Larry Williams - Die Legende lebt!
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Seit fast 40 Jahren handelt Larry Williams erfolgreich. Er hat Wettbewerbe gewonnen, einen eigenen Hedgefonds gegründet, ist um die Welt gereist, um Seminare zu geben, und er hat seiner Tochter das Handeln beigebracht. Kaum ein anderer Händler ist so lange und vor allem so kontinuierlich erfolgreich im Geschäft. Mittlerweile geht Larry Williams die Dinge etwas ruhiger an. Dabei verschwendet der über 60-jährige aber keinen Gedanken daran, sich zur Ruhe zu setzen. Handeln macht ihn glücklich. Genauso viel Spaß bereitet es ihm, sein Wissen an andere zu vermitteln. Und seine Seminare sind berühmt: Larry Williams bringt seinen Schülern nicht nur Theorie bei. Er handelt live mit $1.000.000. 20 Prozent der Gewinne werden dann an die Seminarteilnehmer verteilt. Dabei können in zwei Tagen schon mal $40.000 rausspringen.
Auch sein Handelsansatz unterscheidet sich von dem vieler anderer Marktteilnehmer. Larry Williams verbindet auf eine einzigartige Weise die Technische Analyse mit der Fundamentalanalyse. Dabei geht er vollkommen systematisch vor. Fundamentale Faktoren, so Larry Williams, sind die einzigen kursbestimmenden Kräfte. Charts dagegen zeigen nur die Vergangenheit. Deshalb müssen alle seine Aktien zuerst bestimmte fundamentale Bedingungen erfüllen. Über die Technische Analyse findet er dann die richtigen Ein- und Ausstiegspunkte.
Jeder kann handeln - so könnte das Credo von Larry Williams lauten. Von psychologischen Faktoren hält er nicht viel. Wer die Regeln kennt und weiß, wie das Spiel funktioniert, kann auch Geld verdienen. Wer kein Geld verdient, macht eben etwas falsch. So einfach ist das...
Immerhin gibt es einige lebende Beweise, die diese trockene These stützen. Da ist zum einen Larry Williams‘ Tochter, die nach einem intensiven Einzeltraining von ihrem Vater ihr Anfangskapital von $10.000 in einem Tradingwettbewerb verzehnfachte. Und da sind seine unzähligen Schüler, von denen viele ebenfalls erfolgreiche Händler geworden sind.
FRAGE: Wie kamen Sie zum Trading?
WILLIAMS: 1962 fing ich an die Märkte zu beobachten und vier Jahre später, 1966, begann ich aktiv zu handeln. Ich dachte mir, es wäre leicht verdientes Geld. Das ist es auch... solange man gewinnt. Wenn man verliert ist es ganz und gar nicht einfach. Ich ging damals noch aufs College und strebte einen Abschluss in Journalismus an. Als mich die Märkte mitrissen, studierte ich aber gerade Kunst. Dieses Studium hat mir sehr geholfen. Ich war damals noch sehr jung und ich lernte, wie man Dinge betrachtet: zum Beispiel die Beschaffenheit, Farbe und Nuancen von Gras. Dieses Wissen konnte ich auch auf Charts anwenden.
FRAGE: Welche Handelsansätze waren zu dieser Zeit beliebt? Welche Bücher gab es?
WILLIAMS: Es ging hauptsächlich um Gleitende Durchschnitte und Trendlinien. Wichtig waren die Arbeiten von Dick Donchian und von Dunn und Hargit. Es wurde viel über Zyklen und bestimmte Chart-Formationen nach der William Dunnigans Thrust Methode gesprochen. Joe Granville verfasste das umfassendste Buch in dieser Zeit. Niemand aber beschäftigte sich ernsthaft mit Backtesting, so wie wir es heute tun. Alles basierte auf allgemeinen Beobachtungen und auf einem guten Gedächtnis.
FRAGE: Waren Sie von Anfang an erfolgreich?
