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09:27 Uhr, 15.06.2007

Kurzfristig optimistische Markt-Szenarien

Frankfurt (Fonds-Reporter.de) – Die Hausse an den Aktienmärkten hat heute eine andere Qualität als zur Jahrtausendwende. Der S&P 500, der vor kurzem seinen bisherigen Rekordstand vom 24. März 2000 überwand, wies damals ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von über 30 auf. Mit einem KGV von knapp 18 liege Amerikas führender Index heute in einem deutlich realistischeren Bereich, schreibt Sebastian Paris-Horvitz von AXA Investment Managers in einem aktuellen Marktkommentar. Jüngste Zinserhöhungen belasteten zwar, aber die robuste Konjunktur stütze die nach wie vor günstig bewerteten Aktien. Dennoch sollten Anleger wachsam im Hinblick auf Risiken sein. Zumindest auf kurze Sicht beurteilen die Experten die Situation aber eher optimistisch.

In den USA gebe es Hinweise darauf, dass sich das schleppende Wachstum wieder beschleunige. Hinzuweisen sei hier auf eine Erholung des Fertigungssektors gemessen am ISM-Index und die Schaffung von über 150.000 Arbeitstellen im Mai. Auch Asien und Europa blieben im Aufwärtstrend. China zeige keine nennenswerten Anzeichen einer Abkühlung. Insgesamt gesehen, zeigten die Prognosen von AXA nach wie vor ein globales Wachstum, das nur knapp unter dem Vorjahreswert in Höhe von 5% bleibe. Angesichts dieser eher positiven Aussichten seien Marktbeobachter und Anleger im Hinblick auf die zukünftige geldpolitische Entwicklung weniger optimistisch. So bestehe z. B. so gut wie keine Hoffnung mehr auf eine Senkung der US-Zinsen in diesem Jahr. Der erneute Anstieg der Ölpreise und die Tatsache, dass die Wirtschaftsaussichten besser als erwartet ausfallen, könnten vor dem Hintergrund sinkender Arbeitslosenzahlen jedoch zu einem höheren zyklischen Inflationsdruck führen. Für das kommende Jahr rechnen die AXA-Experten deshalb nicht mit einer Lockerung der Geldpolitik und schließen sogar weitere Zinserhöhungen nicht aus.

Vor dem Hintergrund der positiveren Aussichten führten die Zinssteigerungserwartungen im Mai bei Rentenpapieren zu einer eher mittelmäßigen Performance. Im Monatsverlauf stiegen 10-Jahres-Bundesanleihen ähnlich wie vergleichbare US-Papiere um 30 Basispunkte. Aus Vorsichtsgründen sollten Anleihen im Portfolio weiterhin untergewichtet werden.

Aktien dagegen profitierten von der hohen Liquidität und der Vorliebe für Anlagen mit hohem Risikocharakter. Außerdem spielten hier Fusions- und Übernahmeaktivitäten eine wichtige Rolle. 2007 könnte im Hinblick auf M&A-Transaktionen sogar ein neues Rekordjahr werden. Allein in den ersten fünf Monaten belief sich das Gesamtvolumen auf mehr als 2.000 Milliarden US-Dollar, im Vergleich zu 3.600 Milliarden US-Dollar für das gesamte Jahr 2006. Unter diesen Umständen sei es angebracht, sich wegen einer Überhitzung der Aktienmärkte Sorgen zu machen. Die Bewertungen erschienen insgesamt gesehen jedoch nicht zu hoch, und die Wirtschaftslage sei nach wie vor günstig. Alles in allem behalten die Spezialisten ihre Übergewichtung in dieser Anlageklasse bei. Zukünftig sei allerdings aufgrund der schnellen und deutlichen Wertsteigerungen mit einigen Turbulenzen zu rechnen.

Rohstoffpreise stützten sich dank der starken Nachfrage und der nach wie vor starken Expansion in China weiterhin auf eine solide Grundlage. Insbesondere bei Metallen sollten Anleger Veränderungen bei den Rohstoffvorräten im Auge behalten, die allmählich zuzunehmen schienen. Vor dem Hintergrund der mittlerweile erreichten Kurse betrachten die AXA-Spezialisten diese Anlageklasse insgesamt mit etwas Vorsicht und raten hier zu einer neutralen Gewichtung.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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