Längerfristige Auswirkungen der US-Wahlen nicht überbewerten
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„Meines Erachtens nehmen die Volatilität und die Ängste im Vorfeld von Wahlen deutlich zu, während es dann im Anschluss an die Wahl kaum zu Auswirkungen auf die breite Wirtschaft und die Finanzmärkte kommt“, schreibt Global Chief Investment Officer Colin Moore in einem aktuellen Kommentar. Eine Hauptursache für diese vorübergehende Volatilität seien die Reden der Politiker über die von ihnen geplanten politischen Maßnahmen und Programme, die sie dann jedoch nur selten auch wirklich in vollem Umfang umsetzen könnten. „Auf lange Sicht wird die Richtung der Märkte und der Wirtschaft von tatsächlichen Ereignissen bestimmt. In dieser Hinsicht ist eine einzige Wahl für unsere langfristigen Prognosen nahezu irrelevant.“
Selbst wenn ein anderer US-Präsident das Amt antritt, führt dies Columbia Threadneedle zufolge nur selten zu wesentlichen und grundlegenden Änderungen der Funktionsweise der US-Wirtschaft. Dies gelte sogar bei einem Wechsel von einem konservativen zu einem liberalen Präsidenten oder umgekehrt. Moore: „In einigen wichtigen Kategorien gibt es kaum Unterschiede zwischen den beiden großen Parteien. Der Gesamtbetrag, der in die Wirtschaft fließt, dürfte meines Erachtens bei beiden großen Parteien in etwa gleich sein.“ Angesichts dessen hätten sich die Märkte in der Vergangenheit sowohl unter republikanischen als auch unter demokratischen US-Präsidenten gut entwickelt. Auch wenn Wahlergebnisse in der Vergangenheit erst verspätet feststanden oder infrage gestellt wurden, habe dies nicht zu massiven politischen – oder wirtschaftlichen – Verwerfungen geführt.
Dennoch sollten Anleger nach Meinung von Columbia Threadneedle angesichts der Wahlen einige Punkte beachten und Maßnahmen ergreifen. „Je überzeugter man ist, dass Joe Biden gewinnen wird, desto mehr sollte man sich darauf vorbereiten, Anlagegewinne schon 2020 und nicht erst 2021 zu realisieren, denn dann könnten höhere Steuern auf diese Gewinne anfallen“, schreibt Moore mit Blick auf US-Anleger. Dies könne sich dann auf die Sektoren auswirken, in denen die Gewinne am höchsten ausgefallen sind, beispielsweise auf den Technologiesektor. Moore: „Unserer Ansicht nach sind dies jedoch nur Volatilitätsfaktoren, nicht die Vorboten wirklich dramatischer Verschiebungen.“
„Sollten die Steuerpläne von Joe Biden Wirklichkeit werden, dann dürften die Gewinne je Aktie unseren Schätzungen zufolge um durchschnittlich etwa 5 Prozent sinken“, schreibt der Experte. Allerdings dürften die Rückgänge von Sektor zu Sektor unterschiedlich hoch sein. „Die Bereiche Energie, Finanzdienstleistungen und Gesundheit dürften unter Druck geraten. Das Gesundheitswesen ist dabei ein interessanter Sektor: Die mögliche Ausweitung von Medicare und Medicaid könnte von Vorteil für den Teilsektor Krankenhäuser sein, wohingegen Preisbeschränkungen eine Belastung für den Pharmasektor darstellen könnten. Andere Sektoren wie Energie und Finanzen werden wahrscheinlich die Auswirkungen zunehmender Regulierung spüren, denn Regulierung bedeutet Kosten für Unternehmen.“ Bei Anlageentscheidungen werde es infolgedessen in hohem Maße auf die Einzeltitel- und die Sektorauswahl ankommen, weniger auf die Gesamtrichtung des Marktes.
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