WILLIAMS: Nein, natürlich nicht. Zuerst verlor ich rund die Hälfte meine Kapitals. Das machte mir richtig Angst und ich hörte auf, Bücher zu lesen. Ich begann, meine eigenen Studien zu betreiben und versuchte so viel wie möglich zu lernen. Das tue ich heute noch. Alles begann dann mit einem Buch, das ich mir kaufte. Darin wurde mir versichert, dass wenn ich diesem Programm folgen würde, ich definitiv Geld verdienen werde. Ich glaube, dass die Märkte dieses Buch nicht gelesen haben, denn es funktionierte nicht. Das war gut und schlecht zugleich. Schlecht, weil ich wieder mal Geld verloren hatte und gut, weil ich nun richtig motiviert war, herauszufinden, wie die Märkte ticken und mir mein Geld und noch mehr zurückzuholen.
FRAGE: Wie lange dauerte es, bis Sie Ihr Geld zurück hatten, nachdem Sie Ihre Methode geändert hatten? Seit wann sind Sie konsistent profitabel?
WILLIAMS: Ich brauchte drei Jahre, um ein guter Händler zu werden und noch viel mehr Jahre, um richtig gut zu werden. Es gab immer neue Dinge zu lernen: Money Management, Positionsgrößen, neue und verbesserte Einstiegstechniken. Millionen machte ich erst, nachdem ich diese Aspekte verstanden hatte.
FRAGE: Welche Erfahrung hat Sie am meisten beeinflusst?
WILLIAMS: Es waren so viele, dass es mir schwerfällt mich auf eine zu beschränken. Ich schätze, der Gewinn des Robbins World Cup Championship (Anm. der. Red.: Bei diesem Wettbewerb handelt es sich wohl um den bekanntesten Trading Wettbewerb überhaupt, der mit echtem Geld durchgeführt wird) hat mich schwer beeindruckt und meinen weiteren Weg stark beeinflusst. Damals machte ich aus $10.000 in realtime $1.000.000.
Nie werde ich vergessen, wie mich Hans Nieß (Anm. der Red.: Hans Nieß hatte sich damals selbst zum Weltmeister der Spekulation erklärt) damals herausgefordert hat. Ich gewann unerwartet. Er beanspruchte allerdings den Titel für sich. Also hielt ich mit Norbert Fischer (Anm. der Red.: Norbert Fischer vom Brokerhaus Hornblower Fischer) in Frankfurt eine Pressekonferenz, um dieses Thema zu klären. Hans gab seine Ansprüche auf. Schade eigentlich - für mich wäre es eine große Chance gewesen, meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und sein so genanntes Handelssystem zu entlarven.
Aber alles in allem hat es mich am meisten beeindruckt, Leute zu sehen, die ihre alten Jobs kündigen und eine Trading-Karriere begannen. Leuten dabei zu helfen unabhängig und wohlhabend zu werden - das ist eigentlich das Schönste an meiner Arbeit.
FRAGE: Was ist das Wichtigste, das Sie über die Börse gelernt haben?
WILLIAMS: Ganz einfach: Begrenze Verluste! Gewinne tun niemand weh. Verluste aber sind kritisch und man muss lernen, sie zu kontrollieren. Dies ist ein Geschäft, bei dem es um Schadensbegrenzung geht. Wenn man das nicht versteht, hat man verloren.
FRAGE: Sind Sie der Meinung, dass jeder die Fähigkeit besitzt, sich seinen Lebensunterhalt mit Trading zu verdienen? Denken Sie, dass jeder Mensch auf den Märkten genau so viel Geld, wie einem anderen Beruf verdienen kann?
WILLIAMS: Ich kann es jedem beibringen... aber nicht jeder kann es. Ein Spitzenkoch kann jedem zeigen, wie man ein Soufflé macht, aber nicht jeder Koch kann eines. Manche Menschen sind zu emotional, andere können sich nicht konzentrieren und manche sind einfach dumm, zumindest was die Märkte betrifft. So etwas kann niemand und ich auch nicht ändern.
