Lebensbedingungen für Ruheständler verbessert
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Zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt haben sich in fast allen Industrieländern die Lebensbedingungen für Ruheständler im Vergleich zum Vorjahr verbessert – insbesondere die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Gründe dafür sind das sich nach der Corona-Pandemie erholende Beschäftigungswachstum sowie Lohnzuwächse und steigende Zinsen, die die Renditen vieler Anlagestrategien verbessert haben. Und auch Deutschland schafft es dank seiner wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit und großen Anstrengungen bei der Energiewende zurück in die Top Ten der Länder, in denen ein sicherer Ruhestand möglich ist. Lediglich Spanien, Portugal und Japan verzeichnen eine Verschlechterung. Das sind die Kernergebnisse des „Global Retirement Index“ (GRI) von Natixis Investment Managers und Core Data, einer multidimensionalen Studie, die seit elf Jahren durchgeführt wird. Der GRI bewertet dafür 18 verschiedene Leistungsindikatoren vom Altersquotienten, über Inflation und Staatsverschuldung eines Landes bis hin zur Luftqualität und dem Glücks-Indikator. Deren relative Performance fasst sie in den vier Sub-Indizes „Gesundheit“, „Lebensqualität“, „materieller Wohlstand“ und „Finanzen“ zusammen. Die Gesamtpunktzahl ermöglicht einen datenbasierten Vergleich in den wichtigsten Dimensionen, die die Lebensbedingungen von Ruheständlern in 44 Ländern bestimmen.
Im diesjährigen Index belegt Norwegen zum zweiten Mal in Folge den ersten Platz mit einer Gesamtbewertung von 83 %, gefolgt von der Schweiz (82 %), Island (81 %) und Irland (80 %). Sie sind die einzigen drei Länder, die auch in allen vier Sub-Indizes in den Top Ten landen. Luxemburg, die Niederlande, Australien, Neuseeland und Dänemark belegen die Plätze fünf, sechs, sieben, acht und zehn. Deutschland ist zurück in den Top Ten und rückt mit 76% um zwei Plätze auf den neunten Rang vor. Damit demonstriert es seine wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit im Vergleich zu vielen anderen Ländern. Insbesondere im Bereich “Finanzen” konnte sich Deutschland deutlich von Rang 30 im Vorjahr auf Rang 20 verbessern. Bei Inflation und Zinsen rutscht Deutschland zwar deutlich vom ersten auf den 24. Platz bzw. vom 26. auf den 41. Platz ab. Diese Rückgänge sind jedoch nicht so drastisch wie in anderen Ländern, was darauf hindeutet, dass Deutschland auch die derzeit turbulente Wirtschaftsphase relativ gut meistert. Darüber hinaus trägt das robuste Wirtschafts- und Sozialmodell beim Sub-Index „materieller Wohlstand“ zu einer Verbesserung von Platz elf auf Platz acht bei. Wie viele europäische Länder erlebte auch Deutschland nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine einen starken Anstieg der Energiepreise bei gleichzeitiger Verlangsamung des Wachstums. Die deutsche Exporttätigkeit hielt sich jedoch gut. Großzügige staatliche Hilfen für Haushalte und Unternehmen schwächten zudem die Auswirkungen der starken Preissteigerungen ab. Beim Teilindex „Gesundheit“ belegt Deutschland weltweit Platz zwölf, was es seinem gut ausgestatteten Gesundheitssystem und der hohen Lebenserwartung zu verdanken hat. Schließlich rückt Deutschland bei der Lebensqualität um einen Platz auf Rang zwölf vor, nachdem es beim Indikator für „biologische Vielfalt und Lebensräume“ insbesondere durch seine Anstrengungen bei der Förderung erneuerbarer Energien den ersten Platz belegt. Auch beim Indikator „Wasser und Sanitärversorgung“ rangiert Deutschland unter den Top Ten.
Dave Goodsell, Executive Director, Natixis Center for Investor Insight, sagte: "Die gemeinsamen Triebkräfte für die Performance der Top 25 in den untersuchten Indikatoren sind höhere Zinssätze sowie Verbesserungen im Beschäftigungsniveau. Auch die Fortschritte bei Umwelt und Klima haben in einigen Ländern eine entscheidende Rolle für positive Veränderungen der Lebensbedingungen gespielt."
Sparen allein reicht nicht mehr aus für einen sicheren Ruhestand
Trotz des sich verbessernden Gesamtbildes zeigen andere Untersuchungen von Natixis Investment Managers, dass die positive Datenlage auf Makroebene im Alltag vieler Menschen nicht ankommt, insbesondere derer, die bereits sorgenvoll auf ihren Ruhestand blicken. Eine ebenfalls in diesem Jahr weltweit durchgeführte Befragung unter 8.550 Privatanlegern ergab, dass zwar 56 % von ihnen glauben, dass sie im Ruhestand die Freiheit genießen werden, das zu tun, was sie wollen und wann sie es wollen. 48 % befürchten hingegen, dass es nicht weniger als "ein Wunder" bräuchte, um ihnen einen sicheren Lebensabend zu bescheren. 28 % glauben, dass sie keine andere Wahl haben werden, als sparsam zu leben, und 21 % glauben, dass sie länger arbeiten müssen.
"Deutschland zeigt sich im aktuellen Umfeld robuster als andere Länder und schafft es damit zurück unter die zehn Länder mit den besten Lebensbedingungen im Ruhestand. Taucht man tiefer in die Ergebnisse ein, ist es aber vielfach vor allem die im Vergleich nach wie vor gute Substanz, ob im Sozial- oder Gesundheitssystem, von der wir zehren. Gelobt werden wir immerhin für Bemühungen und Fortschritte im Bereich Klimaschutz. Das ist noch gut, wird aber künftig nicht ausreichen. Klar ist, dass etwa die steigende Überalterung unserer Gesellschaft, das wirtschaftliche Umfeld und die Inflation an unseren Sozialsystemen und damit auch am Rentensystem nagen. Da ist es nur ein wichtiger Schritt, dass die Bundesregierung die geplante Aktienrente mit deutlich mehr Mitteln ausstatten will. Wir werden die Finanzierung unseres Ruhestands künftig noch stärker selbst in die Hand nehmen müssen. Dafür braucht es Zeit und Wissen, oder die Unterstützung von Experten, um die richtigen Investitionsentscheidungen zu treffen. Anlagen am Kapitalmarkt werden eine immer wichtigere Rolle spielen, Sparen allein reicht nicht aus", so Patrick Sobotta, Regional Head für Deutschland, Österreich und Mittel- und Osteuropa bei Natixis IM.
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