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16:43 Uhr, 02.06.2010

Leerverkaufsverbot - Macht eine Ausweitung Sinn?

Berlin (BoerseGo.de) – Seit Mitte Mai sind ungedeckte Leerverkäufe auf bestimmte Finanztitel und Euro-Anleihen verboten. Sinkende Kurse konnte dies bisher allerdings nicht verhindern. Nach der herben Kritik am Alleingang Deutschlands will Finanzminister Schäuble das Verbot nun noch ausweiten. Dabei sind sich die Experten nahezu einhellig einig: Ein Verbot von Leerverkäufen wird keinen positiven Effekt auf die Kurse haben.

Dass ein Verbot von Leerverkäufen die Kurse nicht stabilisiert, haben die Vorgänge in der Finanzkrise deutlich gezeigt. Kurse von börsennotierten Banken waren trotz des Verbots ins bodenlose gefallen. Die Commerzbank-Aktie legte eine rasante Talfahrt von über 30 auf 2,22 Euro hin, und das ganz ohne Leerverkäufer. Man könnte sogar soweit gehen zu sagen, dass Leerverkäufer die Kurse in diesen kritischen Marktphasen durch ihre Deckungskäufe hätten stabilisieren können. Sie treten mit Käufen in den Markt, wenn kein Anderer dazu bereit ist, doch das traut sich derzeit wohl keiner offen auszusprechen, zu groß sind die Ressentiments.

Die Tatsache, dass Leerverkäufer darüber hinaus der Überbewertung von Einzeltiteln entgegenwirken, damit den Markt regulieren und einer Blasenbildung vorbeugen, lassen die Politiker gerne unter den Tisch fallen. Die mögliche Schwächung Europas oder Deutschlands als Finanzplatz scheint für die Politik ebenfalls kein Thema zu sein. Damit muss man sich ja aber auch erst in der nächsten Legislaturperiode auseinandersetzen.

Die Rhetorik der Regierung sieht dahingegen schon ganz anders aus. Abgesegnet wurde ein Entwurf für ein "Gesetz zur Vorbeugung gegen missbräuchliche Wertpapier- und Derivategeschäfte". In diesem werden ungedeckte Leerverkäufe als "potentiell krisenverstärkende Transaktionen" eingestuft.

Die Politik sollte sich im Nachhinein darüber Gedanken machen, ob nicht eine maßlose Blasenbildung wie im US-Hypotheken- und Immobilienmarkt, grenzenlose Verschuldung sowie eine unvernünftig schnelle Ausdehnung des Euro-Raums eine bei weitem größere Gefahr darstellen als Leerverkäufer es jemals könnten.

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Tobias Krieg
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Technischer Analyst

Tobias Krieg ist seit mehr als 10 Jahren leidenschaftlicher und professioneller Aktienhändler. Sein Ansatz beruht auf einem Zusammenspiel von fundamentaler Analyse und Charttechnik. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Biller Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.

Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend. Ich zeige Ihnen wie man Überbewertungen und Schnäppchen erkennt, welche Kennzahlen den Erfolg bringen und wie sich Fehler einfach vermeiden lassen.

Nach über sieben Jahren als Analyst der BörseGo AG, ist Tobias Krieg seit Januar 2018 für den Broker LYNX tätig. LYNX überzeugt durch äußerst niedrige und transparente Gebühren, eine mehrfach ausgezeichnete, professionelle Handelsplattform und Zugang zu mehr als 100 Börsenplätzen weltweit.

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