FRAGE: Berühmt sind Sie in den all den Jahren vor allem für den Handel mit Futures, sowohl Aktien- als auch Waren und Zinsfutures, geworden. Letztes Jahr nun haben Sie ein Buch über Aktien veröffentlicht. Sehen Sie den Aktienhandel als eine Art Beschäftigung für den Ruhestand oder weshalb haben Sie dieses Buch geschrieben?
WILLIAMS: Ich handle Aktien schon seit vielen Jahren. 1996 aber gelang es mir ein System dafür zu entwickeln, das ziemlich gut funktioniert. Ich wollte dieses Wissen einfach teilen, die Ergebnisse meiner Forschungen veröffentlichen und beweisen, dass es möglich ist, ein System zu entwickeln, das auf fundamentalen Faktoren beruht und mit dem auch Otto Normalbürger erfolgreich handeln kann. Zudem funktioniert es besser als die meisten Investmentfonds.
FRAGE: Die weitläufige Meinung ist, dass Handelssysteme und Fundamentaldaten nicht zusammenpassen. Wie verwenden Sie Fundamentaldaten systematisch?
WILLIAMS: Sobald die richtige Konstellation von Fundamentaldaten vorhanden ist, wende ich mich technischen Dingen wie Formationen und Trends zu und suche nach dem richtigen Einstiegspunkt. Messbare Bedingungen müssen erfüllt sein, bevor ich mit dem Trading beginne. Märkte werden von fundamentalen Faktoren bewegt. Charts und die ganze Technik zeigt diese Bewegung dann graphisch.
FRAGE: Können Sie uns dafür ein Beispiel geben?
WILLIAMS: Angenommen, ich sehe, dass der Gleitende Durchschnitt der letzten 18 Tage von Bonds höher ist als vor zwei Tagen. Das sagt mir, dass der Zinssatz niedriger ist. Ich kaufe dann zum Beispiel ein Gap Down im Dax oder S&P.
FRAGE: Was sind für Sie das wichtigste Buch zum Thema Trading?
WILLIAMS: Mein persönlicher Favorit ist Zurich Axioms von Max Gunther. Ich habe so ziemlich alle Bücher gelesen, die je über die Börse geschrieben worden sind. Dieses Buch aber bringt am besten zum Ausdruck, was es bedeutet ein Spekulant zu sein. Jede einzelne Seite ist voll von Wissen und dazu sehr schön geschrieben. Man erfährt weniger etwas darüber, wie man Geld verdient, sondern vielmehr über die Kunst des Geldverdienens. Mir gefällt das Buch so gut, dass ich versuche die Rechte daran zu kaufen.
FRAGE: Wie würden Sie Ihren Handelsansatz beschreiben?
WILLIAMS: Ich bezeichne mich als "Conditional Trader". Das heißt, ich achte auf bestimmte Bedingungen, die erfüllt sein müssen und die den Markt bewegen. Ich schaue, was die Großen machen, wie hoch die Zinsen sind, usw. Dann erst benutze ich die Technische Analyse. Zuerst aber müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Ich bin kein fanatischer Anhänger der Charttechnik. Das meiste davon ist Schwindel, wie zum Beispiel Elliott oder Gann. Außerdem sind viele Dinge zu kurzlebig, um sie tatsächlich anzuwenden.
FRAGE: Können Sie uns etwas über die "Darlings of the Dow" erzählen? Wie kam es zu dieser Idee?
WILLIAMS: Darlings of the Dow, das sind die fünf billigsten Aktien im Dow Jones 30, die aber die besten Fundamentaldaten aufweisen. Sobald ich diese gefunden habe, geht es nur noch darum, den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg zu finden. Die Idee bekam ich von den Dogs of the Dow (siehe Kasten). Das war ein guter Ansatz. Aber ich hatte ein schlechtes Timing und benutzte eine schlechtere Auswahlmethode (nur den Gewinn). Es gibt aussagekräftigere Messwerte.
FRAGE: Wie finden Sie die fünf billigsten Aktien des Dow mit den besten Fundamentaldaten?
