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18:57 Uhr, 19.09.2024

Lindner: Sind nicht in Krise, sondern in neuer Normalität

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat sich "durchaus optimistisch" für die Zukunftsperspektiven der deutschen Wirtschaft gezeigt, die sich angesichts der erfolgten Zeitenwende einer "neuen Normalität" anpassen müsse. "Ich glaube, dass die deutsche Wirtschaft das Potenzial hat für einen Turnaround, und dass wir auch die Substanz haben", sagte Lindner bei einer Diskussion mit dem früheren Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) zum 75-jährigen Jubiläum des Ministeriums. Sie habe ihre Anpassungsfähigkeit bewiesen und müsse sich nun auch anpassen. Man stehe vor der Aufgabe "zu erkennen, dass wir eben nicht in einer Krise sind, sondern in einer neuen Normalität."

Während der Krise nutze der Staat seine Möglichkeiten in einer außerordentlichen Situation. "Aber jetzt müssen wir uns vollkommen neu justieren", betonte Lindner. Deutschland habe über eine lange Zeit sehr gut von der Friedensdividende gelebt und für die Landes- und Bündnisverteidigung habe nicht die Ressourcen aufwenden müssen wie in den Jahrzehnten zuvor. "Das hat sich nun verändert, und diesen Anpassungsprozess zu gestalten, das ist die Aufgabe der nächsten Jahre", betonte der FDP-Vorsitzende.

Steinbrück fürchtete, "dass weite Teile der Zivilgesellschaft bisher auch die Konsequenzen und Dimensionen dieser Zeitenwende noch nicht richtig begriffen haben". Man vermittle allen den Eindruck, es könnte im Wesentlichen so weitergehen wie bisher. "Das Wirtschaftsmodell Bundesrepublik Deutschland steht vor dem Hintergrund globaler tektonischer Machtverschiebungen zur Disposition", hob der SPD-Politiker hervor. Dies werde weitreichende Auswirkungen auf das zukünftige Wirtschaften und Finanzgebaren haben. "Was die erkennbaren Haushaltsschwierigkeiten betrifft, allein im Aufstellungsverfahren für 2025, wird es nach meiner Einschätzung in den folgenden Jahren noch viel schwieriger, mit unendlich vielen Verteilungskämpfen", sagte der Ex-Finanzminister voraus.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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