Kommentar
13:04 Uhr, 06.05.2011

Kupfer: Der Gewinn liegt im Einkauf

Kupfer: Der Gewinn liegt im Einkauf

Kupfer ist ein gefragtes Metall. Gefragt von Volkswirten, die den Preis des Halbedelmetalls engmaschig verfolgen, da es als exzellenter Frühindikator für die Entwicklung der Weltwirtschaft gilt. Gefragt ist Kupfer aber auch bei Investoren, da es in der Nähe eines Allzeithochs notiert, das erst im ersten Quartal dieses Jahres erreicht wurde. Die führenden Metallverbände rechnen in diesem Jahr mit einem Angebotsdefizit zwischen 300.000 und 500.000 Tonnen, da die Nachfrage aus den Schwellenländern stark steigt, während das Angebot mangels neuer Projekte nur recht langsam ausgeweitet werden kann.

Dennoch fiel der Kupferpreis vom Rekordhoch Mitte Februar bei 10.190 Dollar/Tonne bis auf 8.944,50 Dollar/Tonne Mitte März zurück und notiert zuletzt bei 9.322 Dollar/Tonne nicht maßgeblich über diesem Tief. Märkte verhalten sich im Bereich neuer historischer Höchstkurse äußerst sensibel. Neue, positive Gründe müssen gefunden werden, um neue Käufer anzulocken. Diese neuen, positiven Gründe blieben Mitte Februar aber aus. Eine bedeutende Rolle spielten dabei so genannte Arbitrage-Händler, die Kupfer in London kaufen und es in Shanghai wieder verkaufen -und dabei Preisunterschiede zwischen den beiden Börsenplätzen ausnutzen. Nun notieren die Preise in Shanghai nur noch leicht höher als in London, sodass diese Geschäfte unattraktiv geworden sind. Die Shanghaier Kupferpreise haben sich beruhigt, seitdem die chinesische Zentralbank an der Zinsschraube dreht. Durch die Abstinenz der Arbitrage-Händler sind auch die chinesischen Kupferimporte gefallen, was viele Marktteilnehmer reflexartig veranlasste, Kupfer zu verkaufen und auf eine Abschwächung der chinesischen Wirtschaftsleistung zu wetten.

Das mag auf den ersten Blick einleuchtend sein. Sieht man jedoch genauer auf die Zahlen, so könnte sich diese Denkweise möglicherweise als Trugschluss erweisen. Durch hohe Importe im zweiten Halbjahr 2010 sind die Kupfervorräte an der Shanghaier Börse auf über 700.000 Tonnen angewachsen. Einige Anleger mögen diese Zahl nun ins Verhältnis setzen mit dem weltweit im Jahr 2011 erwarteten Angebotsdefizit von 300.000 bis 500.000 Tonnen und daraus folgern, dass es doch genügend Kupfer geben könnte. Möglicherweise ist dies aber dennoch nicht der Fall. Auf der CESCO (Centre forCopper and Mining Studies) Konferenz in Santiago kam heraus, dass ein großer Teil der Shanghaier Kupfervorräte in Finanzierungsverträgen gebunden ist. Es wird geschätzt, dass rund 70%, das sind 500.000 Tonnen Kupfer, von chinesischen Baukonzernen als Bürgschaften bei Banken hinterlegt sein könnten. Die Baukonzerne kommen über diesen Weg noch an günstige Kredite - versuchen also, die Straffung der Geldpolitik der Zentralbank zu umgehen. Die tatsächlich verfügbare Kupfermenge könnte also recht gering sein und die verbleibende Vorratsmenge in den Lagerhallen könnte sich bald als zu gering erweisen, wenn die Baukonzerne ihre Projekte weiter finanzieren können und bald neues Kupfer einkaufen müssen.

Doch auch aus charttechnischer Sicht könnte die Investition in Kupfer wieder interessant werden. Harald Weygand, Head of Trading bei Godmode-Trader.de, sieht Kupfer als "Trading-Buy". Der Analyst weist in einer aktuellen Analyse darauf hin, dass der Verkaufsdruck bei Kupfer seit Anfang April immer mehr abnehme. Außerdem könne eine zentrale Unterstützung bei 9.055 Dollar/Tonne verteidigt werden. "In den nächsten Wochen könnte Kupfer zunächst wieder bis auf 10.000 Dollar/Tonne ansteigen", schreibt der Analyst. Er warnt aber auch davor, dass ein nachhaltiges Unterschreiten der Marke von 9.055 Dollar/Tonne zu weiteren Kursverlusten führen würde.

Anleger sollten also genau den Kursverlauf von Kupfer und die technischen Unterstützungslinien beobachten. Ebenso sollten sie einen genauen Blick auf die Konjunkturentwicklung werfen. Ein globaler Konjunkturrückgang und ein weiterhin restriktives Vorgehen der chinesischen Geldpolitik könnten die Kupferpreise weiter belasten.

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Über den Experten

Heiko Geiger
Heiko Geiger
Zertifikate-Experte Bank Vontobel Europe AG

Heiko Geiger verfügt über langjährige Börsenerfahrung und kennt sowohl Banken als auch Börsen von innen wie von außen. Schon über 15 Jahre beschäftigt er sich mit Anlagezertifikaten und Hebelprodukten. Seit 2008 ist er bei der Bank Vontobel Europe tätig und leitet dort das Public Distribution Geschäft für die europäischen Märkte.

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