WILLIAMS: Ich beobachte verschiedene Kennzahlen, die ich in meinem Buch erklärt habe. Dazu gehören die Kapitalrendite, das KGV, Löhne, Lagerbestände und so weiter.
FRAGE: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann benutzen Sie die Fundamentalanalyse, um zu bestimmten, was sie handeln und die Technische Analyse gibt Ihnen das Signal für den richtigen Einstieg. Wenn Sie eine Position eröffnet haben, zählen die Fundamentaldaten dann immer noch oder ist das Ganze dann nur noch eine rein technische Angelegenheit?
WILLIAMS: Das ist eine gute Frage. Ja, alles zählt. Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, muss ich es auch tun. Ein Spekulant, der in der Vergangenheit lebt, hat keine Zukunft.
FRAGE: Welche Konzepte oder Ideen finden bei Ihnen sonst noch Anwendung?
WILLIAMS: Ich folge den Commercials, das sind die Supermächte des Markts, die Rohstoffe produzieren oder verbrauchen. Wenn sie kaufen, kaufe ich auch. Diese Leute haben das Geld und die Insider-Informationen. Deswegen achte ich genau darauf, was sie tun.
Ich möchte außerdem immer wissen, ob ein Markt über- oder unterbewertet ist. Ich habe eine Formel, die mir sagt, ob Währungen, Mais, Kakao, Kupfer oder Gold unter oder über ihrem fairen Wert (nicht den Produktionskosten) liegen. Das ist sehr hilfreich, wenn man Märkte finden will, die kurz vor einer größeren Auf- oder Abwärtsbewegung stehen. Außerdem achte ich auf bestimmte Kursmuster und Trendwechsel-Indikatoren, um den richtigen Einstieg zu finden.
FRAGE: Ich gehe davon aus, dass Sie diese Formel und Kursmuster unseren Lesern nicht mitteilen möchten.
WILLIAMS: Haben Sie vier Stunden Zeit, um das zu lernen? Es geht nicht einfach um eine Formel. Das ist wie ein Hammer. Bloß weil man einen Hammer hat, heißt das noch lange nicht, dass man ein Haus bauen kann. Sagen wir es einfach so: Ich suche mir eine Commercial-Position aus und sehe, in welchem prozentualen Verhältnis die Verkäufe und Käufe dieser Woche zu denen der letzten x Jahre stehen. Kurz gesagt kann man auch sagen, dass ich praktisch den von mir entwickelten %R Indikator auf diese Daten anwende.
FRAGE: Sind Sie ein systematischer Händler?
WILLIAMS: Ja. Ich handle zu hundert Prozent mechanisch und das lehre ich auch.
FRAGE: Sie beschreiben sich selbst als Conditional Trader und als systematischer Händler - das heißt, Sie versuchen fundamentale Faktoren mit technischen Aspekten zu verbinden?
WILLIAMS: Auf jeden Fall. Auch als kurzfristig orientierter Händler versuche ich, Fundamentaldaten in mein System zu integrieren.
FRAGE: Wo kommen subjektive Elemente ins Spiel?
WILLIAMS: Überhaupt nicht.
FRAGE: Sie sagten einmal, dass Charts die Vergangenheit zeigen. Wie können Sie in die Zukunft blicken?
WILLIAMS: Sagte ich das? Da muss ich sehr jung gewesen sein. Wir können nicht wirklich in die Zukunft sehen. Wir können bestimmte Annahmen treffen, die aber basieren auf den Rahmenbedingungen, den Fundamentaldaten. Charts zeigen, woher der Markt kommt. Ich aber will wissen, wohin er geht. Fundamentale Faktoren bewegen die Märkte, nicht Charts. Ich benutze Charts, aber nicht wie die meisten anderen. Charts schaue ich mir zuletzt an, niemals zuerst.
FRAGE: Auf welche Rahmenbedingungen achten Sie dann bevorzugt?
WILLIAMS: Insbesondere beobachte ich Gold, den Zinssatz und die Commercials. Das sind die drei bewegenden Faktoren.
FRAGE: Wie handhaben Sie Ihr Risiko?
