Kommentar
08:10 Uhr, 16.01.2021

Krisenbekämpfung: So effektiv waren die Notenbanken

Mit jeder Krise lernen Notenbanken, wie sie der nächsten prekären Situation besser begegnen können. 2020 waren sie besonders effektiv.

Der März 2020 ist ein Monat für die Geschichtsbücher. Dies gilt nicht nur aufgrund des Crashs am Aktienmarkt, sondern auch aufgrund der Reaktion der Notenbanken. Der Zustand des Finanzsystems lässt sich messen. Dafür haben Notenbanken Stressindizes entwickelt. Diese Indizes messen den Stress anhand unterschiedlicher Indikatoren. Ein wichtiger Indikator ist die Verfügbarkeit von Kredit. Kredit ist das Schmiermittel der Wirtschaft. Können sich Unternehmen und Staaten kein Geld mehr beschaffen, ist schnell Schluss. Keine Wirtschaft kann ohne Kredit lange Zeit weitermachen. Eine Kreditklemme war 2008 und 2009 ein großer Faktor. Die Wirtschaft braucht natürlich immer dann besonders viel Kredit, wenn es nicht gut läuft. Banken halten sich genau dann zurück. 2008 war es besonders schwierig, da Banken auf hohen Verlusten bei Hypothekenpapieren saßen. Um das Risiko nicht noch zusätzlich zu erhöhen wurde kaum noch Kredit vergeben.

Ein zweiter wichtiger Beitrag zum Stress 2008 (Grafik 1) war die Refinanzierung bzw. das Funding von Finanzinstituten. Bis 2009 refinanzierten sich Banken vor allem untereinander. Wer überschüssige Reserven hatte, lieh sie anderen Banken. Da sich Banken nicht mehr vertrauten und dadurch Reserven kaum zu bekommen waren, stand das Finanzsystem unter enormen Stress.


Lehman Brothers ging bankrott, weil es nicht mehr an Geld kam. Die Assets der Bank wurden nicht mehr als Sicherheiten akzeptiert. So konnte sich Lehman nicht mehr refinanzieren. Rückblickend hätte man die Assets durchaus akzeptieren können. Nun ist es dafür aber zu spät.

Notenbanken änderten ihre Politik in danach. Banken können sich seit über einem Jahrzehnt praktisch unbegrenzt Geld bei der Notenbank beschaffen. Misstrauen der Banken untereinander hat kaum noch Bedeutung, da die Notenbank eingesprungen ist. Dieser Stressfaktor fiel 2020 also weg. Das war ein großer Gewinn.

Am Ende blieben von den Stressfaktoren drei übrig. Kredit wurde kurzfristig knapp, der Aktienmarkt brach ein und die Volatilität stieg. Die Faktoren, die Notenbanken direkt beeinflussen können sorgten für keinen Stress. Notenbanken können ihre Kompetenz sogar noch ausweiten und in der nächsten Krise noch besser reagieren.

In den USA erhielt die Notenbank vom Staat Kapital für Kreditprogramme. Banken konnten Kredite vergeben und diese an die Notenbank abgeben. Die Programme wurden allerdings erst spät ins Leben gerufen. Würden sie permanent zur Verfügung stehen, könnte beim nächsten Mal auch die Verfügbarkeit von Kredit problemlos gesichert werden.

Zum globalen Stresslevel trugen die USA am meisten bei. 2008 war das anders. Hypothekenpapiere lagen auch in Europa und sorgten für eine Bankenkrise, die in einigen Ländern noch immer nicht ausgestanden ist. Die USA und Dollarliquidität sind in jeder Krise für das globale Finanzsystem ein wichtiger Faktor. Je besser die USA den Stress managen, desto besser geht es auch im Rest der Welt.

Europa überstand den Schock relativ gut. Vergleicht man den Stressindex mit der Historie (Grafik 3), so war 2020 fast unauffällig.

Notenbanken ist es nicht gelungen den Stress komplett abzufedern. Im Vergleich zu früheren Krisen waren sie jedoch sehr effektiv. Gemessen an der ersten Reaktion des Finanzmarktes auf die Pandemie gleicht es fast einem Wunder, dass Schlimmeres vermieden wurde.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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