Kommentar
00:00 Uhr, 25.11.2008

Last Man Standing - Was ist mit Buffett los ?

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Sehr geehrte Privatanleger, die Krise verschärft sich weiter. Gleichzeitig notieren viele Aktien zu absoluten Spottpreisen. Das sind die zwei unterschiedlichen Informationen, mit denen wie leben müssen. Die Aktienkurse sind in vielen Fällen absolut irrational, es sei denn, unser Finanzsystem bräche zusammen.

Derzeit erwischt es eine als sicher angesehene Kapitalanlage nach der anderen. Aktuell werden die Aktien von Berkshire Hathaway (WKN: 900567) geschlachtet. Grund sind einige Put-Optionen, die Buffett vor einiger Zeit „geschrieben“ (verkauft) hat und die ein wirklich fantastisches Investment für Berkshire darstellen. Um zu sehen, wie panisch der Markt reagiert, zwei Informationen: erstens der Spread für Kreditversicherungen gegen Ausfälle von Berkshire und zweitens einige Daten zu den Optionen.

Der Spread für Kreditausfallversicherungen von Berkshire ist auf 475 Basispunkte gestiegen. Das ist völlig verrückt. Der durchschnittliche Spread für Anleihen, die gerade noch Investmentqualität haben (BBB-), beträgt 348 Punkte. Berkshires Spread ist das Dreifache des Spreads von JPMorgan Chase & Co. (WKN: 850628) und höher als der von Citigroup (WKN: 871904). Das heißt, dass die Märkte das Berkshire-Risiko so viel höher einschätzen. Das kann nicht sein.

Berkshire hat einige spezielle Put-Optionen auf große Indizes geschrieben. Buffett hat hierfür 4,5 Milliarden Dollar erhalten. Die Optionen haben eine Laufzeit von 15 bis 20 Jahren und können vorher nicht ausgeübt werden. Wenn Buffett das Geld zu sieben Prozent investieren kann, hat er in 20 Jahren schon einmal 17,4 Milliarden auf der Tasche. Das maximale Risiko für Berkshire beträgt 37 Milliarden Dollar, aber nur, wenn alle vier großen Welt-Indizes in 14 bis 19 Jahren auf NULL stehen. Wenn die Märkte sich in den nächsten 14 bis 19 Jahren auf das Niveau vom letzten Jahr erholen, als die Puts geschrieben wurden, muss Buffett überhaupt nichts zahlen. (Das wäre eine Erholung von 60 bis 70 Prozent vom jetzigen Niveau.)

Ich wünschte, Buffett hätte mehr solcher Deals gemacht!

Berkshire wird auch keine versteckten Derivate in der Bilanz haben. Es war Warren Buffett, der vor „finanziellen Massenvernichtungswaffen“ warnte. Im Geschäftsbericht 2002 warnte er vor Abwärtsspiralen, die bei einzelnen Unternehmen durch Derivate ausgelöst werden können und beschrieb exakt ein Szenario, wie es dieses Jahr die American International Group (WKN: 859520) erwischte.

Davon ab: Die jetzige Lage ist schon beängstigend. Ich will nicht darum herumreden. Immer mehr Akteure werden gezwungen, ihre Positionen zu liquidieren. Es schlummern noch erhebliche Risiken in vielen Bilanzen. So kommt tatsächlich eine Abwärtsspirale zustande. Zudem ist die Krise in der Realwirtschaft angekommen. Auch hier gibt es massive Vollbremsungen.

Es ist daher absolut wichtig, dass Sie Ihr Aktienengagement durchhalten können und auf das Geld in den nächsten drei bis fünf Jahren nicht angewiesen sind! Ihr Einkommen aus Dividenden, Zinsen und sonstigen Einkünften sowie Pensionen muss ausreichen, damit Sie durch die Krise kommen. Ebenso sollte eine Versicherung in Form von Gold vorhan-den sein.

Tatsächlich wird es darauf ankommen, wer als Letzter noch aufrecht steht – „last man (woman) standing“! Solange Sie stehen können, sind die jetzigen Börsenkurse nur ein vorübergehendes Rauschen oder auch Donnern. Wenn Sie aber in den nächsten drei bis fünf Jahren GEZWUNGEN wären, zu verkaufen, könnte das sehr nachteilig für Sie sein.

Gute Nerven wünscht,

Ihr Prof. Dr. Max Otte

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