WILLIAMS: Das beginnt mit dem Stopp-Loss, also dem Prozentsatz meines Kapitals, den ich bereit bin zu riskieren. Wie ich bereits sagte, es geht um Schadensbegrenzung. Aber es gibt noch mehr. Ich jage niemals einer verlorenen Position hinterher. Ich gehe sofort zum nächsten Trade. Meine Positionen im Markt basieren auf einer Formel aus gleichen Risiko-Einheiten.
FRAGE: Wann wissen Sie, dass Sie falsch liegen?
WILLIAMS: Das ist leicht. Der Markt sagt mir sehr deutlich, wann ich falsch liege, nämlich dann, wenn der Markt um einen vorher festgesetzten Betrag gegen mich läuft. Da es mein vorrangiges Ziel ist, mein Kapital zu schützen, benutze ich das als Angelpunkt für den Betrag, den ich riskiere.
FRAGE: Orientieren Sie Ihre Stopps auch an einem zeitlichen Element oder zählt nur der Kurs allein?
WILLIAMS: Meine Stopps orientiere ich an Dollars. Schließlich geht es mir um mein Kapital.
FRAGE: Wie lange dauern Ihre Trades im Schnitt?
WILLIAMS: Ich bin ein kurzfristiger Händler. Der Durchschnitt liegt zwischen zwei und drei Tagen. Manchmal aber halte ich Positionen aber auch für 60 Tage. Diesen Zeithorizont sollten im Übrigen auch Leute anpeilen, die einer geregelten Arbeit nachgehen und nicht jeder Bewegung des Marktes folgen können.
FRAGE: Das hört sich an, als seien Sie ein Swingtrader, der ab und an zu einem Trendfolger wird.
WILLIAMS: Mein persönlicher Durchschnitt liegt zwischen zwei und drei Tagen. Aber Leute, die längere Trades bevorzugen, bringe ich bei, wie sie größere Bewegungen erwischen. Das ist alles mechanisch.
FRAGE: Benutzen Sie Trailing Stopps und Gewinnziele?
WILLIAMS: Ja beides. Nicht immer wird das Kursziel auch erreicht. Insofern sind Trailing Stopps entscheidend. Genauso wichtig ist die Frage, wann man einen Trailing Stopp einsetzt. Benutzt man ihn zu früh, wird man ausgestoppt. Das sollte nicht passieren.
FRAGE: Und was kann man tun, damit dies nicht passiert?
WILLIAMS: Der Markt sagt uns genau, wann man die Stopps anziehen muss. Das geschieht, wenn der Kurs ausbricht und der Trade profitabel wird. Dann sollte man den Stopp anziehen.
FRAGE: Wie viel Prozent Ihres Kapitals riskieren Sie pro Trade?
WILLIAMS: Mein Risikofaktor liegt bei etwa fünf Prozent. Als ich jünger war, lag dieser viel höher. Mit dem Alter kommt aber die Weisheit. Dieser Faktor ist immer noch sehr hoch. Aber ich habe alles bis zur 30 Prozent ausprobiert. Das waren natürlich dementsprechende wilde Zeiten.
FRAGE: Wie testen Sie Ideen?
WILLIAMS: Ich benutze eine Software von Genesis. Damit entwickle und teste ich meine Ideen. Die Software ist ausgezeichnet. Ich verfüge über keinerlei Programmierkenntnisse, aber ich kann herausfinden, was der DAX vor und nach Feiertagen macht und ich weiß, wie er sich verhält, wenn die Zinsen nach oben gehen. Ich kann meinen Computer so ziemlich alles fragen. Zuerst kommt die Idee. Die entsteht vielleicht durch ein Gespräch oder durch ein Buch. Meistens aber fällt mir etwas bei der Beobachtung der Märkte ein. Und das mache ich oft. Es ist eine tolle Samstagabend-Beschäftigung.
FRAGE: Wie wichtig ist das psychologische Element?
