geplatzte US-Immobilienblase wohl deutlich in den Schatten stellen.

Bereits seit Jahren allerdings wundern sich Beobachter darüber, dass die Immobilienblase nicht zu platzen scheint. Das hat auch mit den Interventionen der chinesischen Führung zu tun, die im Staatskapitalismus chinesischer Prägung eine weitaus größere Rolle im Wirtschaftsleben spielt und mitunter den Schuldenkollaps von Unternehmen verhindern kann, ohne dass dies für größere Schlagzeilen sorgt.

Auch angesichts der jüngsten Entwicklungen ist es wahrscheinlich, dass die chinesische Regierung mit Milliarden von Dollar einen Kollaps von Evergrande verhindern oder zumindest die Folgen abfedern kann. Aber auch ein Platzen der chinesischen Immobilienblase insgesamt würde trotz ihrer Größe wohl geringere Folgen für die USA und Europa haben als seinerzeit das Platzen der US-Immobilienblase. Denn der US-Häuserboom war über den Einsatz von Derivaten letztlich auch stark durch europäische Banken und Investoren finanziert worden, die auch einen großen Teil der Verluste trugen bzw. auf ihre Heimatländer abwälzten, was dann wiederum auch zum Ausbruch der Euro-Krise beitrug. Der chinesische Immobilienboom hingegen wurde überwiegend von China selbst finanziert, weshalb sich die Auswirkungen auf den Rest der Welt, trotz der gigantischen Größe der Blase, eher in Grenzen halten könnten.


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4 Kommentare

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  • ballenatojohn
    ballenatojohn

    Ist es denkbar, dass eine Immobilienkrise in China zu ähnlichen Konsequenzen wie in Japan in den 90ern führen würde? Hier konnte erst mit dem staatlichen Aufkauf von faulen Krediten effektiv gegengesteuert werden, hat sich aber sehr langgezogen und die Japanische Wirtschaft massiv und nachhaltig geschadet. Das würde uns als Exportland hart treffen?

    12:44 Uhr, 15.09.2021
    1 Antwort anzeigen
  • Juancor
    Juancor

    Fällt auch etwas auf, dass chinesische Aktien und Indizes schon seit Monaten südwärts gehen, während es in Europa und USA (noch) nordwärts ging.

    11:56 Uhr, 14.09.2021
    1 Antwort anzeigen