Kommentar
15:27 Uhr, 05.09.2006

Kursgewinne an den Rentenmärkten

Die Rentenmärkte verbuchten in der abgelaufenen Woche wiederholt erfreuliche Kursgewinne. Weder die besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten noch die Andeutungen der EZB bezüglich weiterer Zinsschritte konnten die Stimmung eintrüben. Auch diese Woche dürfte relativ ruhig verlaufen, stehen doch nur wenige wichtige Wirtschaftsdaten auf der Agenda. Alleine der Beige Book-Bericht der FED am Mittwoch dürfte für etwas Aufmerksamkeit sorgen.

USA: Rentenmarkt in ruhigem Fahrwasser

Die abgelaufene Woche stand am US-Bondmarkt wiederholt ganz im Zeichen der Entspannung. Die Befürchtungen der vergangenen Monate, dass die amerikanische Wirtschaft in eine verhängnisvolle Spirale aus hoher Inflation und nachlassendem Wirtschaftswachstum geraten könnte, sind zuletzt fast vollends verflogen. Die jüngst veröffentlichten Daten weisen eher darauf hin, dass die Teuerung nicht so hoch wie befürchtet ausfällt, es aber auch nicht zu einem jähen Absturz des Wirtschaftswachstums kommt. Dies nährt die Hoffnung, dass die amerikanische Notenbank FED die Leitzinsen in nächster Zeit nicht weiter erhöhen wird und die aktuellen 5,25 Prozent das Ende des Zinszyklus darstellen. Es gibt bereits Stimmen, die sich im kommenden Jahr sogar wieder einen ersten Zinssenkungsschritt vorstellen können. Die gute Stimmung wurde auch nicht durch den etwas besser als erwartet ausgefallenen Arbeitsmarktbericht eingetrübt. Im August kam es zwar zu einem moderaten Anstieg der geschaffenen Stellen, wovon der Großteil im Dienstleistungssektor geschaffen wurde. Doch kristallisiert sich im Vergleich zum ersten Quartal 2006 bereits eine Verlangsamung des Arbeitsmarktwachstums heraus. Die beiden anderen am vergangenen Freitag veröffentlichten Konjunkturindikatoren, der Michigan-Index des Verbrauchervertrauens und der ISM-Index, fielen uneinheitlich, aber unspektakulär aus. Wesentliche Neuigkeiten sind erst wieder am kommenden Mittwoch zu erwarten, wenn aus den regionalen FED-Bezirken das Beige Book veröffentlicht wird. Den größten Unsicherheitsfaktor für die Teuerung stellt unzweifelhaft weiterhin die Ölpreisentwicklung dar. Obwohl der Atomkonflikt zwischen dem Iran und der westlichen Welt auch in der vergangenen Woche nicht entschärft werden konnte, ging der Ölpreis deutlich zurück. Es scheint, als ob sich die Marktteilnehmer an das Gerangel um das iranische Atomprogramm gewöhnt hätten und zur Tagesordnung zurückgekehrt seien.

Euroraum: EZB-Sitzung ohne Überraschungen

Am vergangenen Donnerstag fand die Sitzung des EZB-Rats statt. Wie erwartet wurde zunächst von einer Zinserhöhung abgesehen. Doch auf der anschließenden Pressekonferenz ebnete EZB-Präsident Trichet bereits den Weg für den nächsten Zinsschritt, als er seine große Wachsamkeit hinsichtlich der Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität andeutete. Wenn Trichet von großer Wachsamkeit spricht, kommt es in der Regel im Folgemonat zu einer Leitzinsanhebung. So war es zumindest bei drei der vier letzten Leitzinserhöhungen seit Ende 2005. Hintergrund für diese Aussage ist die Aufwärtsrevision der Konjunktur- und Inflationsprognosen für den Euroraum durch die Volkswirte der Europäischen Zentralbank. Diese hoben die erwartete BIP-Wachstumsrate für dieses Jahr von bislang 1,8 bis 2,4 Prozent auf 2,2 bis 2,8 Prozent an. Für 2007 gehen sie von einem Anstieg zwischen 1,6 bis 2,6 Prozent aus gegenüber einem Plus von 1,3 bis 2,3 Prozent, das sie noch im Juni dieses Jahres prognostiziert hatten. Im Gleichklang hiermit wurden auch die Erwartungen für die Teuerungsrate leicht angehoben. Diese sollte 2006 zwischen 2,3 und 2,5 liegen, womit die Schmerzgrenze der Europäischen Zentralbank von knapp unter 2 Prozent deutlich übertroffen wird. Zwar empfinden viele Marktteilnehmer die Prognosen der EZB insbesondere für 2007 als zu optimistisch, da sich auch im Euroraum bereits erste Anzeichen einer Wachstumsverlangsamung andeuten. Doch gelten zwei weitere Zinsschritte im Oktober und Dezember bereits als ausgemachte Sache. Der Hauptrefinanzierungssatz befände sich dann bei 3,5 Prozent, was unseres Erachtens bereits nahe dem Zinsgipfel in diesem Zyklus läge. Mit unserer Einschätzung der EZB-Politik befinden wir uns damit weitgehend im Einklang mit dem Rentenmarkt. Das Ergebnis der jüngsten Notenbanksitzung war vom Großteil der Marktteilnehmer erwartet worden, sodass es am Freitag zu weiteren leichten Kurssteigerungen bei Anleihen kam. Die kommende Woche sollte ebenfalls ruhig verlaufen.

Ausblick

In dieser Woche stehen keine nennenswerten Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an. Die größte Aufmerksamkeit dürfte am Mittwoch der amerikanische Beige Book-Bericht aus den regionalen FED-Bezirken auf sich ziehen. In Europa werden am Dienstag mehrere Einkaufsmanager-Stimmungsindizes veröffentlicht.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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