Kommentar
08:04 Uhr, 24.05.2005

Kurszuwächse auf breiter Front

An den weltweiten Börsenplätzen ging es in den vergangenen Tagen mit den Aktienkursen bergauf. Positive Impulse lieferte unter anderem der Ölpreis, welcher inzwischen bei rund 48 USD je Barrel der Sorte WTI notiert. Die Inflations- und Zinssorgen in den USA sind aufgrund schwächerer Konjunkturindikatoren ebenfalls etwas abgeklungen.

USA: Kurszuwächse auf breiter Front, gemischte Konjunkturzahlen

Die amerikanischen Aktienmärkte zeigten sich in der vergangenen Woche in freundlicher Verfassung. Sowohl Standard- als auch Technologiesegment verzeichneten Zuwächse. Für die Stimmungsverbesserung auf dem Parkett war neben positiven Verbraucherpreisdaten, welche die Inflationsängste dämpften, auch die Ölpreisentwicklung verantwortlich. Der erneute Anstieg der Rohöl-Lagerbestände in den USA setzte die Notierungen unter Druck, sodass von dieser Seite der größte Druck auf die Konjunktur vorerst genommen sein dürfte. Andere Wirtschaftsindikatoren warnten die Marktteilnehmer allerdings vor zuviel Euphorie. So ist der Sammelindex der Frühindikatoren zum vierten Mal in Folge zurückgegangen und der Philly-Fed-Index zeigte im verarbeitenden Gewerbe eine spürbare Abschwächung. Die Marktteilnehmer gewannen dieser Entwicklung jedoch auch positive Aspekte ab. Die Notenbank könnte sich aufgrund dieser Signale mit weiteren Leitzinserhöhungen etwas mehr Zeit lassen.

Von den US-Unternehmen kamen überwiegend erfreuliche Meldungen. Im Technologiesektor beflügelten die Quartalszahlen von Hewlett-Packard, die leicht über den Markterwartungen lagen. Auch die Baumarktkette Home Depot konnte mit ihren Geschäftszahlen überzeugen, sodass der Aktienkurs zulegte. Einiges Interesse zog der Bereich der Fluggesellschaften auf sich. Die Titel der angeschlagenen Delta Air Lines kletterten nach positiven Analystenkommentaren zeitweise um fast 10 Prozent. Außerdem kündigte die insolvente American Airways den Zusammenschluss mit American West an. Durch die Fusion mit dem Billigfluganbieter erhofft sich die Gesellschaft vor allem eine günstigere Kostenstruktur und Synergien durch das komplementäre Streckennetz, um sich in dem hart umkämpften Markt dauerhaft behaupten zu können. Die Aktie von General Motors konnte sich unterdessen weiter erholen. Der Autokonzern ändert auf seinem Heimatmarkt die langjährige Markenstrategie und konzentriert sich nun auf die beiden Kernmarken Chevrolet und Cadillac. Unter diesen beiden Flaggschiffen wird weiterhin die komplette Produktlinie angeboten. Bei Buick, Pontiac, Hummer, Saab und weiteren Marken erhalten die Kunden hingegen nur noch ausgewählte Modelle.

Japan: Spürbare Erholung

An der Tokioter Börse tendierten die Aktienkurse wieder fester. Der Nikkei 225 Index löste sich von seinem Jahrestiefstand und überwand erneut die Marke von 11.000 Punkten. Neben den positiven Vorgaben von der Wall Street und dem Ölmarkt wirkte sich insbesondere der Wiedereinstieg ausländischer Investoren stimulierend auf das Marktgeschehen aus. Profitieren konnten hiervon vor allem Aktien aus der Halbleiterbranche, aber auch Stahlwerte und Banktitel wiesen zwischenzeitliche kräftige Kurszuwächse auf. Noch herrscht allerdings Unsicherheit über die Stabilität dieser jüngsten Erholung.

Europa: Positive Wochentendenz

Analog zu den überseeischen Aktienmärkten konnten auch Europas Börsen die vergangene Handelswoche mit Kursgewinnen abschließen. Erfreuliche Geschäftsberichte von Unternehmensseite korrespondierten mit den guten Vorgaben aus New York, sodass die Aktienkurse wieder an Fahrt gewannen. Quartalszahlen legte unter anderem die französische Mediengesellschaft Vivendi Universal vor und stieß mit der spürbaren Ertragssteigerung bei den Anlegern auf positive Resonanz. In Deutschland überwand der DAX zur Wochenmitte die 4.300-Punkte-Marke und konnte damit die Vormonatsverluste wieder aufholen. Gefragt waren beispielsweise die Papiere von adidas-Salomon, die den höchsten Stand seit Mitte 1998 erreichten, sowie die Aktien der HypoVereinsbank. Der schwächste Titel im DAX war hingegen Schering. Der Berliner Pharmakonzern hatte mit einer negativen Studie zu dem in der Entwicklungsphase befindlichen Krebswirkstoff PTK/ZK zu kämpfen, auf dessen Markteinführung erhebliche Anlegerhoffnungen gerichtet sind. Die Münchener Rückversicherung hat unterdessen ihre Beteiligung am Finanzkonzern Allianz weiter reduziert. Die Aktienkurse beider Unternehmen reagierten darauf aber kaum und bewegten sich im Mittelfeld, da eine solche Transaktion schon im Vorfeld erwartet worden war.

Ausblick: Warten auf die zweite BIP-Schätzung in den USA

Die Quartalsberichtssaison der Unternehmen klingt auch in Europa aus. Umso wichtiger werden in den nächsten Tagen die Impulse von Seiten der Konjunktur. Insbesondere die zweite Schätzung zum amerikanischen Wirtschaftswachstum im ersten Quartal könnte für stärkere Marktreaktionen sorgen. Darüber hinaus stehen mit dem Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter, dem Verbraucherstimmungsindex der Universität Michigan und den monatlichen Hausverkaufszahlen weitere wichtige Daten aus den USA auf dem Programm. Hierzulande dürften der ZEW-Konjunkturerwartungsindex und der Ifo-Geschäftsklimaindex die Blicke der Anleger auf sich ziehen. Einzelne Titel könnten kurzfristig zudem auf den Wahlausgang in Nordrhein-Westfalen bzw. dessen bundespolitische Konsequenzen reagieren.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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