Lane: EZB schaut nach Erreichen von 2% Inflation mehr auf Risiken
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones) - Die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich nach Aussage ihres Chefvolkswirts Philip Lane nach dem Erreichen des Inflationsziels von 2 Prozent weniger an der tatsächlichen Inflation und mehr an den Risiken orientieren, die die Aufrechterhaltung von 2 Prozent Inflation bedrohen. In einem Interview mit der Financial Times sagte Lane, dass zum Erreichen dieses Ziels zunächst ein Rückgang der Dienstleistungspreisinflation nötig sei. "Ich kann dafür keinen Zeitrahmen nennen", sagte er.
"Wir müssen die Dienstleistungsinflation auf ein Niveau zurückführen, das mit einer Gesamtinflation von 2 Prozent vereinbar ist - es liegt also noch ein Stückchen Weg vor uns", sagte er. Wenn aber das rückwärts gewandte Element einmal erledigt sei und der Disinflationsprozess abgeschlossen, dann müsse die Geldpolitik im Wesentlichen vorwärts gerichtet sein und den Horizont nach neuen Schocks absuchen, die zu weniger oder mehr Inflationsdruck führen könnten.
Anstatt der hereinkommenden Daten müsse die EZB gewissermaßen die hereinkommenden Risiken bewerten. Ob die EZB dann noch von Sitzung zu Sitzung entscheiden werde, sei eine andere Frage und Geschmackssache.
Lane sah die Lage der Euroraum-Wirtschaft auf einer Skala zwischen 1 und 10 bei 6. Er verwies darauf, dass die Wirtschaft immer noch wachse. Der EZB-Chefvolkswirt vertrat zudem die Meinung, dass sich der so genannte neutrale Zins in den vergangenen Jahren nicht stark verändert hat. "In Amerika kann man vielleicht auf Faktoren verweisen, die eine schneller wachsende Wirtschaft bedeuten, die Produktivität hat klar angezogen und so weiter. In der Eurozone könnte es mit der richtigen Politik einen deutlichen Anstieg der Investitionen geben, aber wir müssen erst sehen, dass das wirklich passiert", sagte er.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/apo
Copyright (c) 2024 Dow Jones & Company, Inc.