WILLIAMS: Hier unterscheidet sich meine Meinung von der der meisten anderen. Ich glaube nicht, dass die Psychologie irgendeine Rolle spielt. Wenn man ein gutes System hat, passt auch die mentale Einstellung. Man darf bloß nicht zu viel riskieren, denn das schlägt sich wiederum auf die Psyche nieder.
Als mechanischer Händler geht es nur darum, wo man seine Order platziert. Wer psychologische Probleme beim Handeln hat, dem fehlt ein gutes System oder Technik. Die Psyche ist nicht das Problem.
FRAGE: Das ist interessant. 90 Prozent aller Händler stufen die psychologische Verfassung als extrem wichtig für den Erfolg ein. Liegen diese Leute alle falsch?
WILLIAMS: Ich sehe das anders. Diese ganze Psycho-Geschichte kommt von Leuten, die keine Ahnung davon haben, was sie tun und der Markt macht sie konfus. Wenn man die Regeln kennt und weiß, wie das Spiel funktioniert, wo ist das Problem?
Niemand verliert Geld, weil er als Kind von seiner Mutter geschlagen wurde. Man verliert Geld, weil man das Falsche tut. Das ist die Wahrheit.
FRAGE: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
WILLIAMS: Ich stehe normalerweise um fünf Uhr morgens auf, gehe schwimmen oder joggen. Dann schaue ich, was der Markt macht und gebe meine Orders an meinen Broker. Dann schaue ich mir die Eröffnung an und schreibe E-Mails, mache mein Research und so weiter. Ein- oder zweimal am Tag schaue ich mir dann nochmals die Kurse an. Normalerweise aber läuft mein Trade und Ausstieg und Stopp-Loss sind eingegeben. An diesem Punkt gibt es für mich nicht mehr viel zu tun. Die Kurse beobachten bringt nicht viel. Tatsächlich lenkt mich das nur von meiner richtigen Arbeit ab.
FRAGE: Ihre Seminare sind legendär - was ist daran so besonders?
WILLIAMS: Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich der einzige Mensch auf diesem Planeten bin, der mit $1.000.000 in realtime handelt und 20 Prozent der Gewinne wieder an die Teilnehmer zurück gibt.
Ich habe gerade wieder ein Seminar in Australien gegeben und in zwei Tagen knapp $40.000 gemacht. Die Teilnehmer waren begeistert und haben sich darüber gefreut, in einem Seminar Geld zu verdienen. Seitdem ich das praktiziere, habe ich in ungefähr 20 Seminaren knapp $950.000 verdient und davon $200.000 an die Teilnehmer zurückgegeben. Die Leute wissen, dass ich nicht bloß irgend etwas erzähle.
Außerdem lernen die Leute bei mir sehr viel. Ich zeige Ihnen, wie die Märkte funktionieren und erkläre Ihnen mein Handelssystem. Es macht Spaß, Menschen so etwas beizubringen und zu sehen, wie ihnen ein Licht über die Logik des Markts aufgeht. Viele von meinen Schülern gewannen Wettbewerbe, verdienten Millionen von Dollars oder leiten Fonds. Der Erfolg meiner Schüler freut mich.
FRAGE: Wer war Ihr schlechtester Schüler und warum (keine Namen natürlich)?
WILLIAMS: Wenn es einen schlechten Schüler gibt, so liegt das meistens am Lehrer. Trotzdem ist die Nummer 1 auf jeden Fall der Typ, der mir allein dieses Jahr über 300 Emails geschickt hat. Eine seine Fragen war, wie viele Tage ein 10-Tage Gleitender Durchschnitt berücksichtigt. Dieser Kerl mag in Ordnung sein, aber irgendwie versteht er die Märkte gar nicht.
FRAGE: Stimmt es, dass Ihre Tochter ebenfalls erfolgreich handelt?
WILLIAMS: Das ist richtig. Ich habe ihr es beigebracht, als sie ihre Schauspielerkarriere begann. Vielleicht haben Sie sie sogar im Fernsehen gesehen. Sie hat bei Species, Dawsons's Creek, Lassie, The Station Agent, Halloween 20 und in einer ganzen Menge anderer Filme mitgespielt. Sie hat ebenfalls bei den Robbins Trading Championships teilgenommen und aus $10.000 $110.000 gemacht.
