Kommentar
16:03 Uhr, 10.02.2005

Kurse steigen im Wochenverlauf an

Großbritannien: Britische Aktien legten in der letzten Woche kräftig zu. Der FTSE 100-Index schloss mit fast 5.000 Punkten auf einem Niveau, das er zuletzt im Juni 2002 erreicht hatte. Die wichtigsten Faktoren dafür waren Finanz- und Öltitel.
Der FTSE 250-Index tendierte ebenfalls weiter erfreulich. Dort lösten die regen Aktivitäten bei Unternehmensübernahmen und -fusionen einen Aufwärtstrend aus. Praktisch jeder Handelstag scheint eine neue M&A-Transaktion mit sich zu bringen. Es ist aber gefährlich, zu stark auf dieses Thema zu setzen. Wir fokussieren uns auf Unternehmen mit nachhaltigen Gewinnen und attraktiven Beteiligungen. Diese Qualitäten sind auch für potenzielle Übernehmer attraktiv.
Unsere beiden wichtigsten Unternehmensgespräche in der letzten Woche hatten wir mit AstraZeneca und Shell. Im erstgenannten Titel bleiben wir untergewichtet. AstraZeneca hat angesichts der schwachen Produktpipeline weiter zu kämpfen, um ein Wachstum vorzulegen. Wir sind in Shell übergewichtet, da seine höhere Indexgewichtung das Kaufinteresse naturgemäß nach oben treiben wird.

USA: US-Aktien haben es aufgrund der steigenden Leitzinsen und des abnehmenden Gewinnwachstums mit einem schwierigeren Umfeld zu tun. Trotzdem stiegen die Kurse in der letzten Woche kräftig an. Der S&P 500-Index kletterte in USD gerechnet 1,7 Prozent nach oben, während der NASDAQ-Index 1,0 Prozent zulegte.
In der laufenden Gewinnsaison haben bis jetzt 344 Unternehmen ihre Quartalszahlen vorgelegt. Das Gewinnwachstum lag insgesamt bei 22 Prozent und damit höher als erwartet. Die Prognosen für das nächste Quartal sind jedoch deutlich niedriger.
In der Telekommunikationsbranche gab SBC Communications die Übernahme seiner früheren Muttergesellschaft AT&T bekannt. AT&T hat zugestimmt, jedoch glauben wir nicht, dass diese Transaktion die Branche grundlegend verändern wird.
Wir haben den Online-Wertpapierhändler Ameritrade aufgrund des sich eintrübenden Preisumfelds von unserer Favoritenliste genommen.

Europa: Europäische Aktien stiegen in der letzten Woche weiter an. Der FTSE World Europe ex. UK-Index legte in EUR gerechnet 2,3 Prozent zu.
Die Gewinnsaison verläuft recht erfreulich, wobei die Bankenbranche besonders gute Ergebnisse vorlegt. Andere Firmen die ihre Zielvorgaben jedoch nicht erreichen, werden bestraft, wie zum Beispiel das Unternehmen Alcatel aus dem Segment Telekommunikationstechnik.
Kleinere und mittelgroße Unternehmen entwickeln sich weiterhin besser als ihre marktbreiten Pendants. Obwohl die Firmen aus der zweiten Reihe meistens ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum aufweisen, ist ihr Bewertungsniveau unattraktiv geworden.
Trotz der hohen Arbeitslosigkeit filtern wir bei deutschen Industrieunternehmen nach wie vor Anlagechancen heraus.

Japan: Die Aktienkurse in Japan gaben in der letzten Woche nach, da die Anleger uneinheitliche Unternehmensergebnisse zu verarbeiten hatten. Nachdem nun die Hälfte der Unternehmenszahlen vorliegt, kann man folgendes feststellen: Die Einnahmen und laufenden Gewinne sind im Vergleich zum vorherigen Quartal etwas gesunken, die Nettogewinne liegen jedoch leicht im Plus.
Kleinere, konjunktursensitive Branchen wie Zellstoff und Papier sowie Eisen und Stahl zählten zu den besten Marktsegmenten. Finanztitel hinkten dieser Entwicklung hinterher.
Die Diskussionen um die japanischen Vorgaben bei Unternehmensübernahmen („Takeover Code“) halten an. Eine Reform dieser Vorschriften könnte eine Welle von Unternehmensaktivitäten auslösen. Die Fortschritte sind jedoch schleppend, weil Änderungen wahrscheinlich eine Reformierung des Steuersystems erfordern.

Asien & Schwellenländer: Schwellenländeraktien legten in der letzten Woche erneut sehr gute Ergebnisse vor. So stiegen in USD gerechnet die mexikanische Bolsa um 3,3 Prozent, der brasilianische Bovespa um 6,2 Prozent und der FTSE World Asia Pacific ex. Japan-Index um 1,5 Prozent an.
Unser letzter Besuch in Indien belegte eine allgemeine Stärke der Wirtschaft. Diese wird durch die Landwirtschaft, Infrastrukturprojekte, Investitionsausgaben der Unternehmen und den Export von Dienstleistungen wie etwa Informationstechnologie gestützt.
Trotz des trüben politischen Umfelds halten die Reformen an, und der Markt ist vernünftig bewertet. Wir filtern eine Vielzahl von Anlagechancen heraus. Wenn sich der Zugang zum Markt verbessert, werden wir versuchen davon zu profitieren.
Darüber hinaus haben wir unsere Gewichtung in Lateinamerika zugunsten Asiens weiter reduziert. Lateinamerika ist höher bewertet und wird durch die Entwicklung der US-Leitzinsen stärker beeinflusst.

Anleihen: Staatsanleihen waren auch in der letzten Woche gut abgesichert, wobei die Rendite 10-jähriger Papiere in allen Regionen nachgab. Die Zinserwartungen in den USA sowie die Wahrscheinlichkeit eines demnächst niedrigeren Wachstums hat außerdem zu einer anhaltenden Abflachung der Zinskurven geführt.
Großbritannien und Frankreich haben mit Marktteilnehmern über die Möglichkeit einer Emission 50-jähriger Staatsanleihen gesprochen. Diese wären bei Versicherungsgesellschaften sehr beliebt, da sie im Hinblick auf eine Bedienung ihrer Verbindlichkeiten vorteilhaft sind. Ihre Markteinführung könnte jedoch am langen Ende der Märkte zu einer Verzerrung führen, wenn die Anleger ihre relativen Positionierung in 30- und 50-jährigen Anleihen anpassen.
Im Unternehmensanleihenbereich haben wir unsere Gewichtung in Hochzinsanleihen nach einer Phase der sehr guten Wertentwicklung weiter reduziert. Wir bleiben im Vergleich zu Papieren mit Investmentstatus jedoch leicht übergewichtet.

Quelle: Threadneedle

Die britische Fondsgesellschaft Threadneedle Investments wurde 1994 gegründet und zählt mit einem verwalteten Anlagevolumen von 86 Milliarden Euro - davon 18,8 Milliarden Euro in Publikumsfonds - zu den namhaftesten Investmentgesellschaften in Europa (Stand: 30.06.2004). Das gesamte Investmentteam, aber auch die Fonds verdienen sich Jahr für Jahr Höchstnoten von renommierten Rating-Agenturen.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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