Kommentar
13:54 Uhr, 14.01.2005

LINDE – kurz vor signifikanter Abwärtskorrektur?

Oftmals konzentrieren sich Anleger vorwiegend auf das Tagesgeschehen. Wer als Anleger allerdings nicht gelernt hat, „über den Tellerrand hinauszuschauen“ bzw. sich von den Tagesmeldungen in der Presse bei seinen Investitionsentscheidungen beeinflussen lässt, verliert nicht selten den Blick für das Wesentliche und verpasst dadurch die wirklich interessanten Chancen. Vor diesem Hintergrund betrachten ernsthafte Anleger in regelmäßigen Abständen die langfristige technische Entwicklung wichtiger Aktien. Im Zusammenspiel mit weiteren Informationen, bspw. makroökonomischer und fundamentaler Art, ergeben sich hierbei oftmals interessante Investitionsgelegenheiten.

Ein gutes Beispiel hierfür ist aktuell die Linde-Aktie: So ist das Papier seit Beginn des Jahres 1996 in einem breitgefassten Abwärtstrendkanal fixiert. Nach der jüngsten Verdopplung seit März 2003 notiert das Papier nun unmittelbar unterhalb der oberen Begrenzungslinie, so dass aus Sicht des aggressiv antizyklisch ausgerichteten Anlegers im Sinne des erwähnten Abwärtstrendkanals eine Put-Spekulation interessant werden könnte. Dass derzeit knapp unter der 50er-Marke im Tageschart die Tendenz einer Top-Bildung ersichtlich wird - so gelang es dem Papier trotz mehrfachem Versuch zuletzt nicht, diese psychologisch wichtige Marke zu überwinden - stützt aus technischer Sicht die Erwartung einer Abwärtsreaktion. Sollte es dem Papier indes gelingen, die 50er-Marke nachhaltig zu überwinden, kann ein bullisher Ausbruch aus dem strategischen, seit 1996 bestehenden Abwärtstrendkanal möglich werden. Entsprechend könnte sich die Marke um 50/51 Euro aus technischer Sicht zur Platzierung eines Verlustbegrenzungsstopps eignen.

Die fundamentale und makroökonomische Lage scheint ein Korrektur-Szenario zunächst zu stützen: Sentimenttechnisch könnte die Skepsis bezüglich der zuletzt recht gut gelaufenen Aktie bald zunehmen, denn auf dem aktuell gut bezahlten Bewertungsniveau könnten die Entwicklungsperspektiven bei Linde zunächst etwas ausgereizt sein. Der Grund hierfür: Im Gegensatz zur Konkurrenz erwirtschaftet der Produzent technischer Gase 70 % seines Umsatzes im konjunkturell wachstumsschwachen Heimatmarkt, während lediglich 1 bis 2 % der Umsätze in wirtschaftlich interessanteren Regionen wie dem asiatischen Markt getätigt werden. Von dem weltweiten Wirtschaftsaufschwung dürfte Linde somit möglicherweise nur sehr eingeschränkt profitieren, denn während das Unternehmen in einem stagnierenden Markt prominent positioniert ist, steigen die Rohstoffpreise, insbesondere im Stahlbereich, deutlich, getrieben durch die asiatischen Boom-Regionen. Vor diesem Hintergrund ist nicht ausgeschlossen, dass die zyklische Linde-Aktie ungeachtet des positiven Restrukturierungs-Momentums demnächst vor einer Stimmungswende steht.

WKN: DB0FPZ
Art: Put
Basispreis: 45,00 Euro
BzV: 0,1
Fälligkeit: 13.06.2006
Aktueller Kurs: 0,34 Euro

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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