FRAGE: Wann hat sie damit angefangen?
WILLIAMS: Das war 1999. Sie war damals 16 und war sehr aufgeschlossen. Sie hat vor kaum etwas im Leben Angst und das hat es ihr leicht gemacht. Ich habe ihr das daheim beigebracht. Es war eines von vier Projekten.
FRAGE: Was genau haben Sie ihr beigebracht?
WILLIAMS: Wir haben viel über Geld diskutiert, was es darstellt, über das Konzept von Arbeit und Spekulation und Risiko. Weiterhin haben wir darüber gesprochen, was Bonds beeinflusst. Sie handelte Bonds und diese stehen in Zusammenhang mit dem Goldpreis und weisen starke, vorhersehbare Zyklen auf.
FRAGE: Hat jeder das Potenzial erfolgreich zu handeln?
WILLIAMS: Hm, vielleicht. Solange man nicht sehr dumm oder übertrieben emotional ist. Ich habe auch sehr kluge Leute getroffen, von denen ich mir nicht sicher war, ob sie das Zeug zum Millionär haben. Man weiß nie sicher, ob der Schuh passt, solange man ihn nicht anprobiert. Das gilt auch für das Trading.
FRAGE: Was sind typische Anfängerfehler?
WILLIAMS: Ein typischer Fehler, den ich erkennen kann, ist Overtrading. Leute handeln zu oft und riskieren zu viel. Das führt zum nächsten Problem: viele Menschen beginnen zu handeln ohne jegliches Hintergrundwissen. Sie haben keine Ahnung, wie die Märkte funktionieren und machen aber trotzdem weiter. Kein Wunder, dass es so viele Verlierer gibt.
FRAGE: Beschäftigen Sie andere Händler?
WILLIAMS: Nein. Ich handle nur für mich selbst und meine Hedgefonds.
FRAGE: Wie hoch ist die Performance Ihres Hedgefonds?
WILLIAMS: Ungefähr 18 Prozent p.a.
FRAGE: In den ganzen Jahren haben Sie wahrscheinlich ein Vermögen angehäuft. Denken Sie nicht manchmal ans Aufhören?
WILLIAMS: Ich könnte mich nie zur Ruhe setzen. Dazu macht es mir viel zu viel Spaß. Allerdings habe ich meinen Terminkalender entschärft. Ich gebe weniger Seminare und schreibe weniger.
FRAGE: Macht Trading Sie glücklich?
WILLIAMS: Ja, das tut es. Die größere Befriedigung entsteht allerdings durch das Lernen über die Märkte, durch mehr Wissen und das Besserwerden. Es ist noch immer eine Herausforderung.
FRAGE: Was denken Sie ganz allgemein über dieses Geschäft und diese Branche?
WILLIAMS: Es ist mein Leben. Natürlich gibt es ein paar unangenehme Menschen, aber die gibt es in jedem Beruf. Ich liebe es. Ich liebe die Märkte und das, was sie für mich getan haben. Allerdings tummeln sich in dieser Branche auch viele Scharlatane. Diese Typen bringen aber die Farbe in das Business.
FRAGE: Wie hat sich Ihr Handeln über die Jahre verändert?
WILLIAMS: Computer haben alles verändert. Nie zuvor konnte man leichter Nachforschungen anstellen. Heute hat jeder über Fernsehen, Internet oder elektronischen Handel Zugang zu den Märkten.
FRAGE: Wie wird sich das Trading in den nächsten Jahren entwickeln?
WILLIAMS: Ich denke, dass der elektronische Handel weiter zunehmen wird. Das Spiel aber wird das gleiche bleiben. Es geht um Rahmenbedingungen und menschliche Emotionen. Im Grunde bewegen sich die Märkte auf Grund von fundamentalen Faktoren von A nach B. Das ist das Pferd, wenn man so will. Die Straße aber besteht aus menschlichen Gefühlen und Zufall. Sie kann ziemlich holprig sein. Die Medien mögen sich verändern, aber die Märkte werden immer die gleichen bleiben.
