Kurseinbrüche und Crashs nach den Zahlen von Amazon, Alphabet, Microsoft und Meta Platforms, nur Apple hält sich einigermaßen
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- Alphabet Inc. (Class C)Kursstand: 92,600 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
- Meta Platforms IncKursstand: 97,940 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
Mit einem deutlichen Kursrutsch haben Investoren auf die Vorlage der Zahlen von Microsoft und Alphabet am vergangenen Dienstagabend, 25. Oktober reagiert. Microsoft hat zwar im per September beendeten ersten Quartal des Fiskaljahres 2022/23 den Umsatz um 11 Prozent auf 50,12 Mrd. Dollar gesteigert, das lag über den Schätzungen der Analysten von 49,56 Mrd. Dollar. Allerdings war das das schwächste Wachstum seit 2017. Währungsbereinigt lag das Plus diesmal allerdings bei 16 Prozent – das zeigt, wie sehr der Höhenflug des Dollar den Softwareriesen belastet, während gleichzeitig die Weltwirtschaft am Rande einer Rezession ist.
Microsoft bekam zudem den Einbruch der weltweiten Nachfrage nach PCs und Laptops zu spüren, weshalb der Umsatz mit dem Betriebssystem Windows für PC- und Notebook-Produzenten um 15 Prozent gesunken ist. Außerdem belastete die schwache Weltwirtschaft das Werbegeschäft der Tochter LinkedIn.
Zudem hat sich das Wachstum im Cloud-Geschäft Azure weiter abgeschwächt. Im vergangenen Quartal lag es bei 35 Prozent, währungsbereinigt lag das Plus bei 42 Prozent. Auf der Analystenkonferenz warnte Finanzchefin Amay Hood, dass das währungsbereinigte Wachstum im laufenden Quartal „um 5 Prozentpunkte“ zurückgehen dürfte, also auf nur mehr 37 Prozent. Das lag deutlich unter den Erwartungen der Analysten von 40,6 Prozent.
Gleichzeitig belasten die stark gestiegenen Energiepreise, gerade in Europa, für den Betrieb und die Kühlung der Rechenzentren weiter die Profitabilität. Demnach muss Microsoft im laufenden Geschäftsjahr zusätzlich 800 Mio. Dollar für die Energiekosten aufwänden. Wenig begeistert waren Investoren zudem, dass die Umsatzprognose für das laufende Quartal für jedes der drei Geschäftsfelder von Microsoft jeweils mehr oder minder deutlich unter den Erwartungen der Analysten lag, gerade im Bereich „More Personal Computing“, der unter anderem das Geschäft mit Windows-Software enthält.
Alphabet leidet unter schwachem Werbegeschäft
Alphabet hat bei den Ergebnissen quer durch die Bank enttäuscht. So ist der Umsatz um lediglich 6 Prozent auf 69,09 Mrd. Dollar gestiegen, währungsbereinigt lag das Plus bei 11 Prozent. Das lag allerdings unter den Schätzungen der Analysten von 70,76 Mrd. Dollar.
In einem Umfeld weltweit hoher Inflation und einer rasch heraufziehenden Rezession treten viele Unternehmen bei den Werbeausgaben deutlich auf die Bremse, was das Geschäft von Google im Suchmaschinenbereich als auch bei der Tochter YouTube erheblich belastet. Das hat Finanzchefin Ruth Porat auf der Analystenkonferenz eingeräumt.
So waren die Werbeeinnahmen von Google inklusive jener von YouTube um lediglich 2,5 Prozent auf 54,48 Mrd. Dollar geklettert und lagen damit deutlich unter den Erwartungen. Das war zudem die niedrigste Wachstumsrate seit dem zweiten Quartal 2020. Die Einnahmen von YouTube sind diesmal sogar um 1,9 Prozent auf 7,07 Mrd. Dollar gesunken. YouTube bekommt offenbar den zunehmenden Wettbewerb mit TikTok um Werbebudgets zu spüren.
Da half es nicht viel, dass es mit dem Cloud-Geschäft von Google einen kleinen Lichtblick gab. Dessen Umsatz war um 37,6 Prozent auf 6,87 Mrd. Dollar nach oben geschossen, was etwas besser war als erwartet. Allerdings ist der operative Verlust der Sparte deutlich gestiegen auf 699 Mio. Dollar. Google ist in dem Bereich die weltweite Nummer drei hinter Amazon and Microsoft und viele Investoren dürften sich wundern, wann das Cloud-Geschäft von Google jemals den Sprung in die Gewinnzone schaffen wird.
