Kommentar
09:39 Uhr, 01.03.2006

Leitzinsanstieg auf 3,0 % zu erwarten

1. Gesamtergebnis: Der EZB-Kompass lag im Februar bei 62,7 Punkten. Der Vormonat wurde von 64,8 auf 63,0 Punkte herunterrevidiert, da sich insbesondere die Kerninflationsrate günstiger entwickelt hat als von uns erwartet. Unser dem EZB-Kompass zugrunde liegendes Scoring-Modell, das bei 50 einen neutralen Wert aufweist, deutet damit weiterhin auf Zinserhöhungen hin.

2. Wirtschaftliche Analyse: Der Score der wirtschaftlichen Analyse fiel im Januar von 54,4 auf 54,0 Punkte. Auf Sechsmonatssicht gehen wir von einer Seitwärtstendenz aus, sodass die EZB Zinserhöhungen eher mit dem Verweis auf das extrem niedrige Leitzinsniveau als mit einer Verschärfung der Datenlage begründen wird. Im Vergleich zum Vormonat für uns überraschend war die sehr günstige Entwicklung der Kerninflationsrate, die nun lediglich bei 1,2 % liegt. Das Economic Sentiment und die Industrieproduktion überraschten dagegen mit starken Zahlen, die die aktuelle Stärke der Konjunktur nochmals untermauern.

3. Monetäre Analyse: Der Score der monetären Analyse blieb konstant bei 88,6 Punkten, nachdem der Vormonat aufgrund der erneut extrem starken Entwicklung der Geldmenge sowie der Kreditvergabe heraufrevidiert wurde. Vor allem die Dynamik der Kreditvergabe sollte die Argumente der Monetaristen im EZB-Rat bestärken, dass weitere Zinserhöhungen zur Bekämpfung mittelfristiger Inflationsgefahren notwendig sind.

4. Leitzinsprognose: Wir revidieren unsere EZB-Leitzinsprognose, für die wir bislang eine Zinserhöhung am 2. März und am 31. August auf ein Jahresendniveau von 2,75 % hatten, dahingehend, dass wir nun eine zusätzliche Zinserhöhung am 4. Mai erwarten. Damit ergibt sich ein Jahresendniveau von 3,0 % sowohl in 2006 als auch in 2007. Ausschlaggebend für unsere Prognoserevision sind die erneut über unsere Erwartungen angestiegen Stimmungsindikatoren, die starke Expansion der Geldmengen- und Kreditaggregate und vor allem aber auch der relativ niedrige Euro-Außenwert. Obwohl am Geldmarkt in den letzten Monaten zunehmend Zinserhöhungen eingepreist wurden, führte das nicht zu einem Aufwärtsdruck auf den Euro (s. Schaubild oben). Statt dessen ging der Außenwert in den letzten vier Wochen sogar noch einmal um gut 1 % zurück. Damit braucht sich die EZB weniger stark als bislang zu sorgen, dass weitere den Geldmarkterwartungen folgende Zinserhöhungen, den Anstoß zu einem Dollar-Crash und damit zu einer Belastung der Euroland-Konjunktur geben würden. Der Mai-Termin bietet sich als Zinserhöhungstermin an, da es die letzte Leitzinsentscheidung unter Chefvolkswirt Issing ist. Dieser steht für eine Erhöhung der Leitzinsen und die monetäre Säule und würde es sicherlich begrüßen, das Leitzinsniveau (wenn schon nicht das Geldmengenwachstum) vor Ende seiner Amtszeit so weit es geht normalisiert zu haben. Nebenbei bemerkt würde dies auch auf der einen Tag später stattfindenden internationalen EZB-Watcher Konferenz eine offenere Diskussion ermöglichen, als wenn die Zinserhöhung noch im Raum stünde und erst bei der nächsten Überarbeitung der Staffprojektionen im Juni vollzogen würde.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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