FRAGE: Larry Williams hat viel in seinem Leben gemacht - Marathon, Archäologie, Politik - was können wir in der Zukunft von ihm erwarten?
WILLIAMS: Meine Ziele sind mehr Forschung und ein besseres Verständnis der Märkte. Aber man muss immer auf Überraschungen gefasst sein! Die Welt hat sich in vielen Dingen verändert und ich lerne, mich anzupassen, mehr zu wissen und ein besserer Mensch zu werden. Ich werde immer meinen Leidenschaften nachgehen. Das hoffe ich zumindest.
Dogs of the Dow
Dogs of the Dow nennt sich eine altehrwürdige Anlagestrategie, die auf die Wallstreet-Legenden Benjamin Graham und Michael O'Higgins zurückgeht. Gesucht werden die zehn Aktien aus dem Dow Jones 30, die die vergleichsweise höchsten Dividendenrenditen aufweisen. Die Dividendenrendite ergibt sich aus der Dividende pro Aktie dividiert durch den Aktienkurs.
Investoren, die nach der Dogs-of-the-Dow Strategie agieren, kaufen die Papiere am ersten Tag des Kalendarjahres und halten sie ein Jahr lang, unabhängig von allen Schwankungen. Die Strategie funktioniert - während der Dow Jones seit 1973 eine annualisierte Rendite von 11,9 Prozent aufweist, brachte die Dogs of the Dow einen jährlichen Gewinn von 17,7 Prozent. Interessant ist eine solche Strategie besonders für langfristige Investoren - schließlich müssen die Positionen nur einmal im Jahr überprüft werden. Weitere Infos finden Sie unter: www.dogsofthedow.com
Dogs of the Dow ist eine Strategie, die zu 100% mechanisch umgesetzt werden kann.
Darlings of the Dow
Larry Williams hörte 1997 zum ersten Mal von der Dogs of the Dow Strategie. Sie gefiehl ihm, allerdings war er der Meinung, diesen Ansatz verbessern zu können. Zum einen kaufte er die Aktien nicht am Jahresanfang, sondern im Oktober. Der Oktober ist statistisch einer der schlechtesten Börsenmonate. Außerdem werden die Aktien nicht über ein Jahr, sondern für sechs bis neun Monate gehalten. Darüber hinaus sind bei den Darlings of the Dow entscheidende Kriterien mehrere Fundamental-Kennziffern wie ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis und entsprechend positive Gewinnaussichten, Cash Flow und die Kapitalrendite.
Eine solche Strategie hätte in dem Zeitraum von 1976 bis 2003 zu einem annualisierten Gewinn von 24 Prozent geführt und brachte selbst in den harten Jahren der Baisse 2001-2003 positive Ergebnisse.
Darlings of the Dow ist eine Strategie, die zu 100%
mechanisch umgesetzt werden kann.
Larry Williams' Top Six
1. Max Gunther: The Zurich Axioms.
New Amer Library, 1989. ASIN: 0451158393.
Nur in englischer Sprache erhältlich.
2. Tom R. DeMark: New Market Timing Techniques -
Innovative Studies in Market Rhythm & Price Exhaustion.
John Wiley & Sons, 1997. ISBN: 0471149780.
Nur in englischer Sprache erhältlich.
3. Tom R. DeMark: The New Science of Technical Analysis.
John Wiley & Sons, 1994. ISBN: 0471035483.
Nur in englischer Sprache erhältlich.
4. Larry Williams: Besser Traden.
Finanzbuchverlag, 2000. ISBN: 3932114205.
5. Larry Williams: The Right Stock at the Right Time -
Prospering in the Coming Good Years.
John Wiley & Sons, 2003. ISBN: 047143051X.
Nur in englischer Sprache erhältlich.
6. Larry Williams: Daytrade Futures Online.
John Wiley & Sons, 2000. ISBN: 0471383392.
Traders' - http://www.traders-mag.com
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