Da Alphabet auch in vielen anderen Bereichen mit deutlich steigenden Kosten zu kämpfen hatte, wie für Rechenzentren, den Vertrieb, sowie Forschung und Entwicklung, brach der operative Gewinn auf 17,14 Mrd. Dollar ein, womit die Marge von 32 auf 25 Prozent nach unten gerauscht ist. Analysten waren hingegen von 19,71 Mrd. Dollar ausgegangen.
Auf der Analystenkonferenz machten Porath und Vorstandschef Sundar Pichai klar, dass der Konzern im laufenden Quartal deutlich auf die Einstellungsbremse treten und den Fokus auf die Kostenkontrolle legen wird. Offenbar stellt sich der Konzern auf ein zunehmend schwieriges Konjunkturumfeld ein.
Meta Platforms gibt verheerende Prognose ab
Mittwochabend, 26. Oktober nach der Vorlage der Zahlen und des Ausblicks von Meta Platforms wurde alles noch viel schlimmer, die Aktie kollabierte um 20 Prozent und liegt damit auf dem Niveau vom Januar 2016. Damit hat sich nach der Präsentation der Ergebnisse ein Börsenwert von horrenden 84,5 Mrd. Dollar in Luft aufgelöst.
Im vergangenen Quartal sank der Umsatz des sozialen Netzwerks um 4 Prozent auf 27,71 Mrd. Dollar, währungsbereinigt lag das Plus bei 2 Prozent. Zwar lag der Erlös leicht über den Schätzungen der Analysten von 27,41 Mrd. Dollar, allerdings war das das zweite Quartal in Folge mit einem Umsatzrückgang. Offenbar bekommt der Konzern die Schwäche im Werbegeschäft, sowie den zunehmenden Wettbewerbsdruck von TikTok und anderen Konkurrenten stark zu spüren.
Wegen stark gestiegener Kosten brach der Gewinn je Aktie um 49 Prozent auf 1,64 Dollar ein und lag damit weit unter den Schätzungen von 1,89 Dollar. Immerhin stieg die Zahl der User, die täglich Facebook nutzen, um 3 Prozent auf 1,98 Mrd..
Geradezu schockiert waren Investoren allerdings vom Ausblick. So soll der Umsatz im laufenden Quartal lediglich 30 bis 32,5 Mrd. Dollar erreichen, wohingegen Analysten 32,2 Mrd. Dollar vorhergesagt hatten. In der Mitte der Prognosespanne wäre das ein Umsatzrückgang um 7,2 Prozent. Damit würde das Minus von Quartal zu Quartal immer größer werden. Da half auch die Aussage von Vorstandschef Mark Zuckerberg nichts, demnach Währungseffekte den Erlös im vierten Quartal um 7 Prozent nach unten drücken würden. Auf der Analystenkonferenz räumte der Vorstandschef ein, dass sich der Konzern „kurzfristigen Herausforderungen“ auf der Umsatzseite gegenübersehe.
Noch viel schlimmer als das war die Prognose für 2023. Weil Zuckerberg trotz des schwachen Geschäfts weiter massiv investieren will, in Metaverse, Rechenzentren, Server, Netzwerkinfrastruktur und Künstliche Intelligenz (KI), sollen im kommenden Jahr die Gesamtkosten auf 96 bis 101 Mrd. Dollar nach oben schießen, gegenüber geplanten 85 bis 87 Mrd. Dollar für 2022. Außerdem plant Zuckerberg für 2023 einen kräftigen Anstieg der Investitionen auf 34 bis 39 Mrd. Dollar, während für das laufende Jahr 32 bis 23 Mrd. Dollar anvisiert werden.
Vor dem Hintergrund dieser Zahlen sollte jedermann klar sein, dass die Schätzungen der Analysten für 2023, die einen Anstieg des Umsatz um 8,4 Prozent auf 126,9 Mrd. Dollar und des Gewinns je Aktie um 7,4 Prozent auf 10,49 Dollar vorhersagen, reine Makulatur sind, reine Makulatur. Vielmehr sollte man sich meiner Meinung nach auf ein bestenfalls minimales Erlöswachstum bei einem gleichzeitigen heftigen Ergebniseinbruch einstellen. Für Besitzer von Meta-Aktien kann ich nur hoffen, dass der Kurseinbruch Zuckerberg zur Besinnung bringt und er schnell umschwenkt. Ich würde allerdings nicht darauf wetten.
