Lagarde warnt vor "Rissen" im internationalen Zahlungssystem
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Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones) - Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat vor "Rissen" im internationalen Zahungssystem gewarnt. In einer Mitteilung zur Veröffentlichung des Berichts über die internationale Rolle des Euro schreibt die EZB, dass sich 2023 Risiken einer möglichen Fragmentierung der globalen Zahlungssysteme gezeigt hätten. Einige Länder bemühten sich zunehmend, andere Einheiten als die wichtigsten Fakturierungswährungen für den internationalen Handel sowie Alternativen zu den traditionellen grenzüberschreitenden Zahlungssystemen zu verwenden.
"Obwohl die Daten bisher keine Anhaltspunkte für substanzielle Veränderungen bei der Nutzung internationaler Währungen zeigen, müssen wir wachsam gegenüber möglichen Rissen sein", erklärte Lagarde.
Die internationale Rolle des Euro lag laut EZB 2023 auf dem seit 1999 verzeichneten Durchschnittswert, was aber gegenüber 2022 einen Rückgang bedeutete. Ein zusammengesetzter Index der internationalen Rolle des Euro - berechnet als einfacher arithmetischer Durchschnitt des Anteils des Euro an einer breiten Palette von Indikatoren - sank in dem Jahr bis zum vierten Quartal 2023 um 0,7 Prozentpunkte.
Der Anteil des Euro an den weltweiten Devisenreserven zu konstanten Wechselkursen ging trotz höherer Zinsen um 1 Prozentpunkt auf 20 Prozent zurück - ein Niveau, das zuletzt 2020 beobachtet wurde. Gewinne verzeichneten hier laut EZB, der Dollar, der Yen und "andere, nicht traditionelle Reservewährungen". Der Anteil dieser Währungen - die EZB nennt den Australischen Dollar, den Kanadischen Dollar und den Koreanischen Won - nahm auf 20 Prozent zu und war höher als der des Euro.
Der Anteil des Renminbi nahm um 0,2 Prozent ab. Laut einer Umfrage des Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF) wollen aber nahezu 40 Prozent der weltweiten Zentralbanken den Anteil des Renminbi an ihren Reserven erhöhen.
Andere Indikatoren für die internationale Rolle des Euro deuten auf Rückgänge, wenn auch begrenzte. Dazu gehören der ausstehende Bestand an internationalen Einlagen, der ausstehende Bestand an internationalen Krediten und die globalen Devisenabrechnungen. Der Anteil des Euro an den ausstehenden internationalen Schuldverschreibungen und an der Fakturierung von Waren, die zwischen dem Euroraum und Nicht-Euroraum-Ländern gehandelt werden, stieg dagegen.
Gestärkt werden könnte die internationale Rolle nach Aussage der EZB durch eine Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion und Fortschritte bei der Kapitalmarktunion.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/kla
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