Kommentar
07:33 Uhr, 29.01.2019

Kurzer Bärenmarkt: War es das etwa schon?

So schnell kann es gehen. Vergangene Woche konnte man den Bärenmarkt schon fast abhaken. Die neue Woche geht gleich schlecht los und man muss fragen: war die Freude zu früh?

Anleger hat im Januar wenig aus der Ruhe gebracht. Längster Regierungs-Shutdown in den USA? Interessiert überhaupt nicht. Probleme in China? Juckt niemanden. Stillstand in Europa? Egal. Die Kurse sind trotz gehörigem Gegenwind deutlich gestiegen. Der Bärenmarkt ist damit für viele schon wieder vorbei. Es gibt durchaus noch Analysten, die sagen, dass man in die Rally verkaufen sollte. Als Anleger soll man also Gewinne mitnehmen bzw. die Rally nutzen, um die Verluste zu begrenzen. Die wenigsten werden das vermutlich tun. Die Stimmung ist einfach zu gut.

Mittelfristig muss man sich aber weiterhin Sorgen um den Markt machen. Fundamental hat sich noch nichts geändert. Die Börse handelt zwar gerne die Zukunft, aber auch da gibt es wenig Erbauliches. Der Ausblick hat sich nicht aufgehellt, sondern vielmehr weiter verdunkelt.

Am Ende wird fast alles an China hängen. Die Grafik bringt es auf den Punkt. Gezeigt werden das Exportwachstums Chinas und das Wachstum der Gewinne der S&P 500 Unternehmen. Beides verläuft parallel.

Der Trend des Exportwachstums ist wenig erbaulich. Bereits 2015 gab es eine Schwäche. Diese fiel mit der Gewinnrezession in den USA zusammen. China öffnete daraufhin die Geldschleusen. Das Wachstum legte wieder zu und global wurde die Gewinnrezession beendet.

China steht jetzt erst am Anfang des Abschwungs. Die Regierung versucht zwar mit allen Mitteln die Wirtschaft anzuschieben, doch das gelingt bisher nicht. Dass Anleger jetzt schon wieder Aktien kaufen hat vielleicht mit der jüngeren Geschichte zu tun. 2015 hat es ja funktioniert.

China öffnet aber nicht erst jetzt die Geldschleusen. Es hat bereits 2018 viel getan. Es gab Steuersenkungen und höhere Staatsausgaben, ein klassisches Konjunkturprogramm. Geholfen hat es nicht. Die Gefahr, dass es Peking dieses Mal einfach nicht schafft, wird nicht wahrgenommen.

Vielleicht gelingt es China, die Wirtschaft noch einmal anzuschieben. Dann können wir den Bärenmarkt endgültig abhaken. Persönlich habe ich daran so meine Zweifel. Es passt allerdings alles ganz gut in den Fahrplan für 2019. Die Kurse sollten zumindest in den USA kräftig steigen und in die Nähe der Allzeithochs rücken, bevor es nochmals richtig bergab geht. Dieses Szenario bleibt intakt, solange die Tiefs von Ende Dezember nicht unterschritten werden.

Chinas Konjunkturprogramm – wenn es schon real wenig hilft – sollte Anleger solange bei Laune halten, bis der Markt die Korrektur fast wieder komplett ausgebügelt hat. Danach droht dann die Erkenntnis, dass sich die Lage kaum verbessert hat. Persönlich halte ich es daher wie einige andere Analysten. Die Rallye ist eine gute Gelegenheit, um zu verkaufen, wenn man es noch nicht getan hat.

Clemens Schmale

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5 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Die stärksten Aufwärtsbewegungen gibt es IMMER in Bärenmärkten. Das macht es ja gerade so schwierig, in solchen Phasen zu bestehen.

    11:58 Uhr, 29.01. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • Jaroos
    Jaroos

    Die Weltwirtschaft hängt m.E. mehr von dem Handelskonflikt ab als von allem anderen. Solange Trump keine Ruhe gibt, wird es keine bessere Wirtschaft geben, da Verantwortliche Angst haben müssen zu viel zu produzieren.

    08:23 Uhr, 29.01. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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