Amazon erwartet sehr schwaches Weihnachtsquartal
Ähnlich groß wie bei Meta Platforms war der anfängliche Kurseinbruch bei Amazon nach der Präsentation der Ergebnisse am Donnerstagabend, 28. Oktober, ehe sich das Papier etwas erholt hat. Schlussendlich stand ein Kurseinbruch um 12,7 Prozent zu Buche, womit der Börsenwert um herbe 143,8 Mrd. Dollar implodiert ist und er nun plötzlich unter 1,0 Billion Dollar liegt. Damit notiert der Titel auf dem niedrigsten Niveau seit April 2020!
Der weltgrößte Internethändler hat im dritten Quartal den Umsatz um 15 Prozent auf 127,1 Mrd. Dollar gesteigert, das lag allerdings unter den Erwartungen von 127,64 Mrd. Dollar. Für Enttäuschung bei Investoren sorgte zudem, dass die Cloud-Sparte AWS den Erlös um lediglich 27 Prozent auf 20,5 Mrd. Dollar erhöht und damit die Schätzungen der Analysten von 21,0 Mrd. Dollar verfehlt hat. Das war das niedrigste Wachstum der Cloud-Sparte, seit Amazon deren Entwicklung im Jahr 2014 bekanntgibt.
Weil die Kosten das 5. Quartal in Folge schneller als der Umsatz gestiegen sind, brach der operative Gewinn um 48 Prozent auf nurmehr 2,53 Mrd. Dollar ein, womit die Marge auf mickrige 2,0 Prozent kollabiert ist. Bedenklich ist zudem, dass der operative Gewinn des Konzerns einzig und allen durch AWS (5,4 Mrd. Dollar) erwirtschaftet wird, während sowohl das Nordamerika-Geschäft (Verlust 0,4 Mrd. Dollar), als auch das Auslandsgeschäft (Verlust 2,5 Mrd. Dollar) rote Zahlen schreiben.
Für Entsetzen bei Investoren hat der Ausblick gesorgt. Im vierten Quartal soll der Umsatz laut Vorstandschef Andy Jassy lediglich 140 bis 148 Mrd. Dollar erreichen – das liegt weit unter den Schätzungen der Analysten von 155,5 Mrd. Dollar. Offenbar halten sich Amazon-Kunden in einem Umfeld hoher Inflation, steigender Benzinpreise mit Bestellungen bei dem Internethändler zurück. Das sollte doch eigentlich niemanden überraschen, oder? Ich frage mich nur, warum die Analysten das nicht kapieren. In der Mitte der Spanne entspräche das einem Umsatzwachstum von nur 4,8 Prozent – das wäre das schwächste Wachstum für ein Weihnachtsquartal in der Unternehmensgeschichte!
Zudem erwartet Amazon einen operativen Gewinn von lediglich 0 bis 4 Mrd. Dollar, was ebenfalls meilenweit unter den Schätzungen von 4,66 Mrd. Dollar liegt. In der Mitte dieser Spanne und auch jener beim Umsatz würde die operative Marge auf nur mehr 1,4 Prozent zurückgehen. Der Internethändler hat in den vergangenen Quartalen sein Netzwerk aus Logistikzentren viel zu schnell und zu stark ausgebaut und bekommt nun die Quittung dafür. Umso mehr wird der Druck auf Jassy wachsen, die Kosten kräftig zu senken. Wie passt zu diesem miserablen Ausblick ein Börsenwert von knapp 1 Billion Dollar? Meiner Meinung nach ganz und gar nicht, er ist trotz des jüngsten Einbruchs immer noch viel, viel zu hoch.
Apple trotzt noch dem schwierigen Umfeld
Nach der herben Enttäuschung durch Amazon blieb den Bullen nur die Hoffnung, dass Apple am Donnerstagabend nicht auch noch enttäuschen würde. Zwar ging das Papier des iPhone-Herstellers nach der Zahlenvorlage nachbörslich auf eine Berg- und Talfahrt, schlussendlich schloss es aber ungefähr auf dem Niveau des Handelsschlusses in New York (22 Uhr deutscher Zeit).
