Leerverkaufsverbot - Macht eine Ausweitung Sinn?
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Berlin (BoerseGo.de) – Seit Mitte Mai sind ungedeckte Leerverkäufe auf bestimmte Finanztitel und Euro-Anleihen verboten. Sinkende Kurse konnte dies bisher allerdings nicht verhindern. Nach der herben Kritik am Alleingang Deutschlands will Finanzminister Schäuble das Verbot nun noch ausweiten. Dabei sind sich die Experten nahezu einhellig einig: Ein Verbot von Leerverkäufen wird keinen positiven Effekt auf die Kurse haben.
Dass ein Verbot von Leerverkäufen die Kurse nicht stabilisiert, haben die Vorgänge in der Finanzkrise deutlich gezeigt. Kurse von börsennotierten Banken waren trotz des Verbots ins bodenlose gefallen. Die Commerzbank-Aktie legte eine rasante Talfahrt von über 30 auf 2,22 Euro hin, und das ganz ohne Leerverkäufer. Man könnte sogar soweit gehen zu sagen, dass Leerverkäufer die Kurse in diesen kritischen Marktphasen durch ihre Deckungskäufe hätten stabilisieren können. Sie treten mit Käufen in den Markt, wenn kein Anderer dazu bereit ist, doch das traut sich derzeit wohl keiner offen auszusprechen, zu groß sind die Ressentiments.
Die Tatsache, dass Leerverkäufer darüber hinaus der Überbewertung von Einzeltiteln entgegenwirken, damit den Markt regulieren und einer Blasenbildung vorbeugen, lassen die Politiker gerne unter den Tisch fallen. Die mögliche Schwächung Europas oder Deutschlands als Finanzplatz scheint für die Politik ebenfalls kein Thema zu sein. Damit muss man sich ja aber auch erst in der nächsten Legislaturperiode auseinandersetzen.
Die Rhetorik der Regierung sieht dahingegen schon ganz anders aus. Abgesegnet wurde ein Entwurf für ein "Gesetz zur Vorbeugung gegen missbräuchliche Wertpapier- und Derivategeschäfte". In diesem werden ungedeckte Leerverkäufe als "potentiell krisenverstärkende Transaktionen" eingestuft.
Die Politik sollte sich im Nachhinein darüber Gedanken machen, ob nicht eine maßlose Blasenbildung wie im US-Hypotheken- und Immobilienmarkt, grenzenlose Verschuldung sowie eine unvernünftig schnelle Ausdehnung des Euro-Raums eine bei weitem größere Gefahr darstellen als Leerverkäufer es jemals könnten.
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