Kommentar
08:22 Uhr, 19.04.2005

Kurseinbruch an den Aktienmärkten

Talfahrt an den internationalen Aktienmärkten. Enttäuschende Unternehmenszahlen drückten deutlich auf die Stimmung der Anleger. Hinzu kamen nachgebende US-Konjunkturdaten. Der Rückgang des Ölpreises trat in den Hintergrund.

An den US-Börsen gaben die Aktienkurse in den letzten Tagen spürbar nach. Der Dow Jones Industrial Average Index sank wieder auf den Stand von Anfang November. Auslöser waren vor allem Unternehmenszahlen, die unter den Markterwartungen blieben. Insbesondere aus dem Technologiebereich kamen unbefriedigende Quartalsdaten. So konnte unter anderem der Computerkonzern IBM die Marktprognosen nicht erfüllen. Auch der Server-Spezialist Sun Microsystems und der Chiphersteller AMD gaben schwache Zahlen bekannt und setzten zusammen mit den unerfreulichen Meldungen von Sony Ericsson und Samsung Electronics den ganzen Technologiesektor unter Druck. Unterbrochen wurde vorerst auch der fulminante Aufwärtstrend von Apple. Zwar übertraf der Computerbauer mit seinen Geschäftszahlen die Markterwartungen Das Hauptaugenmerk lag aber auf den Verkäufen des tragbaren Musikabspielgeräts iPod. Hier hatten einige Experten mehr erwartet und befürchten nun eine Marktsättigung. Die Titel tendierten im Wochenvergleich um rund 19 Prozent leichter. Starke Einbußen verzeichnete ebenfalls die Aktien von General Motors. Spekulationen über eine Dividendenkürzung und SEC-Untersuchungen im Zusammenhang mit der Bilanz-Affäre des Automobilzulieferers Delphi ließen den Wert gut 13 Prozent nachgeben. Überzeugende Quartalsergebnisse wie von General Electric und Citigroup, die einen Rekordgewinn vermeldete, fanden vor diesem Hintergrund nur wenig Beachtung und konnten die negative Einflüsse nicht kompensieren.

Von Konjunkturseite überwogen ebenfalls die schwächeren Signale. Während die Industrieproduktion und die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wie erwartet ausfielen, konnten die Einzelhandelsumsätze im März die vorherigen Markthoffnungen nicht erfüllen. Somit mehrten sich wieder die Sorgen über eine mögliche Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Die in den letzten Wochen kursierenden Inflationsängste hatten bereits entsprechende Befürchtungen unter den Anlegern geschürt. Der Verbrauchervertrauensindex der Universität Michigan sowie der Geschäftsklimaindex Empire State Manufacturing sind zudem deutlich gesunken, während die Import- und Exportpreise weiter zulegten. Am Dienstag hatte schon das überraschend hohe Handelsbilanzdefizit für Verstimmungen gesorgt. Nur geringe Entlastung brachte die Stabilisierung des Ölpreises bei rund 50 USD je Barrel WTI, was unter anderem auf die wieder gestiegenen US-Lagerbestände zurückzuführen war.

Die Aktien an der Tokioter Börse tendierten per saldo deutlich leichter. Die schwachen Vorgaben aus New York sowie der Gewinnrückgang bei Samsung Electronics hinterließen bei den japanischen Werten tiefe Spuren. Der südkoreanische Konzern musste im operativen Geschäft eine Ertragshalbierung hinnehmen. Zudem sorgten die antijapanischen Demonstrationen in China und die starken politischen Spannungen zwischen Peking und Tokio am Aktienmarkt für erhebliche Verunsicherung. Immerhin ist China inzwischen zum wichtigsten Handelspartner Nippons aufgestiegen. Am heutigen Morgen rutschte der Nikkei 225 Index unter 11.000 Punkte.

Die schwache Tendenz der überseeischen Aktienmärkten führte in Europa zu nachgebenden Kursen. Darüber hinaus waren auch hier negative Unternehmensnachrichten der dominierende Faktor. Im Technologiebereich meldete der Handyhersteller Sony-Ericsson trotz steigender Umsätze einen Gewinneinbruch und setzte damit auch andere Telekomausrüster wie Nokia und Siemens merklich unter Druck. In Deutschland bewegte sich der DAX zunächst um die Marke von 4.400 Punkten, ehe die unerfreulichen Firmenmeldungen den Index kräftig nach unten zogen. Schwächster Wert war nach verhaltenen Analystenkommentaren BASF. Dahinter mussten Technologietitel wie Infineon und SAP deutlich abgeben. Aber auch Automobil- und Stahlaktien verzeichneten überdurchschnittliche Verluste. Vergleichsweise robust zeigte sich die Pharmabranche und der Bad Homburger Arzneimittelhersteller Altana führte die kurze Gewinnerliste an. Neben positiven Analystenkommentaren bot hier ein Gerichtsurteil aus den USA Unterstützung, welches den Patentschutz eines Medikaments gestärkt hatte.

Ausblick: Die Quartalsberichtsaison in den USA setzt sich in dieser Woche unvermindert fort und könnte weitere unangenehme Überraschungen mit sich bringen. Aus konjunktureller Sicht richten sich die Blicke unter anderem auf die Preisentwicklung in den USA sowie die aktuelle Lageeinschätzung der amerikanischen Notenbank in ihrem Beige Book. Daneben erscheint auch der Philadelphia Fed Index. Für Europa kommen Daten zur Inflation und Industrieproduktion. Hierzulande wird zudem der ZEW-Konjunkturerwartungsindex Anhaltspunkte zur gegenwärtigen Wirtschaftsentwicklung liefern.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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