Kommentar
19:34 Uhr, 18.12.2019

Lassen wir die Rezession gerade hinter uns?

In den meisten Ländern gab es gar keine Rezession. Trotzdem bewegt sich der Markt so, als ob es eine gegeben hätte.

Es geht dabei nicht nur um den Aktienmarkt, sondern auch um die Konsumenten. Was den Menschen auf dem Herzen liegt kann man anhand der Suchanfragen gut verfolgen. Will jemand etwas wissen, wird Google bemüht. Damit kann man verfolgen, welches Thema gerade besonders hoch auf der Agenda steht. Im Sommer war das das Thema Rezession. Das Interesse am Thema steigt bevor es zu einer Rezession kommt. Das war z.B. auch zum Jahreswechsel 2007/08 zu beobachten. Im Frühling 2008 flaute das Interesse wieder ab. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass das ein Fehler war. Die Rezession kam erst noch.

Das Interesse zeigt, dass die Bevölkerung aktuell nicht mehr an eine Rezession glaubt. Das ist eine gute Nachricht. Andererseits bedeutet das nicht, dass es keine Rezession geben kann. 2008 ist das beste Beispiel. Alle wogen sich in Sicherheit und dann kam Lehman.

Lehman war ein externer Schock. Bleibt dieser in der jetzigen Phase aus, ist eine Rezession tatsächlich unwahrscheinlich. Global kommen wir mit einem blauen Auge davon. Seit der Finanzkrise gab es bereits zwei Wachstumsdellen (Grafik 2). Die erste kam relativ schnell nach der Finanzkrise und zeigt die Eurokrise.


Die zweite Abkühlung folgte 2015/16. Damals war es China, dessen Wachstum sich verlangsamte. Gleichzeitig brachen die Rohstoffpreise ein. Das wiederum führte zu einem massiven Rückgang der Investitionen und verlangsamten Wachstum in Entwicklungsländern.

Beide Phasen wurden am Ende gut überstanden. Eine Rezession blieb aus. Der Aktienmarkt hat schon längst eingepreist, dass es auch diesmal wieder glimpflich verlaufen wird und die dritte Abkühlung seit 2018 gut ausgehen wird.

Die Wachstumsraten unterstützen diese Erwartung, aber nur solange man die Veränderung gegenüber dem Vorjahr betrachtet (wie in Grafik 2). Betrachtet man das Wachstum gegenüber dem Vorquartal, also z.B. Q3 2019 gegenüber Q2 2019 (Grafik 3), dann ist die Sache nicht mehr so klar. Hier scheint sich der Abschwung fortzusetzen.


Die Stimmung ist global wieder deutlich besser als noch vor wenigen Monaten. Stimmung ist wichtig. Sind alle verängstigt, wird erst recht nicht investiert und konsumiert. Es kommt zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Gute Stimmung allein verhindert aber auch keine Rezession.

Die Stimmung ist an den Fakten gemessen viel zu gut. Persönlich gehe ich zwar auch davon aus, dass das Schlimmste hinter uns liegt, es aber die Bewertung an der Börse nicht rechtfertigt. Die Stimmung ist der Realität meilenweit voraus. Diese Lücke wird sich irgendwann schließen müssen.

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    Die Stimmungsbarometer haben sich verbessert, dies spiegelt meiner Meinung nach nicht die tatsächliche Lage wieder. Meine Beobachtung in BW ist dass die Autoindustrie einen schweren Dämpfer bekommen hat und die Metallindustrie vor allem die daranhängenden Unternehmen bedeutend weniger Aufträge haben Überstunden massiv abbauen und Kurzarbeit haben. Die Dienstleistungsbranche die Baubranche und andere sind Nachläufer. Die Schlüsselindustrien sind geschwächt worden.

    Die Autoindustrie hätte sich nicht so abwatschen lassen dürfen und die Politik hätte sich für die Autoindustrie positionieren müssen. Die Nachwirkungen dieser Unterlassungen sind jetzt zu spüren.

    In den Aktienmarkt fließt viel Geld. Die Unternehmensbewertungen spiegeln die Kursanstiege nicht wieder. Hier sind Divergenzen vorhanden.

    08:47 Uhr, 19.12. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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