Der Konzern hat im per 24. September beendeten vierten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 den Umsatz um 8,1 Prozent auf 90,15 Mrd. Dollar gesteigert. Das lag über den Schätzungen der Analysten von 88,64 Mrd. Dollar. Dabei waren die iPhone-Erlöse, der mit weitem Abstand wichtigste Umsatzlieferant des Unternehmens, um 9,7 Prozent auf 42,63 Mrd. Dollar geklettert und lagen damit nur minimal unter den Erwartungen (42,67 Mrd. Dollar).
Für etwas Verunsicherung bei Investoren hat das Service-Geschäft rund um Apple Music und Apple TV+ gesorgt, dessen Umsatz um lediglich 5 Prozent auf 19,19 Mrd. Dollar gestiegen ist und damit die Schätzungen von 19,97 Mrd. Dollar deutlich verfehlt hat. Das war das schwächste Wachstum der Unternehmensgeschichte. Nachdem Apple zuletzt aber die Preise für Apple Music und Apple TV+ angehoben hat, sollte das künftig die Einnahmen beflügeln.
Diese Schwäche hat allerdings das boomende Geschäft mit Mac-Rechnern mehr als wettgemacht, wobei sich die MacBook Air- und MacBook Pro-Notebooks großer Beliebtheit erfreuten. Die Sparte steigerte den Erlös um satte 25 Prozent auf 11,51 Mrd. Dollar. Auf der Analystenkonferenz warnte Finanzchef Luca Maestri allerdings, dass sich das Wachstum des Bereichs im laufenden Quartal erheblich abschwächen werde, nachdem der Konzern im Dezemberquartal 2021 MacBook Pro-Rechner mit eigenen Chips ausgeliefert und damit jene von Intel ersetzt hatte, was die Nachfrage stark beflügelt hatte. Diesen Sondereffekt werde es diesmal nicht geben.
Zwar gab Maestri weiterhin keine Umsatzprognose für den Konzern ab – eine wie ich finde sehr schlaue Idee -, allerdings werde sich das Wachstum im laufenden Quartal im Vergleich zu dem des Vorquartals abschwächen. Analysten sagen Erlöse von 128,4 Mrd. Dollar vorher, das entspricht einem Plus von nur 3,6 Prozent. Damit bekäme auch Apple die schwache Weltwirtschaft zusehends zu spüren. Und ich fürchte, diese Schätzungen und jene zum Gewinn dürften in den nächsten Wochen und Monaten deutlich gesenkt werden.
Wie sind die Perspektiven für die Aktien?
Bleibt die Frage wie es mit den Aktien des Quintetts weitergehen könnte. Zwar werden sie durch die sinkenden US-Zinsen gestützt. Von umso größerer Bedeutung ist daher die Fed-Sitzung am kommenden Mittwoch, 2. November. Sollten die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach der Sitzung einbrechen, würde das US-Growth-Aktien stützen, weil die künftigen Gewinne nicht mehr so stark abdiskontiert würden wie bisher.
Nach den schwachen Zahlen bzw. Ausblicken von Amazon, Microsoft, Alphabet und Meta Platforms sollte man meiner Meinung nach die Aktien des Quartetts dennoch weiter verkaufen, bzw. mit Papieren auf weiter sinkende Kurse setzen. Denn die Gewinnschätzungen für 2023 sollten in den nächsten Monaten deutlich im Rückwärtsgang sein, was für Abwärtsdruck auf die Aktien sorgen sollte.
Hingegen könnte die Apple-Aktie zumindest kurzfristig seitwärts tendieren, weil Investoren Geld aus anderen Growth-Aktien in Apple umschichten dürften. Wenn die Sorgen vor einer weltweiten Rezession allerdings weiter zunehmen sollten, was ich befürchte, dürfte schlussendlich auch die Apple-Aktie nach unten drehen, denn meiner Meinung nach sollte eine weltweite Rezession auch das Geschäft des US-Konzerns erheblich beeinträchtigen.
Umso nervöser warten Investoren auf die nächsten Quartalszahlen der US-Techs. Advanced Micro Devices (AMD) wird sie am Dienstag, 1. November vorlegen, Paypal zieht am Donnerstag, 3. November nach. Anleger können nur hoffen, dass es keine weiteren Hiobsbotschaften gibt, allerdings lässt der Kurseinbruch von AMD der vergangenen Monate das Schlimmste befürchten.
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